02. Februar 2022 — Medienmitteilung

Todesurteil für spanischen Nationalpark Coto de Doñana

Die spanischen Behörden planen die Verabschiedung eines Gesetzes, welches den Nationalpark Coto de Doñana, ein ökologisch wichtiges Feuchtgebiet und UNESCO Weltnaturerbe, bedroht. Das von der andalusischen Regionalregierung vorgeschlagene und von mehreren Parteien im Regionalparlament unterstützte Gesetz sieht eine Legalisierung für 1’460 Hektar illegaler Erdbeerfarmen in der Doñana vor. Damit wird dem Nationalpark das Wasser entzogen.

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Iberischer Luchs
  • Die nachträgliche Legalisierung würde ein Gebiet mit illegalen Farmen abdecken, das 2’000 Fussballfeldern entspricht.
  • Die Erdbeerfarmen, die illegal Wasser für ihre Erdbeerfelder abpumpen, trocknen den Wasserzufluss ins Feuchtgebiet Doñana aus. Es gibt über 1000 illegale Brunnen.
  • Diese nicht nachhaltige Wasserentnahme ist die grösste Bedrohung für die Klimaresilienz und biologische Vielfalt des Feuchtgebiet Doñana. Es bietet Lebensraum für den bedrohten Iberischen Luchs, für über sechs Millionen Zugvögel und ist Heimat für seltene Vogelarten.
  • Das geplante Gesetz belohnt die Plantagenbetreiber, die in der Vergangenheit ihre Profite mit Raubbau an der Natur finanziert haben. Es bestraft diejenigen, die sich an geltende Gesetze zur Wasser- und Landnutzung gehalten haben.

Zitat von Sylvia Meyer, Senior Manager Sustainable Markets beim WWF Schweiz:
«Einige Unternehmen haben in den letzten Jahren daran gearbeitet, das Wassermanagement zu verbessern. Ihnen wird durch diesen Vorstoss das Wasser abgegraben. Eine Legalisierung wird andere Beerenproduzenten dazu ermutigen, die für die Gemeinden, die Wirtschaft und die Tierwelt wichtigen Wasserzufuhren weiter illegal abzuleiten. Wenn Regulierung versagt, wird die Verantwortung für den Erhalt der Doñana künftig noch stärker an europäische Handelsunternehmen und Konsumenten delegiert.»

Die Ankündigung des neuen Gesetzes erfolgt sechs Monate nach einem historischen Urteil des Europäischen Gerichtshofs, in dem Spanien wegen "unverhältnismässiger Grundwasserentnahmen" zur Zerstörung der Doñana verurteilt wurde. Der neue Regierungsplan steht in direktem Widerspruch zur offiziellen Unterstützung, mit welcher sich Spanien verpflichtet hat, bis 2030 eine naturfreundliche Zukunft zu schaffen.

Die Doñana steht seit 1969 unter Schutz. Damals hatten die Regierung und der WWF das Feuchtgebiet gemeinsam erworben. Das Gebiet ist nicht nur ein Nationalpark, sondern auch ein Ramsar-Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung und ein UNESCO-Weltkulturerbe. Ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeit des WWF war die Beendigung nicht nachhaltiger und illegaler landwirtschaftlicher Praktiken.

Der WWF fordert am heutigen Welttag der Feuchtgebiete die Behörden auf, das Gegenteil von dem neuen Gesetzesvorschlag zu tun und sich stattdessen auf die Schliessung aller illegalen Farmen und die Wiederherstellung der Doñana zu konzentrieren.

Auch die Schweizer Detailhändler müssen ihrer Verantwortung gerecht werden. Das heisst: Keine Erdbeeren von illegalen Flächen beziehen und sich öffentlich für den Stopp des Gesetzesvorschlags einsetzen. Die Doñana ist zu wichtig für Mensch und Natur, um sie für einige illegale Erdbeerfarmen zu opfern.

Kontakt:
Corina Gyssler, Kommunikationsberaterin WWF Schweiz, corina.gyssler@wwf.ch, 044 297 22 54
Sylvia Meyer, Senior Manager Sustainable Markets WWF Schweiz, sylvia.meyer@wwf.ch, 079 789 87 36