28. Juni 2023 — Medienmitteilung

Wichtiges Signal: Bundesrat spricht sich für den Schutz des Meeresbodens aus

Das sind gute Neuigkeiten: Die Schweiz setzt sich für den Schutz der Ozeane und ihrer Biodiversität ein. Wie der WWF, viele weitere NGOs, aber auch potenzielle Abnehmer der Rohstoffe aus der Wirtschaft und weitere Regierungen fordert der Bundesrat ein Moratorium des Tiefseebergbaus.

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Tiefseebergbau
  • Die Tiefsee ist die grösste Kohlenstoffsenke des Planeten und die Heimat von unzähligen, grösstenteils noch unerforschten Lebewesen. 
  • Die Welt braucht intakte Meere im Kampf gegen die Klimakrise, daher ist ein weltweites Moratorium für den Tiefseebergbau wichtig. Aus Sicht des WWFs darf ein Abbau nicht fortgesetzt werden, solange die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Risiken nicht bekannt sind und alle Alternativen zum Abbau von Mineralien in der Tiefsee geprüft wurden.
  • Immer mehr Staaten und auch Unternehmen unterstützen ein Moratorium.

Zitat Alice Eymard, Expertin für Meeresbiologie beim WWF Schweiz:
«Wir sind glücklich, die Schweiz hat klar Stellung zum Schutz der Tiefsee bezogen. Damit setzen wir ein wichtiges Zeichen für den langfristigen Schutz dieser vielfältigen und wichtigen Ökosysteme.»

Gesunde Meere sind unsere Lebensversicherung
Auf der anstehenden Jahrestagung der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) im Juli soll darüber entschieden werden, ob Bergbaulizenzen erteilt und damit Tiefseebergbau zugelassen wird. Bislang fehlt es an Regeln und an wissenschaftlich fundierten Grundlagen, ob ein Abbau von mineralischen Ressourcen in der Tiefsee ohne Schäden für die Meeresumwelt durchgeführt werden kann. Dies macht den Tiefseebergbau zu einem zu grossen Risiko mit Konsequenzen, die für die Ozeane und die Menschheit unumkehrbar sein könnten. Die Regierungen von 14 Ländern, darunter Deutschland, Frankreich und Spanien, haben sich im Vorfeld für ein Verbot oder eine vorsorgliche Pause des Tiefseebergbaus ausgesprochen. Auch immer mehr globale Wirtschaftsakteure wie Volvo, Patagonia oder Google unterstützen die Forderung nach einem Moratorium. 

Bedeutung für Klima und Biodiversität
Jetzt ist der Moment, Weitsicht über kurzfristige wirtschaftliche Interessen zu stellen. Der WWF ist überzeugt, dass es keinen Tiefseebergbau braucht. Vielmehr müssen Ressourcen verantwortungs-voll genutzt und Kreislaufwirtschaft gefördert werden. Die Tiefsee ist eine Schatzkammer der biologischen Vielfalt, über die wir weniger wissen als über den Mond. Die kommerzielle Ausbeutung der Tiefsee würde ihre Artenvielfalt zerstören. Darüber hinaus ist die Tiefsee die grösste Kohlenstoffsenke auf dem Planeten und für die Bewältigung der Klimakrise unabdingbar. Das Schicksal von Millionen von Quadratkilometern Tiefseeboden und damit unzähliger erstaunlicher Tiere liegt in den Händen der Entscheidungsträger. Der Schutz des Meeresbodens ist notwendig, um die Verpflichtungen im Hinblick auf die Pariser Klimaziele und der im Dezember 2022 verabschiedeten globalen Biodiversitätsvereinbarung zu erfüllen.
Ein weltweites Moratorium für den Tiefseebergbau ist dringend notwendig. Darum setzt der Bund mit seiner heute kommunizierten Haltung ein starkes Zeichen. Aus Sicht des WWFs darf ein Abbau nicht fortgesetzt werden, solange die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Risiken nicht bekannt sind und alle Alternativen zum Abbau von Mineralien in der Tiefsee geprüft wurden.

Kontakt: Jonas Schmid, Kommunikationsberater, WWF Schweiz, jonas.schmid@wwf.ch, +41 44 297 21 16

Weitere Infos:

Bisher ist der kommerzielle Abbau von mineralischen RoImhstoffen wie Kobalt, Lithium oder Nickel in Tausenden Metern Wassertiefe noch nicht erlaubt. Allerdings hat der pazifische Inselstaat Nauru nach dem Seerechtrechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (SRÜ) 2021 die sogenannte „Zwei-Jahres-Regel“ ausgelöst. Diese besagt, dass die Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) innerhalb von zwei Jahren Vorschriften erlassen muss, wenn ein Land Tiefseebergbau betreiben will. Sonst dürfte der Staat Nauru wohl auch ohne Regelwerk mit dem Tiefseebergbau beginnen. Die Jahrestagung der ISA, an der über Anträge zum Abbau von Mineralien in der Tiefsee entschieden werden muss, findet vom 10. bis 21. Juli 2023 statt. Neben Deutschland sprechen sich bereits Chile, Costa Rica, Ecuador, die föderierten Staaten von Mikronesien, Fidschi, Frankreich, Neuseeland, Palau, Panama, Samoa, Spanien, Vanuatu und Finnland für ein Moratorium, eine vorsorgliche Pause oder ein Verbot von kommerziellen Tiefseebergbauaktivitäten aus. Auch die Schweiz fordert ein Moratorium.

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