28. Oktober 2021 — Medienmitteilung

Umweltkrise: WWF fordert FINMA und SNB auf, ihr Mandat zu respektieren

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Susreg Annual report

Zentralbanken und Bankenaufsichtsbehörden integrieren kaum die ökologischen Aspekte in ihre Mandate und Aktivitäten.

  • Der WWF veröffentlicht heute die ersten Ergebnisse der Sustainable Financial Regulations and Central Bank Activities (SUSREG) Bewertung. Die Publikation ist eine Analyse der Massnahmen, die Zentralbanken und Bankenaufsichtsbehörden ergriffen haben, um ökologische und soziale Aspekte in ihre Mandate und Aktivitäten zu integrieren.
     
  • Die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) sind weit davon entfernt, den Anforderungen der Klimakrise und des Biodiversitätsverlustes vollumfänglich gerecht zu werden.
     
  • Weltweit wächst das Bewusstsein. Doch hapert es an der Umsetzung: Keine Zentralbank und Bankenaufsichtsbehörde nutzt die aufsichtsrechtlichen Instrumente vollumfänglich aus, um die finanziellen Risiken von Klimawandel und Biodiversitätsverlust zu mindern. Nur wenige sorgen dafür, dass Finanzinstitute keine Aktivitäten mehr unterstützen, die das Klima und die Natur zerstören.

Zitate
"Das eine geht nicht ohne das andere: Der Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft kann nicht ohne das Finanzsystem erfolgen. Und das Finanzsystem kann ohne einen Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft nicht aufrechterhalten werden", sagt Maud Abdelli, Leiterin der WWF-Initiative Greening Financial Regulation.

"Wir erwarten von der SNB und der FINMA, dass sie ihrem Mandat gerecht werden. Sie müssen rasch und den Herausforderungen angemessen handeln, um einen fairen, geordneten und rechtzeitigen Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu ermöglichen", sagt Ivo Mugglin, Senior Sustainable Finance Advisor beim WWF Schweiz.

Die neue SUSREG-Bewertung des WWF analysiert und vergleicht die Schritte, die Zentralbanken und Bankenaufsichtsbehörden unternommen haben, um ökologische und soziale Aspekte in ihre Mandate und Aktivitäten zu integrieren. Die Analyse umfasst 38 Länder. Sie umfasst die meisten Mitglieder und Beobachter des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht. Diese Länder sind zusammen für mehr als 80 Prozente der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.

FINMA und SNB machen das strikte Minimum
Die Ergebnisse zeigen, dass in der Schweiz die Bemühungen der FINMA und der SNB noch weitgehend unzureichend sind, um die Klima- und Umweltkrise zu bekämpfen. Um ihr Mandat wirksam umzusetzen und die klima- und biodiversitäts-bedingten finanziellen Risiken so schnell wie möglich zu reduzieren, fordert der WWF Schweiz folgendes:

  1. Die FINMA und die SNB tragen den finanziellen Klimarisiken besser Rechnung und dehnen ihre Arbeiten auf den Verlust der Biodiversität aus.
  2. Die FINMA und die SNB veröffentlichen rasch einen gemeinsamen Fahrplan, der aufzeigt, wie die finanziellen Klima- und Biodiversitätsrisiken in alle ihre Tätigkeiten (einschliesslich der Eigenkapital- und Liquiditätsanforderungen) integriert und möglichst bald umgesetzt werden.
  3. Die FINMA prüft jährlich die in der Schweiz angebotenen Finanzprodukte, um irreführende Informationen und Greenwashing zu bekämpfen. Sie veröffentlicht den Prüfungsbericht und passt das Bewilligungsverfahren für diese Finanzprodukte entsprechend an.

Auch auf globaler Ebene hapert es an der Umsetzung
Zentralbanken und Bankenaufsichtsbehörden beginnen, konkrete Schritte zu unternehmen, um sich mit den Risiken des Klimawandels zu befassen (wobei die Risiken im Zusammenhang mit dem Biodiversitätsverlust deutlich schlechter abgedeckt sind). In 35 Prozente der untersuchten Länder sind die Banken verpflichtet, ihr Klima-, Umwelt- und/oder Sozialrisikomanagement auszubauen oder zu stärken. Dies verlangen z.B. die Europäische Zentralbank oder die Monetary Authority of Singapore.

Allerdings nutzt keine Zentralbank alle verfügbaren aufsichtsrechtlichen Instrumente, um das Finanzsystem vor Klima- und Umweltrisiken zu schützen. Nur 22 Prozente der Zentralbanken haben damit begonnen, ökologische und soziale Erwägungen in gewisse Geldpolitik-Instrumente einzubeziehen, z. B. in die Verwaltung der Fremdwährungsinvestitionen oder die gezielten Refinanzierungsgeschäfte. Allerdings erfüllt noch keine Zentralbank und keine Aufsichtsbehörde vollständig die SUSREG-Bewertung der geldpolitischen Massnahmen.

Der WWF wird die Ergebnisse zweimal jährlich auf der zu diesem Zweck eingerichteten Online-Plattform aktualisieren. Er wird einen Jahresbericht veröffentlichen, um Fortschritte, bewährte Verfahren und verbesserungswürdige Bereiche aufzuzeigen.

Kontakt
Marie Seidel, Kommunikationsberaterin WWF Schweiz, marie.seidel@wwf.ch, 044 297 22 29

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