WWF unterzeichnet Klimainitiative für Landwirtschaft, sieht aber noch Handlungsbedarf
Die heute veröffentlichte Absichtserklärung der IG Detailhandel geht in die richtige Richtung für mehr Klimaschutz im Landwirtschaftssektor. Für die Umsetzung braucht es aber mehr Offenheit für andere Marktteilnehmer und einen grösseren Fokus auf Biodiversität.

- Die Initiative Runder Tisch «Klimamassnahmen in der Landwirtschaft» der IG Detailhandel Schweiz (IGDHS) ist aus Sicht des WWF ein wichtiger Schritt hin zu einer klima- und naturverträglichen Lebensmittelproduktion und einer konstruktiven Zusammenarbeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
- Dass wesentliche Akteure wie Lidl, Aldi oder Agroimpact nicht bei der Erarbeitung der Absichtserklärung involviert waren, bedauert der WWF und wünscht sich, dass der weitere Prozess offen und integrativ gestaltet wird.
- Die Initiative sollte neben Klimaschutzmassnahmen auch explizit den Schutz der Biodiversität anstreben.
Zitat Thomas Vellacott, CEO WWF Schweiz
«Wir unterstützen diese Initiative, weil sie das Potenzial hat, konkrete Fortschritte für mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft zu ermöglichen. Entscheidend ist, dass daraus ein gemeinsamer, transparenter und inklusiver Prozess entsteht – mit Wirkung für Klima und Biodiversität.»
In der Schweiz entfielen 2023 etwa 16 Prozent der klimaschädlichen Emissionen auf die Landwirtschaft, insbesondere verursacht von Nutztierhaltung, Düngereinsatz und Energieverbrauch. Entsprechend gross ist das Potenzial von Massnahmen zum Klimaschutz. Der WWF Schweiz unterstützt entsprechende Initiativen. Die Absichtserklärung der IG Detailhandel Schweiz zu Klimamassnahmen in der Landwirtschaft geht aus Sicht des WWF in die richtige Richtung. Sie wurde vom WWF mitunterzeichnet, weil wir darin eine Chance sehen, gemeinsam mit anderen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette konkrete Fortschritte zu erzielen. Angestrebt wird beispielsweise der standardisierte Austausch von Daten und ein einheitlicher Ansatz zur Bestimmung der Emissionen und Emissionsreduktionen, der konform ist mit dem Green House Gas Protocol und der Science Based Targets Initiative (SBTi).
Handlungsbedarf sieht der WWF in Bezug auf drei Punkte:
- Die Initiative sollte nicht nur auf Klimamassnahmen fokussieren, sondern auch Natur und Biodiversität explizit integrieren. Die Biodiversität ist in der Schweiz besonders auch wegen der intensiven Landwirtschaft bedroht. Wenn effektiv messbare Klimaschutz-Massnahmen in der Landwirtschaft ergriffen werden, ist das eine ideale Grundlage, um auch Biodiversitätsmassnahmen zu stärken.
- Bestehende Plattformen, die bereits ähnliche Massnahmen im Landwirtschaftssektor zum Ziel haben, sollten gestärkt statt dupliziert werden. Dafür braucht es gemeinsame Standards, offene Schnittstellen und klare Rahmenbedingungen, damit Klimamassnahmen fair, vergleichbar und effektiv umgesetzt werden können. Als positives Beispiel eines solchen bestehenden Ansatzes hebt der WWF AgroImpact hervor. In diesem Projekt engagiert sich der WWF für eine zukunftsfähige Landwirtschaft gemeinsam mit Landwirten, Verbänden und Industrieunternehmen wie Nestlé und Lidl. Klare Governance und Wirkungsmessung prägen dieses Projekt.
- Damit Massnahmen Wirkung entfalten, braucht es Transparenz, Monitoring und eine solide wissenschaftliche Begleitung. Wir erwarten eine nachvollziehbare Umsetzung, eine neutrale Trägerschaft und eine Governance, die offen und inklusiv ist.
Grundsätzlich unterstützt der WWF alle Akteure, die sich glaubwürdig für eine klimafreundliche und biodiversitätsfördernde Landwirtschaft einsetzen – ob im Rahmen von AgroImpact, der IG Detailhandel Schweiz oder anderen kompatiblen Initiativen. Mit unserer Expertise unterstützen wir entsprechende Initiativen konstruktiv, um gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln, die Wirkung entfalten und Vertrauen schaffen.
________________________________________
Kontakt
Lydia Ebersbach, Mediensprecherin WWF Schweiz
✉️ lydia.ebersbach@wwf.ch
📞 +41 77 435 05 41
________________________________________