10. Juli 2020 — Medienmitteilung

Revision des Energiegesetzes: Es braucht mehr Effizienz und einen ambitionierteren Ausbau von Solarstrom.

Das revidierte Energiegesetz muss sicherstellen, dass die Schweiz ihre Klimaziele nach dem Pariser Abkommen erreicht und den künftig wegfallenden Atomstrom ersetzen kann. Gleichzeitig braucht es zeitgemässe Lösungen, die das Klima und die Artenvielfalt schützen. Diese liegen in weniger Stromverschwendung und mehr Solarstrom - nicht bei neuen Wasserkraftanlagen in noch unverbauten Gewässern. 

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Installierte Solaranlage auf Dach

Deswegen fordert der WWF in seiner heute eingereichten Stellungnahme zur Vernehmlassungsvorlage:

  • Deutlich stärkere Anstrengungen für Energieeffizienz und Suffizienz. Es braucht verbindliche Ziele, Massnahmen  und ausreichend Mittel, um die Stromverschwendung einzudämmen.
     
  • Ambitioniertere Ziele und verstärkte Anreize, um den Ausbau von Solarstrom zu beschleunigen. Zusammen mit Effizienz genügt das Potenzial der Sonnenergie in der Schweiz, um einen Grossteil des wegfallenden Atomstroms zu ersetzen. Hingegen ist es für eine umweltverträgliche Stromversorgung nicht nötig, mit zusätzlichen Wasserkraftwerken die letzten Tropfen aus den Gewässern zu pressen und separate Ausbauziele dafür zu setzen: Viel Natur würde dabei für wenig Strom zerstört.
     
  • Zeitgemässe Lösungen, welche Klima und Biodiversität schützen, anstatt sie gegeneinander auszuspielen. Denn der Lebensraum und der Artenverlust in der Schweiz sind enorm, das Überleben vieler Arten nicht gesichert. Gerade Auen und Gewässer zählen zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen der Schweiz; über 60 Prozent der heimischen Fischarten sind etwa auf der Roten Liste oder ausgestorben. Deswegen soll eine verbindliche Planung die letzten unverbauten Hotspots der Artenvielfalt und die Gewässerperlen schützen und so Konflikte entschärfen. Gleichzeitig gilt es, besonders geeignete Dächer und Fassaden für den Solarstrom zu aktivieren und nur jene Stromproduktion zu fördern, die der Natur möglichst wenig schadet.

Zitat Elmar Grosse Ruse, Energieexperte WWF Schweiz:

«Ein gutes Energiegesetz steht auf zwei Beinen: Erneuerbare Energien und Effizienz. Letztere fehlt aber völlig im Vorschlag des Bundesrats. Für eine umweltverträgliche und sichere Stromversorgung müssen wir auch die Energieverschwendung bekämpfen. Auf einem Bein erreichen wir dieses Ziel nicht.»

Zitate Julia Brändle, Gewässerschutz-Expertin WWF-Schweiz:

«Bestehende Anlagen fit machen für die Energiewende und unseren Gewässern wieder Leben zurückgeben: Das ist die Jahrhundertaufgabe für die Wasserkraft. Die Revision soll die notwendigen Mittel dafür bereitstellen, statt Anreize für die Zerstörung der letzten wertvollen Gewässer zu setzen.»

«Weshalb unnötig die letzten Gewässerperlen durch neue Wasserkraftanlagen gefährden, wenn wir den Strombedarf umweltschonender und erst noch kostengünstiger decken können?»

Weitere Informationen

Stellungnahme des WWF zur Revision des Energiegesetzes

Kontakte

Elmar Grosse Ruse, Klima- und Energieexperte, WWF Schweiz, 078 745 23 41,  Elmar.GrosseRuse@wwf.ch

Julia Brändle, Gewässerschutzexpertin, WWF Schweiz, 076 552 1808, julia.braendle@wwf.ch