17. Dezember 2020 — Medienmitteilung

Klima-Märkte unter Pariser Klimaabkommen: Wie Unternehmen ihre Chancen packen sollen

Am 1.1.2021 beginnt die erste Verpflichtungsperiode unter dem Pariser Klimaabkommen. Somit ändern sich auch die Spielregeln bei Klimaschutzprojekten im Ausland. Das ist wichtig für Unternehmen, die sich im Ausland reduzierte Treibhausgasemissionen anrechnen lassen. Der WWF hat deshalb Empfehlungen für glaubwürdige Klimastrategien von Unternehmen erstellt und heute veröffentlicht.

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Sonne geht hinter der Erde unter

Die verheerenden Auswirkungen der Klimaerhitzung und der Druck von der Strasse, die Klimakrise endlich ernst zu nehmen, haben nicht nur das Interesse an klimakompensierten Flugtickets erhöht, sondern viele Firmen dazu bewegt, ihre Klimaschutzbemühungen durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten im Ausland zu ergänzen. Der WWF begrüsst dieses stark ansteigende Interesse an Klimaschutzprojekten ausdrücklich, aber lediglich als ein Element innerhalb einer umfassenden Klimastrategie.

Am 1. Januar 2021 beginnt die erste Verpflichtungsperiode unter dem Pariser Klimaabkommen, welches das Kyoto-Protokoll ablöst. Dieser Wechsel ist relevant: Neu haben alle Länder ihre eigenen Klimaziele. Klimaschutzprojekte im Ausland gelten ab dann als ein Beitrag zur Verbesserung der Klimabilanz des Gastlandes und damit zur Erfüllung von deren nationalen Klimazielen im Rahmen des Pariser Klimaabkommens. Viele Länder sind auf diese zusätzliche Finanzierung ihrer Klimaschutzprojekte angewiesen. Sie kann ihnen helfen, ihre Ziele überhaupt zu erreichen oder künftig ambitionierte Klimaziele zu verfolgen.

Wollen Unternehmen sich selbst die im Ausland erzielte Reduktion an Treibhausgasemissionen anrechnen, so muss neu das Gastland bereit sein, diese Reduktion zu transferieren. Das Gastland muss dann auch ohne die transferierte Reduktion sein Klimaziel erreichen. Nur so handelt es sich tatsächlich um eine zusätzliche Reduktion.

Im Hinblick auf diese Zeitenwende im globalen Klimaschutz hat der WWF Empfehlungen für umfassende und glaubwürdige Klimastrategien von Unternehmen in Einklang mit dem Paris-kompatiblen Klimaabkommen entwickelt und heute vorgestellt:

  • Reduktion der Treibhausgasemissionen eines Unternehmens inklusive seiner in- und ausländischen Wertschöpfungsketten, abgestützt auf einem wissenschaftsbasierten Pfad, der eine weltweite Erwärmung von maximal 1.5°C anvisiert (Science-Based Targets).
  • Darauf aufbauend für die verbleibenden Emissionen: Eine Mitfinanzierung der Klimawende im Umfang der verursachten Klimafolgekosten (z.B. durch Innovationen im Klimaschutz oder durch hochwertige Klimaschutzprojekte)
  • Animation und Unterstützung von Partnern innerhalb der Wertschöpfungskette, der Branche und bei politischen Entscheidungsträgern hin zu ambitiösem und wirkungsvollem Klimaschutz.
  • Eine inhaltlich korrekte Kommunikation, sowohl in der Unternehmenskommunikation als auch auf den Produkten: Es muss drin sein, was draufsteht. Keine zweideutigen und irreführenden Behauptungen, wie es z.B. “Klima- oder CO2-Neutralität” mit sich bringen.

Zitate Patrick Hofstetter, Klimaschutzexperte WWF Schweiz:
«Wer Vorwürfe wie Ablasshandel und Greenwashing verhindern will, erhält im aktuellen WWF-Papier Empfehlungen, wie eine glaubwürdige und umfassende Klimastrategie aussieht.»
«Das Einführen eines firmeninternen CO2-Preises in der Höhe der Klimafolgekosten der verbleibenden Emissionen ermöglicht es, die Klimaverantwortung tatsächlich wahrzunehmen.»

Zitate Katrin Oswald, Senior Manager Sustainable Markets WWF Schweiz:
«Es braucht dringend das verstärkte Engagement des Privatsektors im Klimaschutz: Die bisherigen Ambitionen der Länder genügen nicht, um die Klimakrise abzuwenden.»
«Wir rufen die Unternehmen dazu auf, ihre Chance zu nutzen und jetzt Vorreiter für mehr und verantwortungsvolleren Klimaschutz zu werden.»

Weitere Informationen:

  • Die Empfehlungen des WWF «Corporate climate strategies in the era of the Paris Agreement and the (new) role of “compensation” projects» finden Sie hier.
  • Den Report des WWF International/BCG «Beyond Science-Based Targets: A Blueprint for Corporate Action on Climate and Nature» finden Sie hier.

Kontakt:
Corina Gyssler, Kommunikationsberaterin WWF Schweiz, 044 297 22 54, corina.gyssler@wwf.ch
Patrick Hofstetter, Leiter Klima und Energie WWF Schweiz, 044 297 22 77, patrick.hofstetter@wwf.ch
Katrin Oswald, Senior Manager Sustainable Markets WWF Schweiz, 044 297 21 88, katrin.oswald@wwf.ch