12. Dezember 2017 — Medienmitteilung

Klimagipfel setzt auf Finanzsektor, Bundesrat verpasst Chance

Zwei Jahre nach dem Abschluss des Pariser Klimaabkommens hat Staatspräsident Macron heute zum «One Planet Summit» nach Paris eingeladen. Zentrales Thema des Gipfeltreffens ist der Wandel von Banken, Versicherungen und Pensionskassen zu mehr Nachhaltigkeit. Ausgerechnet die Schweiz mit einem der grössten und wichtigsten Finanzplätze scheint nicht anzuerkennen, wie zentral dieser Sektor für die Klimaziele ist. Im neuen CO2-Gesetz ist der Finanzsektor nicht einmal erwähnt. Der Bundesrat hat es versäumt, den Artikel 2c des Pariser Klimaabkommens zur Vereinbarung der Finanzflüsse mit dem Ziel von zwei Grad oder weniger umzusetzen.

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Nachhaltige Finanzierung der Wirtschaft

Frankreich hat zwei Jahre nach dem Abschluss des Paris Klimaabkommens heute zu einer weiteren internationalen Klimakonferenz eingeladen. Kernthema des hochkarätig besetzten dreitägigen „One Planet Summits“ ist die Frage, wie das globale Finanzsystem den Klimawandel berücksichtigen und bekämpfen wird. Der Finanzsektor hat durch seine Scharnierfunktion den grössten Hebel, um den Klimawandel zu begrenzen und eine klimafreundliche Ökonomie zu fördern. Diese Verantwortung widerspiegelt sich auch im Zweckartikel Artikel 2c des Pariser Klimaabkommens, der verlangt, alle Finanzflüsse mit einem 2 bis 1.5 Grad Ziel in Einklang zu bringen.

Schweiz bleibt passiv und fällt zurück

Während die internationale Staatengemeinschaft bei klimafreundlichem Investieren zügig vorwärts macht, fällt ausgerechnet die Schweiz in dieser Hinsicht weiter zurück. Im Vergleich mit anderen Nationen fehlt es in der Schweiz an den politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen, die einen klimafreundlichen Finanzsektor fördern. Die Finanzbranche ist im vom Bundesrat vorgeschlagenen neuen CO2-Gesetz nicht einmal erwähnt, obwohl der Finanzbereich der grösste Klimaschutz-Hebel der Schweiz ist. Würde man die durch den Schweizer Finanzplatz mitverantworteten CO2-Emissionen einrechnen, wäre die Schweiz der sechstgrösste CO2-Verursacher der Welt. Der Zweckartikel Artikel 2c des Pariser Klimaabkommens ist im neuen CO2-Gesetz leider nicht berücksichtigt.

Der WWF bedauert den mangelnden Willen des Bundesrats und unterstreicht die Notwendigkeit, dass die Schweiz zwingend verbindliche Vorgaben zur Transparenz und Messbarkeit von Klimaauswirkungen sowie eine Klärung der treuhänderischen Sorgfaltspflicht braucht.

Europäische Länder machen vorwärts

Im Gegensatz zur Schweiz macht die internationale Staatengemeinschaft vorwärts. Kernthemen sind die Transparenz von Klimaauswirkungen, deren Messung und die nötigen Standards und Labels sowie die Wichtigkeit, dass klimafreundliches Investieren und Anlegen zunehmend zur treuhänderischen Sorgfaltspflicht gehört. Zum Beispiel begrüssen immer mehr Staaten öffentlich die Richtlinien der Task Force on Climate-Related Disclosures (TCFD) und beginnen, diese in nationale Gesetzgebungen zu integrieren. Die Finanzminister von Frankreich und Schweden haben am „One Planet Summit“ eine strategische Sustainable Finance-Partnerschaft angekündigt, durch welche sie unter anderem die TCFD-Richtlinien unterstützen. Grossbritannien hat dies bereits im Sommer gemacht und Deutschland prüft die Integration einer Offenlegungspflicht in ihrer Gesetzgebung. Frankreich will sich als Zentrum für Sustainable Finance etablieren und fordert neu die staatlichen Investoren dazu auf, Klimawandel in alle Investitionsentscheide miteinzubeziehen und dies öffentlich zu kommunizieren.

Kontakt

Ivo Mugglin, Sustainable Finance WWF Schweiz, Tel. +41 44 297 23 31