Neuste Zahlen zur Stromreserve: WWF fordert Stopp der Verhandlungen zum Bau neuer Gaskraftwerke
Diesen Donnerstag präsentierte die Eidgenössische Elektrizitätskommission (ElCom) die neusten Berechnungen zur Stromreserve. Gemäss dieser müssen bis 2030 Stromreserven im Umfang von mindestens 500 MW zur Verfügung stehen, um eine Strommangellage, mit grosser Wahrscheinlichkeit zu vermeiden. Weil die bestehende Infrastruktur diesen Bedarf deckt, bestätigt die ElCom damit, dass teure, neue Reservekraftwerke unnötig sind.
Dazu Patrick Hofstetter, Energieexperte beim WWF Schweiz:
«Die Zahlen der ElCom zeigen: bis 2030 ist mehr als genug Reserve vorhanden. Der WWF fordert von Bundesrat Rösti und dem UVEK, die laufenden Direktverhandlungen zum Bau neuer, klimaschädlicher Gasreservekraftwerke umgehend zu stoppen.»
Info:
Die drei bestehenden thermischen Reservekraftwerke (Birr, Cornaux und Monthey) haben eine Leistung von 336 MW. Die aktuell nutzbar gemachte Reserveleistung der bestehenden Notstromaggregate beträgt zusätzlich rund 300 MW. Damit übersteigt die bestehende Reserveinfrastruktur bereits den, von der ElCom prognostizierten, Reservebedarf von 500 MW bis 2030.
Das verfügbare Potenzial dürfte noch viel grösser sein. Bereits 2019 ergab eine Erhebung im Auftrag des BAFU ein Potenzial der grossen Notstromaggregate von rund 1200 MW. Seither sind viele neue Rechenzentren mit grossen zusätzlichen Notstromaggregaten gebaut worden. Zudem hat der Bundesrat die Kompetenz eine Wasserreserve einzufordern und die, in der Schlussphase stehende, Revision der Stromreservegesetzgebung sieht vor, dass auch eine Verbrauchsreserve durch Grossverbraucher angeboten werden kann. Somit ist die Schweiz bis 2030 «überversorgt» mit Reserveleistung.
Auch der WWF anerkennt, dass eine unterbrechungsfreie und sichere Stromversorgung ein hohes Gut ist, das nicht infrage gestellt werden darf. Gleichzeitig ist es wichtig, dass der Strom günstig bleibt, damit es attraktiv ist, bisherige Fossilenergieanwendungen zu elektrifizieren und damit zu dekarbonisieren. Neue fossile Reserven sind darum nicht nur unnötig und klimaschädlich, sondern teurer als die verfügbaren Alternativen.
Anstatt überschüssige und neue Reservekraftwerke für viel Geld anzulegen, kann mit dem gleichen Franken beispielsweise deutlich mehr erneuerbare Stromproduktion zugebaut werden. Diese liefert nicht nur in einer hoffentlich nie eintretenden Strommangellage Strom, sondern auch im Normalbetrieb, günstig und sicher. Der stetige Zubau erneuerbarer Energien stärkt die Stromversorgungssicherheit.
Dazu Patrick Hofstetter, Energieexperte beim WWF Schweiz:
«Neben der Nutzung der bestehenden Infrastruktur ist der rasche Ausbau der erneuerbaren Energien die beste Versicherung gegen eine Strommangellage. Umso wichtiger ist es, den gesetzlichen Rahmen so zu gestalten, dass dieser Ausbau vorwärts gehen kann. Konkret braucht es einen mehrheitsfähigen Beschleunigungserlass, d.h. ohne Abstriche beim Verbandsbeschwerderecht und attraktive Bedingungen für den Zubau von günstigem Solarstrom auf bereits bebauten Flächen.»
Kontakt:
Sebastian Obrist, Mediensprecher WWF Schweiz, sebastian.obrist@wwf.ch, +41 44 297 22 11