09. November 2020 — Medienmitteilung

Schweizer Finanzsektor befeuert weiterhin die Klimakrise

Der WWF zeigt sich schockiert über die Ergebnisse des Klimaverträglichkeitstests, welches das Bundesamt für Umwelt heute veröffentlicht. Trotz einzelner Fortschritte reichen die Anstrengungen des Finanzsektors bei weitem nicht aus, um die Klimakrise zu bewältigen. Finanzakteure und Politik müssen dringend dafür sorgen, dass die Schweizer Finanzflüsse eine zukunftsfähige Wirtschaft gestalten.

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  • Der Finanzsektor ist in der Schweiz ein zentraler Hebel im Kampf gegen die Klimakrise. Dass die Banken, Versicherungen, Pensionskassen und Vermögensverwalter ihre Verantwortung in dieser Krise noch nicht wahrnehmen, ist inakzeptabel.
     
  • Der Bericht des BAFU zeigt klar: Die Diskrepanz zwischen den Ankündigungen des Finanzsektors und den tatsächlich umgesetzten Massnahmen ist weiterhin gross.
     
  • Durch die Umlenkung ihres Geldes haben die Finanzakteure es in der Hand, eine zukunftsfähige Wirtschaft zu gestalten. Im Bericht «Leading the way to a green and resilient economy» legt der WWF ihnen über 40 konkrete Massnahmen auf dem Tisch.
     
  • Auch die Politik ist gefordert: Möglichst rasch ist eine politische Einordnung der Testresultate vorzunehmen und sind die nötigen Massnahmen zu treffen.

Zitate von Stephan Kellenberger, Experte für nachhaltige Finanzwirtschaft beim WWF Schweiz

«Unsere Banken, Versicherungen und Pensionskassen finanzieren, versichern und investieren weiterhin viel zu viel in Wirtschaftsaktivitäten, die unser Klima – und damit unsere Existenz – bedrohen. Es ist Zeit, nachhaltige Finanzwirtschaft zu ihrer höchsten Priorität zu machen.»

«Die Schweiz kann sich schlicht nicht mehr leisten, dass ihr Finanzsektor in zwei Jahren immer noch so stark in fossile Energien wie Kohle oder Erdöl investiert ist – sie kann und soll in der nachhaltigen Finanzwirtschaft eine führende Rolle übernehmen.»

Schockierende Ergebnisse
Vor drei Jahren luden das BAFU und das SIF die Schweizer Pensionskassen und Versicherungen zum ersten Mal ein, die Klimaverträglichkeit ihrer Portfolien testen zu lassen. Mit diesem Test wurde klar, dass ihre Investitionen eine dramatische Erderhitzung um vier bis sechs Grad Celsius unterstützen. Für die Finanzakteure hätte dies ein Weckruf sein sollen. Doch der neue Bericht zeigt: Sie schlafen weiter. So wird klar, dass sie weiterhin stark in die Förderung von Öl und Gas sowie in den Kohleabbau investiert sind.

Die Lösungen sind da.
Die Ergebnisse sind eine solide Grundlage für erforderliche Schritte. Im Bericht «Leading the way to a green and resilient economy», der im September veröffentlicht wurde, listet der WWF zusammen mit PwC über 40 konkrete Massnahmen auf, wie die Finanzakteure eine zukunftsfähige Wirtschaft mitgestalten können. So sollen die Finanzakteure messbare Klimastrategien mit CO2-Absenkpfaden und verbindlichen Zwischenzielen definieren und umsetzen. Und aufzeigen, wie sie innert kürzester Frist aus der Finanzierung von Kohle-, Gas- und Erdölunternehmen aussteigen. Gleichzeitig ist es zentral, dass die einzelnen Finanzinstitute ihre Testresultate transparent offenlegen.

Appell an die Politik
Neben den Finanzakteuren ist auch die Politik gefordert: Möglichst rasch ist eine politische Einordnung der Testresultate vorzunehmen und sind die nötigen Massnahmen zu treffen, damit der Schweizer Finanzsektor auf den Pfad der Klimaneutralität einschwenkt. Und somit eine führende Rolle in der Lösung der Klimakrise übernimmt.

Kontakt
Marie Seidel, Kommunikationsberaterin WWF Schweiz, marie.seidel@wwf.ch, 044 297 22 29

Weitere Informationen
Wie die Schweiz zum führenden Standort für nachhaltige Finanzdienstleistungen werden kann, zeigt die Strategie vom WWF und PwC auf: Leading the way to a green and resilient economy - A Swiss-quality approach to sustainable finance