28. Juni 2021 — Medienmitteilung

Nach dem «Nein» zum CO2-Gesetz: Schweizer Unternehmen müssen sich wissenschaftsbasierte Klimaziele setzen

Über 1000 Unternehmen weltweit haben sich der Science Based Targets Initiative (SBTi) angeschlossen und sich wissenschaftsbasierte Reduktionsziele im Klimaschutz gesetzt, die mit dem Pariser Klimaziel kompatibel sind. Die Schweizer Unternehmen sind jedoch noch zu wenig engagiert, wie der WWF in seinem Faktenblatt «Science Based Targets Initiative – Das Engagement von Schweizer Unternehmen» zeigt.

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Wissenschaftsbasierte Klimaziele für Unternehmen
  • Der WWF Schweiz ist überzeugt, dass jedes zeitgemässe Unternehmen eine Klimaschutzstrategie braucht. Er unterstützt Unternehmen dabei, sich ambitionierte wissenschaftsbasierte Ziele (1.5°C) zu setzen und konkrete Massnahmenpläne zu erstellen. Nur so können die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht werden.
  • Die Science Based Targets Initiative (SBTi) unterstützt Unternehmen weltweit dabei, wissenschaftlich fundierte Klimaziele für den Treibhausgasausstoss über die ganze Wertschöpfungskette hinweg (z.B. Emissionen von eingekauften Gütern) zu setzen und dieses Engagement glaubwürdig zu kommunizieren.
  • Global haben sich bereits über 1000 Unternehmen der SBTi angeschlossen. In der Schweiz gibt es über 9000 mittelgrosse Unternehmen (50-245 Beschäftigte) und über 1600 grosse Unternehmen (mehr als 250 Beschäftigte). Doch lediglich 35 Schweizer Unternehmen haben bisher bei der SBTi eine Absichtserklärung abgegeben, und noch nicht alle haben mit der Umsetzung der Massnahmen begonnen.
  • Die Wirtschaft spielt eine entscheidende Rolle bei der Reduktion von Emissionen und dem Aufbau einer widerstandsfähigen, emissionsfreien Wirtschaft.

Zitat Holger Hoffmann-Riem, Senior Manager Climate & Business beim WWF Schweiz: «Schweizer Unternehmen können einen entscheidenden Beitrag zu den Klimaziele leisten, indem sie ihre Emissionen nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen entschlossen reduzieren. Nach dem Nein zum CO2-Gesetz ist das noch wichtiger als zuvor.»

Die Zeit ist reif
Die Übersicht des WWF zeigt: Bis 2021 haben 35 Schweizer Unternehmen aus 17 verschiedenen Wirtschaftssektoren bei der SBTi eine Absichtserklärung abgegeben. Von diesen 35 Unternehmen haben 18 konkrete Ziele mit Emissionsreduktionspfad formuliert: 13 (72%) das Ziel zur Erreichung von maximal 1.5°C, vier (22%) das Ziel deutlich unter 2°C und ein Unternehmen das Ziel 2°C. Ein Blick auf den Swiss Market Index (SMI) zeigt, dass sich zehn von 20 gelisteten Firmen in der SBTi engagieren und sich sechs davon konkrete Ziele gesetzt haben. Auch acht der fünfzehn Schweizer Fortune 500 Firmen sind der Initiative beigetreten, wovon sich jedoch erst drei Unternehmen Ziele gesetzt haben.

Immer mehr Unternehmen preisen ihre Produkte oder Dienstleistungen als Klima- oder CO2-neutral an. Sie pflanzen Bäume für jedes verkaufte Produkt oder unterstützen Aufforstungsprojekte. Unternehmen, die sich keine Greenwashing-Vorwürfe machen lassen und glaubwürdigen Klimaschutz betreiben wollen, müssen sich aber Ziele im Einklang mit der Klimawissenschaft über ihre gesamten Wertschöpfungsketten hinaus setzen. Die SBTi ermöglicht Unternehmen, im Kampf gegen die Klimaerhitzung Verantwortung zu übernehmen und sich selbst Ziele zu setzen, die kompatibel mit dem Klimaabkommen von Paris sind. Vorteile aus der SBTi zieht nicht nur das Klima: Ebenso stärkt eine Verpflichtung die vorausschauende und somit kosteneffiziente Anpassung an verschärfte Regulierungen.

Hintergrund zur SBTi
Die SBTi wurde 2015 gegründet. Sie ist eine Partnerschaft zwischen dem Carbon Disclosure Project (CDP), dem United Nations Global Compact, dem World Resources Institute (WRI) und dem World Wide Fund for Nature (WWF). Die SBTi leistet für Unternehmen:

  • Definition und Förderung bewährter Verfahren zur Emissionsreduzierung.
  • Technische Unterstützung und Expertenressourcen für Unternehmen, die wissenschaftsbasierte Ziele festlegen.
  • Zusammenstellen von Expertenteams, um Unternehmen eine unabhängige Bewertung und Validierung von Zielen zu ermöglichen.

Ein 2020 veröffentlichter Fortschrittsbericht zeigt, dass die untersuchten Unternehmen unter der SBTi zwischen 2015 und 2019 ihre Emissionen um 25 Prozent gesenkt haben. Diese Reduktion entspricht 302 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten – so viel wie 78 Kohlekraftwerke jährlich emittieren. https://sciencebasedtargets.org/

Mehr Informationen:
WWF-Faktenblatt «Science Based Targets Initiative – Das Engagement von Schweizer Unternehmen»

Kontakt:
Corina Gyssler, Kommunikationsbeauftragte WWF Schweiz, 044 297 22 54, corina.gyssler@wwf.ch
Holger Hoffmann-Riem, Senior Manager Climate & Business, WWF Schweiz, 044 297 23 71, holger.hoffmannriem@wwf.ch