11. Dezember 2020 — Medienmitteilung

Zu unverbindlicher Entscheid des Bundesrats für den Schweizer Finanzsektor

Medienkommentar des WWF Schweiz zur Bundesrat Aussprache

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Nachhaltige Finanzierung der Wirtschaft

Der Bundesrat hat heute erneut eine Aussprache zur Nachhaltigkeit im Finanzsektor geführt. Er sieht demzufolge keinen unmittelbaren Bedarf für Änderungen der rechtlichen Spielregeln. Stephan Kellenberger, Senior Advisor Sustainable Finance beim WWF Schweiz, sagt dazu: «Das ist ein unverbindlicher Entscheid des Bundesrats. Er verpasst die Chance, den Weg so zu bereiten, dass die Schweiz zu einem international führenden Standort für nachhaltige Finanzdienstleistungen wird.» Dazu gehört, dass der Schweizer Finanzsektor nachweislich einen positiven Beitrag zu den globalen Umweltzielen leistet.

Der breit angelegte Erarbeitungsprozesses, an dem auch der WWF teilgenommen hat, und das Ergebnis der Aussprache gehen weit auseinander. «Der WWF hat mehr vom Bundesrat erwartet und zeigt sich entsprechend enttäuscht», sagt denn auch Kellenberger. Der Graben zwischen der Schweiz und dem Gesetzesrahmen der EU, der mehr Transparenz und Harmonisierung auf dem Markt für nachhaltige Finanzen schaffen will, geht weiter auf. Zu den Regulierungen der EU gehört die Einführung einer grünen Taxonomie, die regelt, welche Wirtschaftsaktivitäten als nachhaltig gelten. Ausserdem gelten in der EU neu umfassende Anforderungen an die Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen im Finanzsektor. Die Schweiz hat bisher keine Anstalten gemacht, diese wegweisenden Regulierungen übernehmen zu wollen. Damit fehle weiterhin ein gemeinsames Verständnis von Nachhaltigkeit im Schweizer Finanzsektor, was Tür und Tor öffne für «Greenwashing», so Kellenberger weiter.

Der WWF setzt sich für eine Politik mit den richtigen Rahmenbedingungen und Anreizen ein, die dafür sorgt, dass die Schweizer Finanzflüsse klimaverträglich ausgerichtet werden und eine zukunftsfähige Wirtschaft gestalten. Dazu gehören unter anderem:

  • Eine Pflicht zur Offenlegung und Berichterstattung relevanter und vergleichbarer Umwelt- und Klimainformationen (sowohl Risiken als auch Wirkungen) auf Ebene Finanzprodukte und Unternehmen;
  • Die Einführung einer – an die EU angelehnte – Taxonomie nachhaltiger und nicht-nachhaltiger Wirtschaftsaktivitäten;
  • Eine Anpassung der treuhänderischen Pflichten, damit Finanzakteure nicht nur Klimarisiken, sondern auch Klimawirkungen in ihrem Risikomanagement und bei der Kundenberatung berücksichtigen müssen.

Der kürzlich publizierte Bericht von PwC und WWF Schweiz zeigt weitere Aktionsfelder auf, wie die Schweiz zu einem führenden Standort für nachhaltige Finanzdienstleistungen werden kann: https://www.wwf.ch/sites/default/files/doc-2020-08/Leading%20the%20way%20to%20a%20green%20and%20resilient%20economy_EN-web_0.pdf

Kontakt:

​​​​​​​Corina Gyssler, Kommunikationsverantwortliche WWF Schweiz, 044 297 22 54, corina.gyssler@wwf.ch