«Swiss Climate Scores»: gute Grundlage, doch der Bewährungstest steht noch aus
Der WWF begrüsst die «Swiss Climate Scores» als ersten konkreten Schritt, um mehr Transparenz über die Klimaverträglichkeit von Investitionen herzustellen. Ausserdem wird damit ein Zeichen zur nachhaltigen Positionierung des Schweizer Finanzplatzes gesetzt. Für den WWF wird mit dem Verzicht auf die Verbindlichkeit der «Swiss Climate Scores» jedoch eine wichtige Chance verpasst.
- Die «Swiss Climate Scores» machen den Schweizer Finanzplatz transparenter. Die Scores sind für Kund:innen eine wichtige Informationsquelle, um die Finanzangebote auf dem Schweizer Markt miteinander vergleichen und fundierte Anlageentscheide treffen zu können.
- Der WWF begrüsst, dass die Exposition eines Portfolios gegenüber fossilen Brennstoffen nun offengelegt werden muss, oder dass die Bedeutung eines glaubwürdigen Klimadialogs zwischen Finanzinstituten und investierten Unternehmen zur Erreichung des Netto-Null-Ziels anerkannt wird.
- Der WWF bedauert jedoch sehr, dass die Verwendung der «Swiss Climate Scores» vorerst freiwillig ist. Damit fehlt die Garantie, dass Schweizer Finanzmarktakteure diese auf ihren Finanzprodukten und Kundenportfolien auch effektiv anwenden werden.
Zitate von Stephan Kellenberger, Senior Advisor Sustainable Finance beim WWF Schweiz:
„Die doppelte Freiwilligkeit der «Swiss Climate Scores» schwächt ihre Glaubwürdigkeit massiv und gehört unbedingt korrigiert."
„Wir appellieren an den Bund und die Finanzbranchenverbände, eine korrekte Anwendung der «Swiss Climate Scores» mit geeigneten Massnahmen sicherzustellen."
Der Bundesrat hat heute die «Swiss Climate Scores» verabschiedet. Sie sind ein Kompromiss einer Arbeitsgruppe aus Vertreter:innen der Finanzindustrie, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, in welcher auch der WWF mitgearbeitet hat. Der Bundesrat will mit dem Gütesiegel vergleichbare und aussagekräftige Klimaverträglichkeitsindikatoren bei allen Finanzprodukten und Kundenportfolien schaffen. Der WWF zieht ein gemischtes Fazit: Anerkannt wird, dass die vom Bundesrat verabschiedete Massnahme verschiedene wichtige Elemente enthält, für die sich der WWF in der Arbeitsgruppe stark gemacht hat. Dazu gehört beispielsweise die Offenlegung der Exposition eines Portfolios gegenüber fossilen Brennstoffen oder die Anerkennung der Bedeutung eines glaubwürdigen Klimadialogs zwischen Finanzinstituten und investierten Unternehmen zur Erreichung des Netto-Null-Ziels. Dass die Verwendung der «Swiss Climate Scores» vorerst freiwillig ist, bedauert der WWF sehr. Damit fehlt die Garantie, dass Schweizer Finanzmarktakteure diese auf ihren Finanzprodukten und Kundenportfolien auch effektiv anwenden werden. Für den WWF ist weiter nicht stringent, dass die Offenlegung des impliziten Temperaturanstiegs optional ist. Der implizite Temperaturanstieg ist eine zukunftsorientierte Messgrösse, die in Grad Celsius ausdrückt, ob die aktuellen und prognostizierten Treibhausgasemissionen eines Unternehmens oder eines Portfolios mit den globalen Klimazielen in Übereinstimmung sind.
Für den WWF steht fest, dass die «Swiss Climate Scores» unter Einbezug aller bisher beteiligten Akteure aus Finanzwirtschaft und Zivilgesellschaft konsequent weiterentwickelt werden müssen. Die verbindliche Aufnahme des implizierten Temperaturanstiegs und die Integration eines zusätzlichen Indikators, der die Investitionen eines Portfolios in Klimalösungen misst, sind dabei zentral. Zudem sollten die «Swiss Climate Scores» darlegen, wie Finanzinstitute mit ihrer Anlagestrategie beabsichtigen, eine tatsächliche positive Klimawirkung zu erzielen. Der WWF ruft die Behörden dazu auf, die Verwendung der «Swiss Climate Scores» im Schweizer Finanzmarkt genau zu verfolgen und die Arbeiten zu deren Weiterentwicklung unverzüglich anzugehen.
Kontakt:
Corina Gyssler, Kommunikationsbeauftragte WWF Schweiz, 044 297 22 54, corina.gyssler@wwf.ch