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02. Juni 2022 — Medienmitteilung

Rotes Kreuz und WWF: Weltweite Allianz zur Bewältigung der Umweltkrise

Über 3,3 Milliarden Menschen sind besonders verletzlich gegenüber Klimaveränderungen und extremen Wetterphänomenen. Naturbasierte Lösungen könnten die Intensität dieser Gefährdungen um 26 Prozent reduzieren. Zu diesem Schluss kommt ein aktueller Bericht der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) und des WWF. Der Bericht markiert den Auftakt einer weltweiten Partnerschaft zwischen IFRC und WWF.

  • Naturbasierte Lösungen können die Wahrscheinlichkeit verringern, dass Klimaveränderungen und extreme Wetterphänomene eintreten.
  • Die Analyse der IFRC und des WWF zeigt: Menschenleben können gerettet werden, wenn naturbasierte Lösungen umgesetzt werden. Diese unterstützen gefährdete Gemeinschaften darin, sich an die Klima- und Wetterextreme anzupassen. Dadurch sind sie den Risiken einer sich erwärmenden Erde  weniger ausgesetzt.  
  • Diese naturbasierten Lösungen könnten für Entwicklungsländer Einsparungen von mindestens 104 Milliarden US-Dollar im Jahr 2030 und 393 Milliarden US-Dollar im Jahr 2050 bedeuten, und ihnen dabei helfen, sich gegen die hohen wirtschaftlichen Kosten der Klimakrise zu schützen.

Zitate

Thomas Vellacott, CEO WWF Schweiz:
«Wenn wir unsere Anstrengungen zur Eindämmung der Erderhitzung nicht intensivieren, werden noch mehr Menschen leiden und sterben. Die Natur ist unsere wichtigste Verbündete. Indem wir sie schützen und wiederherstellen, unterstützen wir die Ökosysteme darin, ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken und auch künftig lebensnotwendige Dienstleistungen für die Menschheit - insbesondere für die am stärksten gefährdeten Gemeinschaften - zu erbringen.»

Jagan Chapagain, Generalsekretär IFRC:
«Die Klimakrise ist für zahlreiche humanitäre Krisen in der Welt verantwortlich. Ihre Auswirkungen auf das Leben von Millionen von Menschen werden immer gravierender. Die Schaffung naturnaher Grünräume und die Wiederherstellung von Wäldern, Ackerflächen und Feuchtgebieten gehören zu den wirksamsten und wirtschaftlichsten Möglichkeiten, gefährdeten Gemeinschaften zu helfen. Wer die Natur schützt, schützt die Menschen.»

Naturbasierte Lösungen bringen Vorteile für Mensch und Umwelt:  - Feuchtgebiete wiederherstellen, um die Folgen von Überschwemmungen abzuschwächen, eine klimaangepasste Landwirtschaft fördern, um sich vor Dürren zu schützen, Mangrovenwälder und Korallenriffe wiederherstellen, welche Schutz vor Stürmen bieten, CO2 absorbieren, der lokalen Bevölkerung Nahrung liefern und Meereslebewesen als Lebensraum dienen. Dies sind einige Beispiele für wirksame naturbasierte Lösungen, die zur Bekämpfung der Klimakrise beitragen und im Bericht Working with Nature to Protect People: How Nature-based Solutions Reduce Climate Change and Weather-Related Disasters erläutert werden.

Um die Widerstandsfähigkeit der am stärksten gefährdeten Gemeinschaften zu erhöhen, haben die beiden Organisationen beschlossen, ihre Kräfte zu bündeln. Mit ihrer Partnerschaft soll das Bewusstsein dafür geschaffen werden, wie die Natur die Menschen und die Biodiversität schützt, insbesondere bei Katastrophen und humanitären Notlagen. Die Präsenz der beiden Organisationen in insgesamt 192 Ländern, ihre langjährige Tätigkeit vor Ort, die grosse Glaubwürdigkeit und die engen Beziehungen mit nationalen und lokalen Akteuren wird es dieser Partnerschaft ermöglichen, eine wirksame Umsetzung und Skalierung von naturbasierten Lösungen zu unterstützen.  

Der WWF Schweiz realisiert bereits Projekte, bei denen naturbasierte Lösungen eine entscheidende Rolle spielen. Beispielweise im kolumbianischen Amazonas: Gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung wird der Regenwald vor der Abholzung geschützt und in der Pufferzone rund um den Chiribiquete-Nationalpark wieder aufgeforstet. Dies geschieht durch die Förderung einer nachhaltigen Bewirtschaftung und gezielter Aufforstung im 1500 km2 umfassenden Projektgebiet. Diese Massnahmen basieren auf der partizipativen Entwicklung von Landnutzungsplänen und deren Umsetzung sowie auf der Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft. Dies ermöglicht nicht nur die Eindämmung der Abholzung, sondern auch die Sicherstellung der Nahrungsversorgung der lokalen Bevölkerung und die Erhöhung ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimaveränderungen, sodass ihre Lebensgrundlage langfristig erhalten werden kann.

Die Partnerschaft mit dem Roten Kreuz schafft Perspektiven: «Wir führen mehrere Themen zusammen, und diese Partnerschaft wird eine entscheidende Rolle dabei spielen, die bevorstehenden Krisen zu bewältigen. Wir werden uns gemeinsam für naturbasierte Lösungen einsetzen und Regierungen, Gemeinschaften und den Privatsektor ermutigen, die Natur in ihre Massnahmen zur Klimaanpassung und zur Katastrophenvorsorge zu integrieren», betont Simone Stammbach, Leiterin Global Network Development WWF Schweiz.

Weiterführende Informationen:
Bericht
Zusammenfassung (französisch)

Kontakt:
Marie Seidel, Kommbeauftragte, WWF Schweiz, 044 297 22 29, marie.seidel@wwf.ch
IFRC
Melis Figanmese, 079 202 2033, melis.figanmese@ifrc.org

Melissa Winkler, 076 240 0324, melissa.winkler@ifrc.org

Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften  IFRC
Das Netzwerk des IFRC gehört zu den grössten Akteuren der Katastrophenvorsorge weltweit. Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (aktiv in 192 Ländern weltweit) ist  seit Jahrzehnten an vorderster Front tätig, um den Gemeinschaften zu helfen, sich auf klimabedingte Katastrophen vorzubereiten, darauf zu reagieren und diese zu bewältigen. Jeden Tag nehmen sie die Risiken wahr, denen die gefährdeten Menschen ausgesetzt sind, und arbeiten zusammen mit den Gemeinden daran, innovative Massnahmen zur Anpassung und Risikominimierung zu finden, die kostengünstig und nachhaltig sind.

Naturbasierte Lösungen (Nature-based Solutions, NbS)
Im Jahr 2022 erkannte die Umweltversammlung der Vereinten Nationen (UNEA) naturbasierte Lösungen offiziell an und definierte sie als "Massnahmen zum Schutz, zur Erhaltung, Wiederherstellung, nachhaltigen Nutzung und Bewirtschaftung natürlicher oder veränderter […]Ökosysteme, mit denen soziale, wirtschaftliche und ökologische Herausforderungen wirksam und flexibel angegangen werden können und die gleichzeitig dem menschlichen Wohlergehen, den Ökosystemleistungen, der Widerstandsfähigkeit und der biologischen Vielfalt zugutekommen". Dies war das erste Mal, dass das Konzept von den Regierungen in einem multilateralen Forum diskutiert und vereinbart wurde.