09. September 2025 — Medienmitteilung

Tickende Zeitbombe PFAS: Jetzt braucht es eine mutige Politik

Sogenannte Ewigkeitschemikalien gefährden unsere Gesundheit und Umwelt – und die Schweiz steht vor einer politischen Bewährungsprobe: Bringt der Nationalrat heute den Mut auf, die Bevölkerung konsequent zu schützen – oder knickt er vor Lobbyinteressen ein?

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Trinkwasser

•    WWF warnt davor, die wissenschaftlich geprüften Grenzwerte für PFAS in der Schweiz zu lockern – zugunsten wirtschaftlicher Sonderinteressen. 


•    PFAS sollen an der Quelle vermieden werden, nur so lässt sich vermeiden, dass sich diese schädlichen Chemikalien in der Natur weiter anreichern. 
 

Zitate Eva Goldmann, WWF-Agrarexpertin: 
„PFAS sind eine tickende Zeitbombe für unsere Gesundheit und Umwelt. Es ist höchste Zeit, dass die Politik handelt.“

„Ja, betroffene Betriebe brauchen Unterstützung – aber nicht auf Kosten der Allgemeinheit. Gesundheitlich relevante Grenzwerte dürfen nicht aufgeweicht werden!“

PFAS stellen eine der drängendsten Herausforderungen für die Natur und unsere Gesundheit dar. Sie bauen sich in der Umwelt kaum ab und reichern sich im menschlichen Körper an. Die gesundheitlichen Risiken sind gravierend: PFAS gelten als krebserregend (Leber, Nieren, Schilddrüse, Hoden), hormonell wirksam, beeinträchtigen Fruchtbarkeit und Entwicklung, schädigen das Immunsystem und erhöhen Cholesterinwerte. Besonders alarmierend: Nur etwa 1 Prozent der PFAS wurde bisher ausreichend auf gesundheitliche Auswirkungen untersucht.  

Fortschritt: Absenkpfade und Transparenz
Der WWF begrüsst es, dass PFAS mit der heutigen ausserordentlichen Session des Nationalrats endlich auf die politische Agenda kommen. Die Motionen, die eine Einschränkung der Zulassung auf essenzielle Verwendungszwecke, sektorielle Absenkpfade, Fördermassnahmen sowie eine Deklarationspflicht und Abgabe an der Quelle fordern, sind ein wichtiger Schritt in Richtung Vorsorgeprinzip und Schutz der Bevölkerung.    

Rückschritt: Verwässerung der Grenzwerte
Gleichzeitig kritisieren wir die Bestrebungen, von den wissenschaftlich fundierten Grenzwerten der EU abzuweichen. Eine solche Abweichung würde dem Bundesrat faktisch einen Freipass erteilen, in der Schweiz schwächere Grenzwerte für Trinkwasser und andere Lebensmittel festzulegen – etwa um landwirtschaftlichen Betrieben, deren Böden stark mit PFAS belastet sind, weiterhin den Verkauf ihres Fleisches zu ermöglichen. Diese Betriebe verdienen Unterstützung – jedoch nicht auf Kosten der Gesundheit der Bevölkerung.  

Wissen bleibt auf der Strecke
Besonders besorgniserregend ist, dass der Bund bei der Forschung zu PFAS spart – So kippt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine wichtige Langzeitstudie. Diese hätte untersucht, wie sich Pestizide und PFAS-Chemikalien auf unsere Gesundheit auswirken würden. Solche wissenschaftlichen Studien sind dringend notwendig, um die Belastung zu erfassen und wirksame Massnahmen zu entwickeln.

So sieht eine mutige Politik aus, welche Ewigkeitschemikalien stoppt:

•    Wissenschaftlich solide Grenzwerte für Trinkwasser und andere Lebensmittel.
•    Eine wirksame, wirtschaftlich tragbare Strategie zur Reduktion von PFAS.
•    Die konsequente Anwendung des Vorsorgeprinzips: Vermeidung an der Quelle.
•    Transparenz durch Deklarationspflicht und Monitoring.
•    Eine klare Wahrnehmung der politischen Verantwortung für den Schutz von Mensch und Umwelt.

Die Schweiz hat jetzt die Chance, eine Vorreiterrolle einzunehmen – für eine Chemikalienpolitik, die Umwelt und Gesundheit schützt, ohne Innovation zu gefährden.

Kontakt:
Jonas Schmid, Mediensprecher, WWF Schweiz, jonas.schmid@wwf.ch, 079 241 60 57