31. Juli 2023 — Medienmitteilung

Earth Overshoot Day: Ab dem 2. August stehen wir in der Schuld der Erde

Abgeholzte Wälder, überfischte Meere, übernutzte Böden: wir betreiben Raubbau an der Erde, weil wir mehr natürliche Ressourcen verbrauchen, als sie uns innerhalb eines Jahres nachhaltig zur Verfügung stellen kann.

  • Der ökologische Fussabdruck der Menschheit ist zu gross. Derzeit bräuchte die Menschheit etwa 1.7 Planeten, um ihre Bedürfnisse für Nahrung, Kleidung, Infrastruktur und Energie nachhaltig decken zu können.
  • Derzeit macht der CO2-Fussabdruck, das heisst die Kohlenstoffemissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe, 61 Prozent des ökologischen Fussabdrucks der Menschheit aus. Die Emissionen übersteigen die verfügbaren Kapazitäten der Natur, überschüssiges CO2 in Wäldern, Wiesen, Mooren und Meeren zu speichern.
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Entwicklung Earth Overshoot Day bis 2023

Entwicklung Earth Overshoot Day bis 2023

Lydia Ebersbach, Mediensprecherin des WWF Schweiz:
«Wir alle sind aufgefordert, den Earth Overshoot Day nach hinten zu verschieben. Im Kleinen wie im Grossen können wir mit unserem Verhalten zu einem nachhaltigen Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen beitragen.»

«Indem wir so über unsere Verhältnisse leben, ignorieren wir die natürlichen Grenzen unseres Planeten. Es ist, als würden wir von einem Apfelbaum nicht nur alle Früchte essen, sondern auch gleich noch das Holz des Stammes und der Äste verbrennen.»

Das Jahr ist gerade zur Hälfte vorbei und die Weltbevölkerung hat die natürlich regenerierbaren Ressourcen der Erde schon aufgebraucht. Der ökologische Fussabdruck der Menschheit übersteigt die Kapazitäten der Erde. Der Overshoot Day berechnet für die Erde, einzelne Länder oder Regionen, wann die natürlich regenerierbaren Ressourcen aufgebraucht sind. Wie gross der individuelle ökologische Fussabdruck ist, lässt sich mit unserem Footprint-Rechner schnell ermitteln.

Grosse Unterschiede zwischen den Ländern
Nicht überall auf der Erde werden die natürlichen Ressourcen der Erde gleich stark verbraucht. Wie ungleich die Verteilung ist, zeigen die Overshoot Days der verschiedenen Länder. Wenn alle so leben und konsumieren würden wie die Menschen in den USA und Dubai, wären die natürlichen Ressourcen des Planeten schon im Februar verbraucht. Mit der Lebensart der Schweiz würde es bis in den Mai reichen. Nur in Ländern wie Indonesien, Ecuador und Jamaika verbrauchen die Menschen nur so viel, wie die Erde nachhaltig zur Verfügung stellen kann.

Den Earth Overshoot Day nach hinten schieben
Der WWF macht darauf aufmerksam, dass es wichtiger denn je ist, den Overshoot Day nach hinten zu verschieben. Im Kleinen kann jede:r selbst etwas dazu beitragen, im Grossen braucht es kluge Politik. Und dort liegt auch das grösste Potenzial: wenn Regierungen ihre Gesetze und Unternehmen ihre Strategien mit den endlichen Ressourcen unseres Planeten in Einklang bringen, kann am meisten bewegt werden.

Wie das gelingen kann?

  1. Weniger Fleisch essen: Gemüse statt Steak. Klingt einfach, ist es auch. Und je weniger Tiere gehalten werden müssen, desto weniger Futter muss für sie angebaut werden – die Regenwälder in den Soja-Anbaugebieten in Südamerika werden es uns danken. Um ein Kilogramm Rindfleisch zu produzieren, braucht es 25 Kilogramm Getreide und 15'000 Liter Wasser. 
  2. Velo statt Auto: Die meisten von uns könnten für kleine Strecken noch öfter das Velo nehmen. Und die Politik fordern wir auf, eine gute Velo-Infrastruktur aufzubauen. In Städten wie Kopenhagen und Amsterdam ist das Wetter auch nicht besser als bei uns – und trotzdem werden dort 40 Prozent aller Wege mit dem Velo zurückgelegt. Und wenn es etwas mehr zu transportieren gibt, oder längere Strecken zurückgelegt werden sollen, ist das E-Bike ebenfalls eine gute Alternative zum Auto. 
  3. Energie einsparen und erneuerbare Energiequellen nutzen: Einer der grössten Hebel liegt in der Art, wie wir Energie produzieren und sie verbrauchen. Im Kleinen können wir sicherstellen, dass wir energiesparende Geräte einsetzen, Strom sparsam verwenden und alte Öl- und Gasheizungen gegen Wärmepumpen tauschen. Im Grossen fordern wir einen raschen Ausbau erneuerbarer Energiequellen, damit der Klimaerwärmung und dem Verlust der Biodiversität wirksam etwas entgegengesetzt wird.
  4. Ferien in der Nähe: Mit dem Zug ins nahe europäische Ausland oder Ferien in der Schweiz: jedes Mal, wenn wir auf Bahn statt Flieger setzen, spart dies Emissionen und schützt unsere Erde.
  5. Verschwendung von Nahrungsmitteln vermeiden: Im Kleinen hilft gute Planung beim Einkaufen. Aber warum nicht wie in Frankreich ein Gesetz (Loi Garot’s) erlassen, das grosse Supermärkte zwingt, unverkaufte Nahrungsmittel zu spenden, anstatt diese wegzuwerfen? 

Weitere Informationen:
Mit unserem Footprint-Rechner lässt sich der individuelle Footprint schnell ermitteln.
Weitere Informationen finden Sie beim Global Footprint Network.
Bildmaterial, Grafiken und Videos hier.

Kontakt: Lydia Ebersbach, Mediensprecherin WWF Schweiz, Tel: 077 4350541, lydia.ebersbach@wwf.ch

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Länder-Overshoot-Days 2023

Overshoot Days der Länder 2023

Anmerkung zum Datum: 
Rein rechnerisch liegt der Earth Overshoot Day in diesem Jahr fünf Tage nach dem von 2022. Was nach guten Nachrichten klingt, sind leider Grossteils nur rechnerische Anpassungen. Um einen Tag konnte der Earth Overshoot Day tatsächlich nach hinten verschoben werden. Die verbleibenden vier Tage ergeben sich aus der Integration von verbesserten Datensets in die Berechnungen. 

Über den Ecological Footprint (ökologischen Fussabdruck)
Der Ecological Footprint ist die umfassendste Kennzahl zur Bilanzierung biologischer Ressourcen, die derzeit verfügbar ist. Er basiert auf 15.000 Datenpunkten pro Land und Jahr und summiert alle konkurrierenden Nutzungsansprüche der Menschen an biologisch produktive Flächen – für Nahrung, Holz, Fasern, für die Bindung von CO2 und die Bereitstellung von Infrastruktur. Derzeit macht der CO2-Fussabdruck, d.h. die Kohlenstoffemissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe, 61 Prozent des ökologischen Fussabdrucks der Menschheit aus. Die National Footprint and Biocapacity Accounts werden nun vom FoDaFo in Zusammenarbeit mit der York University in Toronto erstellt.