18. November 2025 — Medienmitteilung

Klimaschutz-Ranking: Schweiz bleibt ausserhalb der Top 20

Zwar verbessert sich die Schweiz im aktuellen Climate Change Performance Index (CCPI) um sieben Plätze im Vergleich zum Vorjahr. Mit Rang 26 dümpelt sie aber weiterhin im hinteren Mittelfeld. Verantwortlich dafür sind: Die Emissionsreduktion im Ausland statt im Inland sowie ein Stillstand oder gar Fehlentwicklungen in den Bereichen Konsum, Verkehr (insbesondere Luftfahrt), beim Finanzplatz und in der Landwirtschaft.

  • Die bessere Rangierung ist hauptsächlich auf die Verabschiedung des Stromgesetzes, des überarbeiteten nationalen Klimabeitrags (NDC 2.0) und das Inkrafttreten der Revision des CO2-Gesetzes und des Klimaschutzgesetzes zurückzuführen.
  • Der Detailbericht zeigt: Bei allen positiv bewerteten Punkten wurde Potenzial verschenkt.
  • Die CCPI-Experten kritisieren das Fehlen von Vorschriften für den Verkehrs-, Agrar-, Industrie- und Finanzsektor sowie die fehlenden Möglichkeiten zur Bekämpfung des hohen Verbrauchs.
  • Die Schweiz muss ihre Ambitionen der Realität anpassen und bis 2035 Netto-Null erreichen.
     

Patrick Hofstetter, Klimaschutz- und Energieexperte WWF Schweiz: «Obwohl neue Gesetze wie das Klimaschutz- und Stromgesetz eine gute Grundlage für Verbesserungen bieten würden, bleibt die Schweiz im Klimaschutz nur Mittelmass. Neben gravierenden Defiziten etwa im Verkehrs- und Finanzsektor liegt das Hauptproblem darin, dass der Bundesrat starke Gesetze halbherzig umsetzt und damit Penalties vergibt.»

Georg Klingler, Klimaexperte Greenpeace Schweiz:  «Ein Platz im hinteren Mittelfeld ist der Schweiz nicht würdig. Der Bundesrat muss sein Vorgehen beim Klimaschutz insgesamt überdenken. Wir könnten und sollten Energie schlauer nutzen und Erdöl und Erdgas aus unseren Häusern und Autos verbannen. Wir sollten unsere Banken aus der Förderung der Klimazerstörung raushalten und ein klimaschonendes Ernährungssystem fördern. Die Lösungen sind bekannt. Sie machen uns sicherer und unabhängiger, fördern die lokale Wertschöpfung und schonen die Gesundheit.» 
 

CCPI 2026: Verpasste Chance für den Klimaschutz

Im Herbst 2023 wurde das Bundesgesetz über die sichere Stromversorgung aus erneuerbaren Energiequellen vom Parlament verabschiedet. Das erste der beiden Pakete ist am 1. Januar 2025 in Kraft getreten. Das neue Energiegesetz ist zu begrüssen,  doch die Elektrifizierung schreitet noch zu langsam voran. Ebenfalls kritisch ist der geplante, kostspielige Zubau von konventionellen Reservekapazitäten im Umfang von 583 Megawatt.

Mit der Veröffentlichung ihres nationalen Klimabeitrags (NDC 2.0) im Januar hat sich die Schweiz zum Ziel gesetzt, die Emissionen bis 2035 um 65 Prozent zu reduzieren und bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Für ein reiches Land mit hohen historischen Emissionen hat sich die Schweiz ein zu tiefes Ziel gesetzt. Zudem hat die Schweiz noch nicht kommuniziert, welcher Anteil ihrer Emissionen tatsächlich reduziert werden soll und wie viel davon im Ausland kompensiert werden soll.

Im März 2024 einigten sich der Nationalrat und der Ständerat auf eine revidierte Fassung des CO2-Gesetzes, das am 1. Januar 2025 in Kraft tritt. Das Gesetz ist unzureichend umgesetzt und es fehlen zusätzliche Massnahmen. Die revidierte Klimapolitik sorgt lediglich dafür, dass die bestehenden Instrumente zur Reduktion der CO2-Emissionen weiterhin bestehen.

Was es braucht, damit die Schweiz ihren fairen Anteil zum globalen Klimaschutz beiträgt, sind wirksame und sozial verträglich ausgestaltete Instrumente, insbesondere im Verkehrs-, Ernährungs- und Finanzsektor. Klimaverträgliche Mobilität, Lebensmittel und Finanzprodukte müssen zur gesellschaftlichen Norm werden.

Der Climate Change Performance Index (CCPI) 
Der von Germanwatch und dem NewClimate Institute veröffentlichte Climate Change Performance Index (CCPI) ist ein Ranking von 63 Ländern sowie der Europäischen Union, die zusammen mehr als 90 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verursachen. Die vier bewerteten Kategorien sind: Treibhausgasemissionen (40 Prozent), erneuerbare Energien (20 Prozent), Energieverbrauch (20 Prozent) und Klimapolitik (20 Prozent). Letztere Kategorie basiert auf Bewertungen durch Expert:innen von Organisationen und Thinktanks aus den jeweiligen Ländern. In diesem Jahr haben rund 450 Expert:innen beim Klimaschutz-Ranking mitgemacht. 

Weitere Informationen:
CCPI Climate Change Performance Index 2026 mit allen Ergebnissen 

Details zur Schweiz

Kontakte:

WWF Schweiz: 
Patrick Hofstetter, Klimaschutz- und Energieexperte WWF Schweiz, +41 76 305 67 37, patrick.hofstetter@wwf.ch
Sebastian Obrist, Mediensprecher WWF Schweiz, +41 44 297 22 11, sebastian.obrist@wwf.ch

Greenpeace Schweiz: 
Georg Klingler, Klimaexperte Greenpeace Schweiz, +41 79 785 07 38, georg.klingler@greenpeace.org 
Medienstelle Greenpeace Schweiz, +41 44 447 41 11, pressestelle.ch@greenpeace.org