Reservekraftwerk: Bundesrat missachtet Parlament und ignoriert ElCom-Empfehlung
Der Bundesrat will vier neue, teure Reservekraftwerke bauen. Damit widerspricht er den jüngsten Empfehlungen der ElCom und ignoriert die fast fertige Arbeit des Parlaments zur Stromreserve. Auch die Stromkonsument:innen sind vom Entscheid betroffen, denn teurere Strompreise sind absehbar.
Erst letzten Donnerstag kommunizierte die ElCom ihre neusten Zahlen zur Stromreserve: Bis 2030 hat sie eine Stromreserve von 500 MW veranschlagt. Diese besteht schon heute - respektive wird bereits übertroffen. Einerseits durch die Wasserreserve, andererseits durch die vertraglich gesicherten Notstromaggregate und vorhandenen Reservekraftwerke.
Mit der in der Sommersession abzuschliessenden Gesetzesarbeit zur Stromreserve, kommen eine Nachfragereserve und weitere bestehende Notstromgruppen dazu.
Dazu Patrick Hofstetter, Energieexperte WWF Schweiz:
«Die Schweiz ist aktuell überversorgt mit Reservekapazität. Neubauten würden den Strom unnötig verteuern, was den Ersatz von Fossilenergieanwendungen durch effiziente Stromanwendungen weniger attraktiv macht. »
Grosse Fragezeichen: CO2-Neutrale Brennstoffe?
Der Bundesrat schreibt weiter, dass die neuen Reservekraftwerke mit CO2-neutralen Brennstoffen betrieben würden. Wie genau das gelingen soll, erläutert er nicht.
Rechnet der Bundesrat hier mit CO2-Kompensation durch Klimaschutzprojekte im Ausland? Diese führten bisher selten zu den ausgewiesenen Emissionsreduktionen. Darum vermutet der WWF hier einen Etikettenschwindel: Der Bundesrat will neue, mit Fossilenergie betriebene, Kraftwerke bauen, ohne dies so zu benennen. Doch mit Schönfärberei lösen wir die Klimakrise nicht.
Eine Einordnung zur Empfehlung der ElCom finden sie hier: https://www.wwf.ch/de/medien/neuste-zahlen-zur-stromreserve-wwf-fordert-stopp-der-verhandlungen-zum-bau-neuer-gaskraftwerke
Kontakt:
Sebastian Obrist, Mediensprecher WWF Schweiz, sebastian.obrist@wwf.ch, +41 44 297 22 11