Wie steht der WWF zur Trophäenjagd?
Der WWF hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Natur zu bewahren. Seit 1970 sind die Wildtierpopulationen global um rund zwei Drittel zurückgegangen. Für erfolgreichen Artenschutz braucht es eine Palette von Massnahmen. Die Trophäenjagd wird nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch unter Tier-, Arten- und Naturschützern widersprüchlich bewertet. Der WWF lehnt jede Jagd ab, die Arten oder Lebensräume bedroht. Auch der Trophäenjagd steht der WWF kritisch gegenüber. Nur in einem sehr engen Rahmen ist der WWF bereit, nach strenger Prüfung Trophäenjagd als ein Naturschutzinstrument in Kombination mit anderen Massnahmen zu tolerieren.
Im Naturschutz sind Massnahmen besonders wirksam, wenn Natur und lokale Bevölkerung gemeinsam von ihnen «profitieren». Erhält die Natur einen Wert, steigen die Anreize, diese zu bewahren. Diesen Ansatz verfolgt der WWF in vielen Projekten weltweit. Der WWF sucht dabei immer nach Möglichkeiten, diese Inwertsetzung von Natur ohne Jagdtourismus zu erzielen – ob durch Fototourismus, alternative Einkommensquellen, landwirtschaftliche Beratungsdienste oder Zugang zu Märkten.
Ganz abgesehen von moralischen Aspekten hat sich gezeigt, dass die Trophäenjagd zum Naturschutz häufig nicht funktioniert. Zu viele Tiere werden geschossen sowie Regulationen nicht hinreichend umgesetzt und das Geld fliesst in falsche Kanäle. Deswegen spricht sich der WWF in den meisten Fällen wie beispielsweise in Sambia oder Kenia gegen Trophäenjagd aus: In Sambia hat der WWF ein Moratorium der Regierung auf Löwen-Trophäenjagd unterstützt, das zu einer Erholung der Löwenbestände beigetragen hat. Auch in Kenia unterstützt der WWF ein Moratorium der Trophäenjagd auf bedrohte Arten, weil die Regulierungssysteme aktuell unsere Bedingungen an Trophäenjagd nicht erfüllen können.
Naturschutzinstrument als Teil einer umfassenden Naturschutzstrategie
Der WWF anerkennt die Trophäenjagd ausschliesslich als ein mögliches Naturschutzinstrument im Rahmen einer umfassenden Naturschutzstrategie. Verschiedene Länder nutzen die Trophäenjagd als Instrument zum Schutz und zur Regulierung von Wildtierpopulationen. Wenn die Trophäenjagd nicht oder unsachgemäss gehandhabt wird, kann sie schwerwiegende nachteilige Auswirkungen auf Wildtiere haben. Für den WWF müssen deshalb zahlreiche strengste Bedingungen erfüllt sein (Vgl. Position mit Bedingungen von WWF International), unter vielen anderen diese:
- Die Trophäenjagd muss gesetzlich geregelt sein. Nationale und lokale Behörden sorgen dafür, dass die Gesetze eingehalten werden.
- Die lokale Bevölkerung ist in Entscheidungsprozesse und Wildtiermanagement einbezogen. Kulturelle und religiöse Werte werden respektiert.
- Die Einnahmen aus der Trophäenjagd erbringen einen Mehrwert für die lokale Bevölkerung sowie für die betroffenen Arten und ihre Lebensräume. Die Verwendung der Einnahmen ist transparent.
Die Trophäenjagd – dort, wo sie auf einem klaren wissenschaftlichen Verständnis der Populationsdynamik von Arten beruht und richtig gehandhabt wird – hat sich in einigen Ländern und für bestimmte Arten, einschliesslich bedrohter Arten, als wirksames Schutzinstrument erwiesen, bei der sowohl Naturschutz als auch Gemeinden vor Ort profitieren.
