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Wolve with two pups
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12. Februar 2024

Wolf: Weniger Hektik, mehr Herdenschutz

Die Zahl der Nutztierrisse ist im letzten Jahr zurückgegangen – trotz mehr Wölfen. Die Schweiz ist also auf gutem Weg. Mit der übertrieben grosszügigen Abschuss-Freigabe des Bundesrats von rund zwei Dritteln der Schweizer Wölfe setzt er auf Willkür und Hektik. 

«Ein pragmatischer Umgang mit der Wolfspräsenz ist für alle Betroffenen anstrengend und herausfordernd, aber machbar.»

Der WWF will das friedliche Zusammenleben von Menschen und Grossraubtieren in der Schweiz fördern. Auf dem Weg dorthin ist vor allem der Schutz der Schafe notwendig – hier liegt deshalb ein Fokus unserer Arbeit.

Dort, wo der Herdenschutz fachgerecht umgesetzt wird, zeigt er auch seine Wirkung. So entfielen im Wallis 2023 wieder 80 Prozent aller Schäden auf ungeschützte Herden.

Daneben bestehen bereits heute Möglichkeiten, um den wachsenden Wolfsbestand zu dezimieren. So sieht das neue Jagdgesetz bei drohenden Schäden oder Gefährdung präventive Abschüsse vor. Das befürworten auch die Umweltorganisationen. Sie stehen hinter dem neuen Gesetz.

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A pack of wolves in snowy woods
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Sheepdog amongst sheep on alpine field

Eine willkürliche Jagdverordnung 

Der WWF kritisiert hingegen die im November 2023 vom Bundesrat verabschiedete Jagdverordnung. Wo Weitblick, Pragmatismus und Verantwortungsgefühl im Umgang mit der Präsenz Wolf gefragt wären, wird nun blinder Aktionismus zugunsten vermeintlich einfacher Lösungen betrieben. 

So legt der Bundesrat die minimale Anzahl Wolfsrudel auf zwölf fest – verteilt auf verschiedene Regionen, sogenannte Kompartimente. «Ein solcher willkürlicher Schwellenwert hat mit Artenschutz nichts mehr zu tun», sagt Bethlenfalvy. Dieser widerspreche allen wildbiologischen Erkenntnissen. «Es kann nicht sein, dass wir das Zusammenleben auf der Basis von Abschüssen nach Quote gestalten, die Beamte aufgrund einer Excel-Tabelle festlegen.» Der Herdenschutz muss stets zentral bleiben.  

Von einem solchen Schwellenwert war während der ganzen parlamentarischen Debatte zum Gesetz nie die Rede und er kommt auch in keinen Materialien zum Jagdgesetz vor. 

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Calanda Wolf, Graubünden
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Junger Wolf im norwegischen Zoo
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Dog and flog of sheep

Wie geht es jetzt weiter? 

Der WWF erwartet von den Kantonen, dass sie – wie bisher praktiziert – auf der Basis von Fachkompetenz, Ausgewogenheit und Verhältnismässigkeit agieren. Ihre Arbeit erhält mit dem neuen Jagdgesetz und der Verordnung zusätzlichen Handlungsspielraum im Umgang mit dem Wolf. Gezielte, zeitnahe Eingriffe gegen schadenstiftende Rudel können zu einem Rückgang der Schäden an Nutztieren führen. 

Hingegen wehren wir uns gegen willkürliche Abschussverfügungen, die möglicherweise sogar dem Gesetz widersprechen. Gemeinsam mit anderen Umweltschutzorganisationen haben wir mehrere Beschwerden eingereicht, um sieben Abschussverfügungen gerichtlich überprüfen zu lassen. Vorab haben wir unsere Beschwerden sorgfältig abgewogen und nur Verfügungen gerichtlich überprüfen lassen, bei denen eine Verletzung der Prinzipien von Verhältnismässigkeit oder Legalität befürchtet werden muss. So konnten wir die potenziell gesetzwidrige Abschussverfügung von sieben Wolfsrudeln (vier im Kanton Graubünden und drei im Kanton Wallis) vorerst verhindern. Das ist wichtig, denn Abschüsse sind irreversibel. 

Genau deswegen ist die aufschiebende Wirkung einer Beschwerde die Regel und ein Entzug nur in Ausnahmefällen gerechtfertigt. Ein solcher Ausnahmefall ist aber gemäss dem Entscheid des Bundesverwaltungsgerichts hier nicht gegeben. Das Gericht verweist ausserdem darauf, dass Herdenschutzmassnahmen das wichtigste Instrument zur Reduktion von Schäden an Nutztieren sind und deshalb unbedingt verstärkt werden müssen.  Von der aufschiebenden Wirkung sind nur die sieben Abschussverfügungen betroffen, gegen die der WWF und Partnerorganisationen rekurriert haben, alle übrigen nicht.

Der jetzige Entscheid ist hoffentlich ein erster Schritt, um zu einem fachlich fundierten Umgang mit dem Wolf zurückzufinden. 

Braucht es mit der neuen Jagdverordnung noch den Herdenschutz?

Die willkürliche Jagdverordnung schürt unnötig falsche Hoffnungen. Auch mit der neuen Jagdverordnung werden die Betroffenen letztlich erkennen, dass kein Weg an einem konsequent umgesetzten Herdenschutz in zumutbarem Ausmass vorbeiführt. Dafür müssen Bund und Kantone unbedingt die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen.

Im Jahr 2000 wurden pro Wolf rund 42 Schafe gerissen. Diese Zahl ist inzwischen auf noch rund vier Risse pro Wolf und Jahr gesunken (siehe Grafik). Dort, wo Herdenschutz fachgerecht umgesetzt wird, wirkt er in aller Regel.

Graph of the ratio of the number of wolves to livestock kills

Warum braucht es den Wolf in der Schweiz?

Der Wolf ist als heimische Tierart in die Schweiz zurückgekehrt. Er hat nicht nur ein unveräusserliches Existenzrecht, sondern er erfüllt auch wichtige Funktionen im Ökosystem.

So wirkt er im Wald einem hohen Verbiss durch Hirsche, Gämsen und Rehe entgegen, indem er deren Verhalten beeinflusst. Dies kann die Waldentwicklung fördern, und die Präsenz des Grossraubtiers kann dazu führen, dass sich seltene Baumarten lokal erholen können. Nicht umsonst spricht sich der Schweizer Forstverein klar für den Wolf aus. Leider haben hierzulande die Interessen des Waldes im Vergleich zu jenen der Landwirtschaft einen schweren Stand.

So setzt sich der WWF ein

Letztlich muss das Zusammenleben in den betroffenen Regionen möglichst konfliktfrei und langfristig funktionieren. Dafür braucht es Perspektiven, Wissen und Kooperation. Hier setzt der WWF an:

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Herdenschutzhund mit Schafen

Wir unterstützen den Herdenschutz, indem wir den Einsatz von Freiwilligen durch regionale Partner ermöglichen oder Herdenschutzprojekte fördern.

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Wolfsmutter mit Jungem vor Höhle

Wir sorgen dafür, dass ein direkter Wissenstransfer zwischen betroffenen Akteuren und Behörden (lokal wie auch international) ermöglicht wird – so können die Regionen von praxiserprobtem Wissen zu Methoden bezüglich Herdenschutz und Wildtiermanagement profitieren. 

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Frau schreitet voran an Herdenschutzhundkurs

Wir unterstützen regionale Akteure bei der Gestaltung eines konfliktarmen Zusammenlebens durch Kommunikations-, Mediations- und Partizipationsmethoden.

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Wolf

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