13. Dezember 2021 — Medienmitteilung

Ein Schritt in Richtung zukunftsfähige Wasserkraftnutzung

Gemeinsame Medienmitteilung von Pro Natura, Schweizerischer Fischerei-Verband und WWF Schweiz zum Runden Tisch Wasserkraft

Die beteiligten Umweltverbände stehen ein für den Ausbau der erneuerbaren Energien, wenn man gemeinsam Lösungen entwickelt, die auch die Biodiversität berücksichtigen. Deswegen unterzeichnen sie die heute verabschiedete Absichtserklärung zum gezielten Ausbau der Speicherwasserkraft.

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Staudamm mit Bergpanorama im Wallis
  • Die Umweltverbände stehen ein für den Dialog und die gemeinsame Lösungsfindung. Das Ergebnis des Runden Tischs zeigt, dass gute Lösungen gefunden werden, wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten.
  • Die Absichtserklärung zeigt den noch möglichen Beitrag der Wasserkraft zu einer umweltverträglichen Energiewende. Ein gezielter Ausbau der Winterspeicherproduktion ist möglich, ohne die letzten wertvollen Naturwerte zu zerstören oder bestehende Schutzbestimmungen aufzuweichen. 
  • Neben ausgewählten Wasserkraftprojekten liegt der Fokus auf Empfehlungen und Ausgleichsmassnahmen zum Schutz der Natur. Unter anderem empfehlen die Beteiligten des Runden Tischs, die ökologische Sanierung bestehender Wasserkraftwerke rasch und gemeinsam anzugehen und ausreichend zu finanzieren. Diesen positiven Geist gilt es nun umzusetzen. 
  • Mit der nach vertiefter Prüfung der Projekte realisierbaren Winterspeicherproduktion wird der zusätzliche Beitrag der Wasserkraft zur Energiewende erreicht: Matchentscheidend für die Versorgungssicherheit ist nun rasch und konsequent die Photovoltaik auszubauen und die Stromverschwendung zu stoppen. Hier liegen die grosse Potenziale.  

Zitate: 
Ursula Schneider Schüttel, Präsidentin Pro Natura Schweiz:
“Der Ausbau der Erneuerbaren Energien ist notwendig. Zugleich können wir nicht ignorieren, dass die Biodiversität an und in den Gewässern in einem höchst kritischen Zustand ist. Der Ausbau der Erneuerbaren und der Schutz von Natur und Landschaft müssen daher Hand in Hand gehen.” 

Thomas Vellacott, CEO WWF Schweiz:
“Nur im Dialog kommen wir voran und meistern die Herausforderungen der Energiewende gemeinsam. Der Runde Tisch hat gezeigt, dass es möglich ist aufeinander zuzugehen und ein ausgewogenes Ergebnis zu erzielen, ohne dass bestehende Schutzbestimmungen aufgeweicht werden müssen.” 

Roberto Zanetti, Präsident Schweizerischer Fischerei-Verband: 
“Werden die Absichten des Runden Tischs umgesetzt, kann die ökologische Sanierung der bestehenden Wasserkraftwerke vorangetrieben und ausreichend finanziert werden  - ein Meilenstein für den Gewässerschutz.”

Kein anderes Land der Welt nutzt seine Gewässer so stark für die Wasserkraftproduktion wie die Schweiz. Der Zustand der Biodiversität am und im Wasser ist schlecht: Zwei Drittel der einheimischen Fischarten sind bedroht oder ausgestorben, weniger als 5 Prozent unserer Fliessgewässer sind noch intakt. Vor diesem Hintergrund ist es dem Runden Tisch Wasserkraft in konstruktiven Verhandlungen gelungen, einen Weg aufzuzeigen, wie die Speicherwasserkraft gesteigert, und dabei zusätzliche Eingriffe in die Natur möglichst klein gehalten werden könnten. 

Klima- und Biodiversitätskrise gemeinsam angehen
15 ausgewählte Projekte werden nun von den Beteiligten zur genaueren Prüfung empfohlen. Der Fokus liegt auf Standorten, die bereits vorbelastet sind sowie auf Empfehlungen und Ausgleichsmassnahmen zum Schutz der Natur. Die Erhöhung bestehender Stauseen soll gegenüber Ersteingriffen in wertvolle Naturräume priorisiert werden. Dieser Fokus ist richtig: so wird die Klimakrise nicht auf Kosten der Biodiversität gelöst. Die beiden Krisen können nur gemeinsam bewältigt werden. Folgerichtig empfehlen die Beteiligten, den geplanten Ausbau der Winterspeicherproduktion in umfassende Massnahmen zum Schutz der Natur und Landschaft einzubetten: So wird z.B. in den Kantonen eine übergeordnete Planung empfohlen, die neben der erneuerbaren Energienutzung auch Gebiete zum Schutz der Biodiversität ausweist und den Ausbau mit den bestehenden Nutzungen und ihrer ökologischen Sanierung abstimmt. Zudem bekennen sich die Beteiligten konsequent angemessene Restwassermengen in den Gewässern zu belassen, und die wertvollen Auengebiete von nationaler Bedeutung zu schützen. Die trotz allem entstehenden Schäden des Ausbaus sollen durch Ausgleichsmassnahmen abgemildert werden, die einen Mehrwert für Natur und Landschaft erzielen und über die gesetzlich vorgeschriebenen Ersatzmassnahmen hinausgehen. Nicht zuletzt soll die ökologische Sanierung der bestehenden Wasserkraftwerke vorangetrieben und ausreichend finanziert werden. Unter dem Strich gewinnt so auch die Biodiversität.  

Kontakte: 
Philipp Sicher, Schweizerischer Fischerei-Verband, 079 218 59 21, psicher@sfv-fsp.ch
Nathalie Rutz, Medienverantwortliche, Pro Natura, 079 826 69 47, nathalie.rutz@pronatura.ch  
Myriam Stucki, Leiterin Corporate Communications, WWF Schweiz, 076 552 18 28, myriam.stucki@wwf.ch