Atlantikwald – Das Reich des Jaguars
Sieben Prozent aller Arten
Der Atlantikwald ist ein Ort der Superlative: Fast nirgendwo sonst leben so viele Arten auf engstem Raum. Aber auch kaum ein anderer Tropenwald ist so gefährdet. Nur noch 17 Prozent der ursprünglichen Waldfläche sind übrig. Der WWF setzt sich stark für den Erhalt des Jaguar-Reichs ein.
Der Atlantikwald beheimatet sieben Prozent aller weltweiten Tier- und Pflanzenarten – viele davon leben gar nur hier. So kommen zum Beispiel 90 Prozent aller Amphibienarten und 50 Prozent aller Pflanzenarten des Atlantikwaldes nirgendwo sonst auf der Erde vor. Der «Mata Atlântica», so der Name auf Portugiesisch, zog sich einst als grosses grünes Band entlang der brasilianischen Küste und bis ins Landesinnere nach Paraguay und Argentinien. Heute sind grosse Waldflächen gerodet, stattdessen sind Viehweiden, Holzplantagen und landwirtschaftliche Produktionsflächen entstanden – vor allem für Soja. Von der ursprünglichen Ausdehnung des Atlantikwaldes (etwa 30-mal so gross wie die Schweiz) sind heute nur noch knapp 17 Prozent übriggeblieben.
Der WWF setzt sich seit über 20 Jahren für den Erhalt des Atlantikwaldes ein. Dabei verfolgt er fünf Ziele: Stopp der Abholzung, Bewahren der bestehenden Waldflächen und deren Verbindung durch Korridore, verbesserte Methoden in der Agrar- und Forstwirtschaft sowie das Lindern der Effekte des Klimawandels.
Ein Indikator für den Zustand des Atlantikwaldes ist der Jaguar. Wenn er keine ausreichend guten Lebensbedingungen mehr vorfindet, ist das ökologische Gleichgewicht insgesamt gefährdet. Die Populationsgrösse des Jaguars dient dem WWF deshalb auch als Messinstrument für den Zustand der Wälder.
Menschen, Soja und Holzwirtschaft
Rund ein Drittel aller Menschen in Südamerika leben in der Ökoregion des Atlantikwaldes. Dementsprechend gross ist der Druck, den die Menschen mit landwirtschaftlichem Anbau, Rinderzucht oder urbanem Wachstum auf den Atlantikwald ausüben.
Soja und Zuckerrohr
Die grösste direkte Bedrohung für den Atlantikwald stellt heute der kommerzielle Anbau von Soja und Zuckerrohr dar. Vor allem in Paraguay ist Sojaanbau für den grössten Teil der Entwaldung der Grund.

Urbanes Wachstum und Infrastruktur
Im brasilianischen Teil des Atlantikwaldes sind es hauptsächlich das Wachstum der Städte und grosse Infrastrukturbauten, die den Wald verdrängen. Die Metropolen São Paulo und Rio de Janeiro liegen ebenso in diesem Lebensraum wie zahlreiche weitere grosse Städte an der Küste Brasiliens. Mit dem Bau des Itaipu-Kraftwerks am Rio Paraná an der Grenze zu Paraguay und Brasilien wurde in den 1970er- und 1980er-Jahren eine Fläche von über 1300 Quadratkilometer überflutet.
Klimawandel
Die grossflächige Abholzung des Atlantikwalds und daraus resultierende CO2-Emissionen sind für den Klimawandel mitverantwortlich. Doch auch der Klimawandel selbst ist eine Bedrohung für den Atlantikwald und für die wirtschaftlichen Aktivitäten, die stark von klimatischen Bedingungen abhängig ist. Probleme wie der Verlust der Bodenfruchtbarkeit, Energieknappheit, Wasserverschmutzung und Mangel an Feuerholz verschärfen sich aufgrund des Klimawandels. Notwendige Anpassungen an extreme Wetterereignisse wie Trockenheit, Überschwemmungen und Hitzewellen werden den Druck auf Waldgebiete weiter erhöhen. Umso wichtiger ist es, die Effizienz in der Produktion zu steigern, den Wald zu erhalten, CO2-Emissionen zu reduzieren, die Wasserqualität zu verbessern und alternative Energiequellen zu erschliessen.
Rinderzucht und Holzproduktion
Grosse Flächen, auf denen einmal dichter subtropischer Wald wuchs, werden heute für Holzplantagen (vor allem Eukalyptus) und die Rinderzucht genutzt. Die über neun Millionen Hektaren Plantagen mit exotischen Baumarten in den drei Ländern liegen zum grössten Teil im ursprünglichen Verbreitungsgebiet des Atlantikwaldes.
Aufklärung, Schutz und Durchsetzung
Schutzgebiete sind eine wichtige Voraussetzung, um den Atlantikwald zu erhalten. Viele im Wald lebende Arten sind zusätzlich auf Korridore zwischen den geschützten Waldflächen angewiesen. Schutzmassnahmen greifen aber nur dann, wenn Politik und Bevölkerung sich der Dringlichkeit bewusst sind.
Der Bevölkerung bieten Schutzgebiete soziale und wirtschaftliche Vorteile, sei es durch den Tourismus, die öffentliche Nutzung, Umweltbildung und als langfristige Quelle von Finanzierungsmöglichkeiten. Auch sind sie wichtige Elemente zur Sicherung der Ökosystemdienstleistungen.
Ist die nachhaltige Nutzung von Naturwäldern auch rentabel, schafft dies einen Anreiz, die Wälder zu erhalten. Aber auch abseits der Schutzzonen können rücksichtsvolle und nachhaltige Methoden die Auswirkungen der menschlichen Tätigkeit eindämmen, sowohl in der industriellen wie auch in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft.
Im Atlantikwald ist der Jaguar eine so genannte Flaggschiffart. Flaggschiffarten können nur überleben, wenn ihnen intakte Ökosysteme als Lebensräume zur Verfügung stehen. Sie sind dadurch gute Indikatoren für den Zustand ihres Lebensraums und für den Erfolg von Schutzmassnahmen.
Der WWF im Atlantikwald
Der WWF setzt sich für eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen ein. Wir unterstützen die Einrichtung von Schutzgebieten und informieren die Bevölkerung über Lösungsansätze zum Schutz des Waldes.