30. Oktober 2025 — Medienmitteilung

Wolfrisse stabil – Herdenschutz bleibt zentral

Die Anzahl gerissener Nutztiere pro Wolf nimmt weiter ab. Obwohl es wohl leicht mehr Wölfe gibt als 2024, haben sie diesen Sommer in den meisten Kantonen gleich viel oder weniger Nutztiere erbeutet als im Vorjahr. Das zeigt: mit verstärktem Herdenschutz und einer gesetzeskonformen Bestandsregulierung ist eine langfristige Koexistenz von Wolf und Nutztierhaltung in der Schweiz möglich.

 

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Wolf beobachtet eine Schafsherde

Rund 38´000 Schafe haben diesen Sommer auf den Walliser Alpen verbracht – die meisten im Einzugsgebiet von Wolfsrudeln. Dank effektiver Herdenschutzmassnahmen engagierter Halter:innen ist die grosse Mehrheit davon heute wohlbehalten zurück in ihren Winterquartieren. Von den Tieren, die den Alpsommer nicht überlebt haben, ist der grösste Teil an Krankheiten gestorben oder abgestürzt (2024 waren es 1372, die aktuelle Zahl ist noch nicht bekannt). Nur 316 Tiere wurden bis Ende Oktober von einem Wolf erbeutet, 209 davon waren ungeschützt. Damit wurden rund 40 geschützte Nutztiere weniger gerissen als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr. Die Zahl der gerissenen Tiere, die ungeschützt waren, nahm jedoch um über 30 zu. Das zeigt, dass der Herdenschutz wirkt und dringend weiter gestärkt werden muss.
 

Anzahl Risse pro Wolf sinkt seit Jahren
Wie die vorläufige Rissbilanz 2025 zeigt, hat sich der Alpsommer so oder ähnlich in den meisten Kantonen mit Wolfspräsenz abgespielt (siehe Tabelle). Die Anzahl Wölfe hat schweizweit leicht zugenommen (rund 42 Rudel), während die Zahl gerissener Nutztiere in den meisten Kantonen etwas zurückgegangen oder stabil geblieben ist. Die höheren Risszahlen im Tessin sind auf eine regional stärkere Zunahme der Wölfe und eine hohe Anzahl ungeschützter Nutztiere zurückzuführen: 50 % der gerissenen Tiere waren ungeschützt, obwohl der Standort als schützbar gilt. Im Schnitt reissen die einzelnen Wölfe viel weniger Nutztiere als früher. Eine Zahl, die schon seit vielen Jahren sinkt.

Der limitierende Faktor: ein Rudel 
Diesen Winter dürfen die Kantone zum dritten Mal Wölfe proaktiv schiessen – also dann, wenn ein Schaden trotz ergriffener, zumutbarer Schutzmassnahmen plausibel droht. Rund hundert Wölfe, primär Jungtiere, stehen im Visier. Mit den aufwändigen und teuren Abschüssen ersetzt der Mensch einen Grossteil der natürlichen Todesursachen, an denen Wolfswelpen bislang gestorben sind. Das Wachstum der Wolfspopulation wird damit zwar gebremst, wirklich limitiert wird es aber von einem anderen Faktor: Etablierte Rudel, die keine Konkurrenz in ihrem Revier dulden. Die Eliminierung ganzer Rudel schafft lediglich eine Lücke für das nächste. Die Massnahme ist daher nur eine Notlösung bei Wölfen, die den Herdenschutz wiederholt überwinden.
 

Geduld und gesetzeskonforme Arbeit gefragt
Welche Rolle die proaktive Regulierung bei der Stabilisierung der Risszahlen spielt, ist noch unklar. Die Datenlage ist zu dünn, um klare Zusammenhänge nachzuweisen. Um herauszufinden, ob solche Abschüsse die Nutztierrisse tatsächlich reduzieren, ohne die Wolfspopulation zu gefährden, ist es zentral, die Regulierung genau zu evaluieren. Dafür müssen die Kantone jetzt mehrere Jahre Erfahrung sammeln, eine gesetzeskonforme Umsetzung etablieren (siehe Schema) und ein solides Monitoring aufbauen. Das geht nur, wenn die rechtlichen Voraussetzungen einige Jahre Gültigkeit haben und die Politik von weiteren, überstürzten Gesetzesänderungen absieht.

Weitere Informationen:
Tabelle Rissbilanz 2025
 

Kontakt:
WWF Schweiz: Jonas Schmid, Mediensprecher Biodiversität, Tel. 079 241 60 57, 
jonas.schmid@wwf.ch

Pro Natura: Sara Wehrli, Verantwortliche Grosse Beutegreifer und Jagdpolitik, Tel. 061 317 92 08, sara.wehrli@pronatura.ch

Gruppe Wolf Schweiz: David Gerke, Geschäftsführer, Tel. 079 305 46 57, 
david.gerke@gruppe-wolf.ch

BirdLife Schweiz: Raffael Ayé, Geschäftsführer, Tel. 076 308 66 84, 
raffael.aye@birdlife.ch