Zum Beispiel in Namibia: Mitte der 1990er Jahre waren die Wildtierbestände auf einem historischen Tiefstand. Dann übergab die Regierung die Verantwortung für den lokalen Naturschutz weiter an die Gemeinden. Conservancies heissen die dabei entstandenen Gemeinde-Schutzgebiete. Sie bringen Einkommen für über 180.000 Menschen auf einer Gesamtfläche etwa der halben Grösse Deutschlands. Seit dort eine streng regulierte Trophäenjagd erlaubt ist, haben sich die Wildtierbestände wieder erholt. Heute leben in Namibia die weltgrösste Population an Geparden und Spitzmaulnashörnern und eine wachsende Zahl an Elefanten, Löwen und Giraffen.
Das Beispiel Pakistan: In Pakistan hat die Trophäenjagd auf Schraubenziegen lokalen Gemeinden über die Jahre Mehreinkünfte von fast zwei Millionen Euro gebracht. Die Bestände der Schraubenziege haben sich währenddessen mehr als verdreissigfacht. Die Menschen arbeiten nicht mehr als Jäger, sondern als Guide oder als Ranger, und die Schraubenziege selbst wird auf der Internationalen Roten Liste nicht mehr als bedroht geführt. Zwölf Schraubenziegen dürfen landesweit pro Jahr geschossen werden. Dazu kommt, dass in dieser unwirtlichen Bergregion alternative Tourismusformen kaum möglich sind.
In diesem Sinn vertritt der WWF die Position, dass die Trophäenjagd unter strengsten Bedingungen ein potenzielles Erhaltungsinstrument ist, das als Teil einer umfassenden Schutzstrategie in Betracht gezogen werden kann. Ob also die Trophäenjagd einen angemessenen Beitrag zur Erhaltung von Wildtieren leistet, muss von Fall zu Fall beurteilt und entschieden werden. Nichtsdestotrotz sucht der WWF stets nach Artenschutzansätzen, die ohne Jagdtourismus auskommen.
((Box CITES))
Die Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora CITES ist geschaffen worden, um den internationalen Handel mit bedrohten Arten zu kontrollieren. Die Trophäenjagd muss an strenge Auflagen gebunden und gut überwacht werden. Unter dem CITES-Abkommen orientieren sich die Exportquoten an den Grössen und Entwicklungstrends der jeweiligen Populationen und stellen sicher, dass durch die Jagd die Bestände bedrohter Arten nicht gefährdet werden. Um Exportquoten zu bekommen, investieren die Länder in ihre Schutzgebiete und führen regelmässige Populationszählungen bzw. -schätzungen durch. So findet ein wichtiges Monitoring der Bestände statt und man weiss, wie die Bestände sich entwickeln und wo dringende Interventionen nötig sind.
Wenn die Mitgliedstaaten ihre Wildtierbestände nicht genügend managen und das langfristige Überleben nicht garantieren können, kann art- und landspezifisch ein internationales Handelsverbot beschlossen werden. 2016 beispielsweise weist die CITES-Konferenz einen Antrag von Namibia und Zimbabwe zurück, der eine Lockerung für den Handel von Elfenbein aus diesen Ländern gefordert hatte. Der Handel bleibt streng beschränkt und kontrolliert.
Pauschale Handelsverbote unterlaufen die Bemühungen einer nachhaltigen Nutzung und der CITES Konvention, weil Handelsverbote alle Länder gleichbehandeln und damit diejenigen Länder bestrafen, die ihre Wildtierbestände nachhaltig sichern.
CITES aktuell und wirkungsvoll halten, anstatt die Schweiz zu isolieren
Die Schweiz ist ein sehr aktives Mitglied in verschiedenen CITES-Gremien und setzt sich erfolgreich für ein griffiges CITES-Abkommen ein. Konkretes Verbesserungspotential gibt es zum Beispiel noch bei der Rückverfolgung von Produkten (Traceability) und der Digitalisierung von Import und Exportbewilligungen. Nicht Verbote, sondern die stetigen Verbesserungen des Abkommens und der Vollzugskapazitäten in den Mitgliedländern der Konvention schützen bedrohte Arten.