16. Dezember 2022 — Medienmitteilung

Bundesrat legt vor, jetzt geht es an die Umsetzung

Die Schweiz bleibt bezüglich nachhaltiger Finanzen immer noch hinter den eigenen hohen Ansprüchen und der internationalen Konkurrenz. Die auf Freiwilligkeit basierenden Massnahmen werden nicht reichen, um der Dringlichkeit von Klima- und Biodiversitätskrise Rechnung zu tragen. Für den WWF ist der vom Bundesrat vorgezeigte Weg grundsätzlich richtig, aber zu zögerlich. Punkto «Greenwashing» zeigt die Landesregierung mehr Kante.

  • Der heute publizierte Bericht des Staatssekretariats für internationale Finanzfragen (SIF) legt die strategischen Prioritäten des Bundesrates im Bereich nachhaltige Finanzen bis 2025 fest. Der Bericht schafft Orientierung für Finanzmarkt, Politik und Öffentlichkeit.
  • Der SIF-Bericht schwächelt nicht strategisch, aber bei den Massnahmen. Entweder sind diese bereits umgesetzt oder gehen zu wenig weit.
  • Der WWF begrüsst die ebenfalls heute kommunizierte Positionierung des Bundesrates zur Vermeidung von Greenwashing im Finanzmarkt.

Zitat Stephan Kellenberger, Experte für Sustainable Finance, WWF Schweiz:
«Die Freiwilligkeit in der Sustainable Finance-Politikstösst an ihre Grenzen. Der Schweizer Finanzplatz ist noch längst nicht klimaverträglich. Mehr gemeinsame Definitionen und glaubwürdige Standards zur Nachhaltigkeit würden schleppende Bemühungen der Finanzindustrie in aktives Handeln umwandeln.»

Der SIF-Bericht thematisiert neben dem Klimawandel richtigerweise auch den Verlust der Biodiversität und betont die wichtige Rolle von Pensionskassen bei der Lösung dieser Doppelkrise. Mit der Einführung der Swiss Climate Scores und der Verordnung über die Klimaberichterstattung hat der Bundesrat 2022 erste Weichen gestellt, damit der Schweizer Finanzplatz seinen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leistet. Sie bedürfen einer Präzisierung und müssen rasch auf weitere Umweltthemen ausgeweitet werden.

Gemäss WWF ist der politische Handlungsbedarf in der Schweiz noch gross. Besonders gross ist dieser beim Schutz von Biodiversität, wo eine umfassende Strategie des Bundesrates zur biodiversitätsverträglichen Ausrichtung der Finanzflüsse bis heute fehlt. Auch im Klimabereich gibt es für die Politik noch viel zu tun. Unter anderem braucht es klare Kriterien zur Unterscheidung von nachhaltigen und nicht-nachhaltigen Finanzprodukten zur Vermeidung von Greenwashing. Nicht weniger wichtig sind verbindliche, wissenschaftsbasierte Klimaziele für Finanzinstitute, damit diese auf den 1.5°-Zielpfad einschwenken.

Greenwashing-Prävention
Der Bundesrat unterscheidet in seiner Positionierung zur Greenwashing-Prävention neu zwischen Finanzprodukten und -dienstleistungen, die auf Nachhaltigkeitsziele ausgerichtet sind oder einen effektiven Beitrag zu Nachhaltigkeitszielen leisten, und solchen, die lediglich finanzielle Nachhaltigkeitsrisiken der Unternehmen reduzieren. Der Bundesrat stellt sich damit auf den Standpunkt, dass die im Anlagegeschäft häufig anzutreffende Berücksichtigung von ESG-Risiken (Umwelt-, soziale- und Unternehmensführungskriterien) nicht ausreicht, damit ein Finanzprodukt als nachhaltig bezeichnet werden kann. Dies begrüsst der WWF. Alle Beteiligten aus Finanzbranche, Politik und Zivilgesellschaft müssen jetzt zusammen griffige Regeln entwickeln, um die Position des Bundesrates in die Praxis umzusetzen.

Link zum SIF-Bericht:
https://www.newsd.admin.ch/newsd/message/attachments/74560.pdf

Link zur Greenwashing-Positionierung:
https://www.efd.admin.ch/efd/de/home/das-efd/nsb-news_list.msg-id-92279.html

Kontakt: Christoph Kinsperger, Mediensprecher WWF Schweiz, christoph.kinsperger@wwf.ch, 078 749 88 14