26. August 2019 — Medienmitteilung

Gewässerschutz – Volksvertreter vertreten das Volk nicht

Dem Schweizer Volk liegen lebendige Bäche und Flüsse am Herzen. Das zeigt eine vom WWF in Auftrag gegebene, repräsentative Umfrage. Doch die Gewässer stehen unter starkem Druck. Nicht nur wegen der Klimaerwärmung – aus dem Nationalrat kommen laufend Vorstösse, die den Gewässerschutz aushöhlen.

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Schweizer Fluss Areuabach

Die Volksvertreter vertreten das Volk nicht: Kaum eine Session vergeht, ohne dass die Mehrheit des Nationalrats nicht minimale Umweltstandards beim Gewässerschutz unter Beschuss nimmt. Damit politisiert die grosse Kammer komplett am Volk vorbei. Dieses fordert natürliche Flüsse und Bäche. Eine klare Mehrheit will auch, dass Wasserkraftbetreiber Umweltschutzvorschriften einhalten und Schäden an der Natur mit Renaturierungsmassnahmen kompensieren. Zugleich ist nur einer Minderheit der Bevölkerung bewusst, wie schlecht der Zustand unserer Gewässer wirklich ist. Das geht aus einer im Juli 2019 durchgeführten, repräsentativen Umfrage des Instituts Link mit 1243 Teilnehmenden aus der ganzen Schweiz hervor (siehe Beilage unten). Hier die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:  

  • 94 Prozent der Befragten wünschen sich naturnahe Bäche und Flüsse.
  • Mehr als 88 Prozent wollen Regelungen, die verhindern, dass sich der Gewässerzustand verschlechtert.
  • 89 Prozent wollen eine umweltverträgliche Stromproduktion, die der Natur und Landschaft möglichst wenig schadet (86 Prozent). Insbesondere soll die Stromproduktion aus Wasserkraft die Ziele des Natur- und Gewässerschutzes nicht gefährden. Auch sollen Kraftwerke nur dann in den Genuss von öffentlichen Gelder kommen, wenn sie Umweltschutz-Vorschriften umsetzen (81 Prozent).
  • 94 Prozent verlangen zudem, dass ausreichend Wasser in Bächen und Flüssen fliesst, damit Tiere und Pflanzen überleben können.
  • Eine deutliche Mehrheit von 83 Prozent findet, dass Kraftwerksbetreiber bleibende Schäden mit Renaturierungsmassnahmen kompensieren müssen.  
  • 93 Prozent sind sich nicht bewusst, wie schlecht der Zustand unserer Bäche und Flüsse wirklich ist.

Mehrheit im Nationalrat lässt die Gewässer im Stich

Dieses klare Verdikt der Bevölkerung zugunsten der Natur steht im Gegensatz zur Politik der Mehrheit der Grossen Kammer. Statt den Gewässerschutz auszubauen und damit dringend notwendige Fortschritte für die Artenvielfalt und den Erhalt wertvoller Lebensräume anzustossen, höhlt sie diesen immer weiter aus. Dazu einige Beispiele:

Der Verlust an Biodiversität in der Schweiz ist dramatisch, die Artenvielfalt nimmt rapide ab. Schweizer Flüsse müssen wieder lebendiger werden. Denn unsere Gewässer sind Lebensraum von rund der Hälfte aller Schweizer Tier- und Pflanzenarten.

Julia Brändle, Projektleiterin Gewässerschutz beim WWF: «Nur noch 5 Prozent der Schweizer Gewässer sind in einem natürlichen Zustand. Beim Gewässerschutz ist die Kluft zwischen dem, was die Bevölkerung will und dem, was das Parlament (nicht) geleistet hat, besonders tief.»

«Damit wir den Biodiversitätsverlust aufhalten können, braucht die Natur eine stärkere Stimme in Bern.»

Kontakt:

Corina Gyssler, Kommunikationsberaterin, WWF Schweiz, 044 297 22 54