Interview mit Katharina und Mauro Petracca
Ein Vermächtnis, das wirkt: Katharina und Mauro Petracca geben mit ihrem Testament der Natur etwas zurück – aus Liebe und Überzeugung.

«Unser Erbe gehört der Natur und den Tieren.» Das Vermächtnis von Katharina und Mauro Petracca.
Ihr Erbe soll nicht erinnern, sondern wirken. Katharina und Mauro Petracca haben den WWF in ihrem Testament bedacht – aus Liebe zur Natur und aus Verantwortung für das Leben. Die beiden inzwischen pensionierten Tierärzte blicken auf eine bewegte Laufbahn zurück: Katharina führte über viele Jahre zwei Kleintierpraxen und engagierte sich als «Gassentierärztin» für sozial Benachteiligte. Mauro war in mehreren Praxen tätig, spezialisiert auf Zahnmedizin und Homöopathie, und übernahm bei komplexen Operationen seiner Frau eine entscheidende Rolle als Anästhesist. Den nötigen Ausgleich fand er, indem er seine Freizeit fast ausschliesslich im Wald verbrachte – ein stiller Beweis seiner tiefen Verbundenheit mit der Natur. Was sie mit uns teilen, ist mehr als eine Entscheidung: Es ist ein Vermächtnis.
«Wir haben keine Kinder – und auch nie das Bedürfnis verspürt, unser Erbe innerhalb der Familie weiterzugeben. In einer Welt, in der viele unserer Verwandten bereits in gesicherten Verhältnissen leben, stellten wir uns die Frage: Wo kann unser letzter Beitrag wirklich etwas verändern? Die Antwort fanden wir direkt vor unserer Haustür: Im Valle Onsernone, wo wir Füchse, Wildschweine, Smaragdeidechsen, Dachse und Feuersalamander beobachten. Sie leben dort zurückgezogen – oft unbemerkt, stets bedroht. Für uns aber sind sie Nachbarn, Mitgeschöpfe, Teil eines empfindlichen Gleichgewichts.»
Tiefe Verbindung zur Natur
«Unsere Verbindung zur Tierwelt ist seit jeher stark – und über die Jahre nur gewachsen. Der WWF begleitet uns seit unserer Kindheit. Ich, Katharina, erinnere mich noch gut an meinen Plüschpanda und den silbernen WWF-Anhänger. Schon damals war ich stolz, Teil einer Bewegung zu sein, die sich für Tiere einsetzt – gerade weil ich selbst zu klein war, um etwas Grosses zu bewirken. Heute schliesst sich der Kreis: Mit unserem Testament geben wir etwas zurück. An die Natur, die uns so viel geschenkt hat. Und an eine Organisation, der wir durch ihre Geschichte und ihr konsequentes Handeln vertrauen.»
Auch Mauro hat eine tiefe, eigene Verbindung zur Natur: «Die stärksten Erlebnisse meines Lebens waren oft die stillsten. In der Natur zu sein, mit allen Kreaturen – das schenkt mir einen Frieden, den unsere betonierte Gesellschaft kaum noch kennt. Der Mensch glaubt sich oft im Zentrum – dabei ist er nur ein Teil. Ohne Natur und Kreatur kein Homo sapiens – umgekehrt aber sehr wohl.»


Füchse, Wildschweine und Feuersalamander sind für Katharina und Mauro Petracca mehr als Wildtiere – sie sind Nachbarn in einem empfindlichen, geteilten Lebensraum.
Katharina erläutert: «Ein Testament zu verfassen war für uns kein schwerer Schritt – im Gegenteil. Es war eine bewusste Entscheidung. Eine Erleichterung. Wir wollten nicht einfach nur weitergeben, sondern gezielt dort helfen, wo wir Sinn sehen. Nicht an Menschen, die bereits im Überfluss leben, sondern an jene, die oft übersehen werden: Tiere. Pflanzen. Lebensräume. Wir hoffen nicht auf grosse Wirkung. Aber wenn auch nur einem einzigen Tier geholfen wird – dann war es das wert. Vielleicht bleibt ein Stück Wald erhalten. Vielleicht darf ein einzelner Wolf weiterziehen.»
«Gerade der Wolf steht für vieles, das uns bewegt: Er ist ein Sinnbild für das Ausgestossene, das zu Unrecht Verteufelte. Während wir Menschen Millionen Tiere töten, genügt ein einzelner Riss – und der Wolf wird zum Feind erklärt. Das ist tief ungerecht. Ich, Katharina, empfinde Mitleid mit den gerissenen Tieren – und dennoch: Der Wolf gehört hierher.» Mauro ergänzt: «Der Lebensraum ist falsch verteilt – zu viele Menschen, zu wenig Wölfe, zu wenig Raum für die Natur.»
«Vielleicht werden wir irgendwann vergessen. Und das ist in Ordnung. Wir wünschen uns keine Gedenktafel, keine Nachrede, in der nur unsere besten Seiten beschönigt werden. Wir möchten einfach, dass unser Beitrag dort ankommt, wo er gebraucht wird. Und vielleicht inspiriert er ja andere, über ihr Verhältnis zur Natur, zum Leben – und zum Sterben – nachzudenken.»
Katharina und Mauro Petracca haben ihren Weg gefunden. Vielleicht beschäftigen auch Sie ähnliche Gedanken. Gerne suchen wir gemeinsam mit Ihnen Antworten. Nehmen Sie mit uns Kontakt auf.