19. September 2019 — Medienmitteilung

Referendum gegen missratenes Jagdgesetz unausweichlich

Nach einem langwierigen und mühsamen Einigungsprozess beschert uns das Parlament eine Revision des Jagdgesetzes, die den Artenschutz in der Schweiz massiv abbaut. So sollen geschützte Tierarten in Zukunft auf Vorrat abgeschossen werden können – einfach weil sie da sind. Das in einer Zeit, in der die Biodiversität bedroht ist wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Pro Natura, WWF Schweiz, BirdLife Schweiz und Gruppe Wolf Schweiz werden deshalb zusammen mit weiteren Organisationen das Referendum gegen dieses missratene Gesetz ergreifen.  

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Luchs auf Stein

Durch das missratene Gesetz werden Luchse gefährdet.

Im Mai 2019 veröffentlichte der Welt-Biodiversitätsrat seinen alarmierenden Bericht zum Zustand der Biodiversität. Nur wenige Monate später präsentiert das Parlament heute voraussichtlich ein revidiertes «Bundesgesetz über die Jagd und den Schutz einheimischer Säugetiere und Vögel» (JSG), das nur noch etwas schützt: die Interessen der Landwirtschaft und die Jagd- und Fischereierträge. Verpasst wurde auch die Chance, gefährdete, aber immer noch jagdbare Tierarten wie den Feldhasen oder die Waldschnepfe endlich unter Schutz zu stellen.

Geschützte Tierarten abschiessen, einfach weil sie da sind
Künftig wird es sehr viel leichter sein, bisher geschützte Tierarten wie Wolf, Biber, Luchs oder Graureiher abzuschiessen, wenn sie Bauern, Jäger, Fischzüchter oder Politiker stören. Der gute Kompromiss des heutigen Gesetzes lautet: Schutz beim Bund, Jagd bei den Kantonen. Neu soll anstelle des Bundes jeder einzelne Kanton selber über die Regulierung geschützter Arten bestimmen können. Tiere können neu abgeschossen werden, ohne dass sie je Schäden angerichtet hätten oder – im Fall eines Schadens – ohne dass zuvor zumutbare Präventivmassnahmen ergriffen wurden. Zwar steht im Gesetz nur, dass der Wolf stark vereinfacht reguliert wird – doch der Bundesrat kann zukünftig nach Belieben weitere Tierarten auf die Abschussliste setzen, an Volk und Parlament vorbei. Der Begriff «geschützte Art» wird dadurch zur leeren Worthülle.

Nun soll das Stimmvolk entscheiden
Die beteiligten Organisationen wehren sich gegen ein JSG, das in einer Zeit von Biodiversitätsverlust und Artensterben einseitig Interessengruppen dient und dabei den Schutz gefährdeter Tierarten torpediert. Darum werden Pro Natura, WWF Schweiz, BirdLife Schweiz und Gruppe Wolf Schweiz mit weiteren Organisationen das Referendum gegen das missratene Jagdgesetz ergreifen. Sie sind zuversichtlich, bis im kommenden Januar die notwendigen 50´000 Unterschriften zu sammeln, damit das Stimmvolk an der Urne über den künftigen Umgang mit Biber, Wolf, Graureiher, Luchs und Co. entscheiden kann. Zur Zuversicht trägt auch eine repräsentative Umfrage bei, welche die Organisationen von der gfs durchführen liessen und die eine deutliche Zustimmung zu Artenschutzanliegen in der Bevölkerung zeigt. Die Unterschriftensammlung startet voraussichtlich am 8. Oktober.

Kontaktpersonen

Pro Natura: Urs Leugger-Eggimann, Zentralsekretär, 079 509 35 49, urs.leugger@pronatura.ch

WWF Schweiz: Jonas Schmid, Kommunikationsberater Biodiversität, 079 241 60 57, jonas.schmid@wwf.ch

BirdLife Schweiz: Werner Müller, 079 448 80 36, werner.mueller@birdlife.ch

Gruppe Wolf Schweiz: David Gerke, 079 305 46 57, david.gerke@gruppe-wolf.ch