Solarstrom-Potenzial: 262 Jahre im Rückstand
Wenn die Schweiz weitermacht wie bisher, wird sie ihr Potenzial für Solarstrom auf den Dächern erst in 262 Jahren ausgeschöpft haben, so eine neue Studie. Der WWF unterstreicht - darum gelte es beim Zubau der Solarenergie nun endlich aus dem Schatten zu treten. Gefordert sind Bund, Kantone und Gemeinden.
- Die Schweiz nutzte 2019 3,87 Prozent ihres Potenzials auf Dächern für Solarstrom. Das ist nur knapp 0,8 Prozent mehr als im Jahr 2017.
- In diesem Tempo wird die Schweiz das Potenzial für Solarstrom auf ihren Dächern erst im Jahr 2282 ausschöpfen.
- Die Studie basiert auf digital verfügbaren Daten, welche die geoimpact AG auf ihrer Plattform Swiss Energy Planning (SEP) ausgewertet hat. Unterstützt wird die Analyse von EnergieSchweiz und dem Digital Innovation Office BFE.
- Unter allen Kantonen ist der Kanton Neuchâtel an vorderster Stelle beim Zubau von Solarstrom.
Myriam Planzer, Projektleiterin Energiewende beim WWF Schweiz:
«Gemeinden, seid mutig! Wir fordern alle auf, sich jetzt an den Pioniergemeinden zu orientieren und mit dem Zubau vorwärts zu machen. Wir können nicht so tun, als wäre die Erderhitzung irgendwo, irgendwann in ferner Zukunft.»
«Wir haben auf den Schweizer Dächern ein noch fast unangetastetes Potenzial, um den Ausstieg aus Erdöl und Erdgas zu ermöglichen. Die Daten zeigen eindeutig: Dieses wird weiterhin nicht genutzt.»
«Die guten Resultate einzelner Gemeinden bestätigen, dass es möglich ist, den Zubau der Solaranergie voranzutreiben. Wir rufen die Entscheidungsträger der Gemeinden dazu auf, den Bau von Solaranlagen voranzutreiben. Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz brauchen attraktive Bedingungen für Solaranlagen.»
Die Auswertung hat pro Gemeinde und Kanton untersucht, wie viel vom Potenzial, das auf Schweizer Dächern vorhanden ist, effektiv für Solarstrom genutzt wird. Die Zahlen wurden mit denen von der letzten Auswertung im Jahr 2017 verglichen. Die Resultate sind brisant: Wenn die Schweiz weitermacht wie bisher, wird sie erst in 262 Jahren ihr Potenzial für Solarstrom auf Dächern voll ausnutzen.
Der schnellste Kanton ist Neuchâtel mit 145 Jahren, gefolgt von Luzern (177 Jahre) und Freiburg (182 Jahre). Insgesamt nutzt die Schweiz nur 3,87 Prozent ihres Potenzials auf Dächern für Solarstrom. Das ist nur knapp 0,8 Prozent mehr als im Jahr 2017.
Rennaz (Kanton Waadt) sticht heraus
Bei der Auswertung liegt schweizweit die Gemeinde Rennaz vorne. In den letzten zwei Jahren hat sie ihre Ausnutzung um rund 9 Prozent verbessert. Die weiteren Top 5 Aufsteiger-Gemeinden der Schweiz sind Mülligen (AG, + 9 %), Fürstenau (GR, + 8 %) Altishofen (LU, + 8 %) und Stetten (AG, + 7 %).
Als Vorbild vorangehen
Der WWF Schweiz ruft die Entscheidungsträger der Gemeinden dazu auf, den Bau von Solaranlagen voranzutreiben. Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz brauchen attraktive Rückliefertarife und Förderbedingungen. Nur so werden sie dazu ermutigt, Solaranlagen zu installieren.
Hintergrund zur Auswertung:
Die Analyse wurde vom Team der geoimpact AG auf der Plattform Swiss Energy Planning durchgeführt. Das Unternehmen geoimpact AG entwickelt und betreibt die Plattform SEP - eine schweizweite Plattform für Gebäude und Energie (www.swissenergyplanning.ch). EnergieSchweiz unterstützt zusammen mit dem Digital Innovation Office BFE das Projekt, das auch aufzeigen soll, wie Digitalisierung und die Nutzung von Daten die Umsetzung der Energiestrategie 2050 voranbringen kann (www.energieschweiz.ch). Die Auswertung vergleicht das Potenzial auf gut geeigneten Schweizer Dächern (nationales Solarkataster BFE, www.sonnendach.ch) mit Daten zur effektiven Nutzung (installierte Leistung aller Anlagen, die bei der Verwaltungsstelle Pronovo AG für die KEV oder EIV gemeldet sind und am 1. Januar 2020 in Betrieb waren). Zusätzliche Details zur Auswertung unter folgendem Link: https://www.swissenergyplanning.ch/post/wwf-pv-analyse-2019
Kontakt: Myriam Planzer, Projektleiterin Energiewende, WWF Schweiz, 076 552 18 31, myriam.planzer@wwf.ch
Weitere Informationen:
Unter www.wwf.ch/hitzesommer gibt der WWF Klima-Tipps für Individuen, beispielsweise dazu, wie sie die eigenen Dach- und Fassadenflächen für die Erzeugung von Solarstrom und Solarwärme nutzen können. Wer kein eigenes Gebäude besitzt, kann sich an gemeinschaftlichen Solaranlagen beteiligen bzw. in Solarenergie investieren.