2022 - Ein Jahr im Zeichen des Tigers
Jeder erkennt ihn sofort: den Tiger. Doch nicht alle wissen, dass die majestätische Grosskatze stark gefährdet ist. Entdecken Sie fünf spannende Fakten zum Tiger – und wie der WWF sich für ihn einsetzt.
Am 1. Februar 2022 begann in vielen asiatischen Kulturen das lunare Jahr des Tigers. 2010 – im letzten lunaren Jahr der Grosskatze – verpflichteten sich alle Tigerstaaten (alle Staaten, in denen es noch freilebende Tiger gibt), bis 2022 deren Anzahl zu verdoppeln. Das Ergebnis: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten steigen die Zahlen der freilebenden Tiger an.
Trotz dieser guten Nachricht darf nicht vergessen gehen, dass das ambitionierte Ziel des Projekts Tx2 noch nicht erreicht ist. Weltweit ist der Schutz des Tigers nach wie vor nicht wirksam genug. Deshalb setzen sich der WWF und seine Partner weiterhin unermüdlich für griffige Massnahmen zum Schutz der Grosskatze und ihrer Lebensräume ein.
1. Erfolg in Nepal: Verdopplung des Bestandes
Am Beispiel Nepal zeigt sich, dass eine Verdopplung der Tigerzahlen möglich ist. Aktuelle Zählungen kommen auf 235 Tiere. Verglichen mit den 121 Grosskatzen, die 2009 gezählt wurden, entspricht dies ziemlich genau einer Verdoppelung.
Der Tigerschutz in Nepal ist deshalb so erfolgreich, weil die Zusammenarbeit von Umweltorganisationen, Politik und lokaler Bevölkerung gut koordiniert ist. Denn Massnahmen wie das Einrichten von Schutzgebieten oder Wildkorridoren sind nur dann erfolgreich, wenn die lokale Bevölkerung und deren Bedürfnisse miteinbezogen werden. Denn nur wenn sie die Mittel haben, um konfliktfrei mit Tigern leben zu können, unterstützen sie den Schutz der Tiger. Konfliktfrei heisst, dass sie keine Angst um ihre Nutztiere oder gar um ihr eigenes Leben haben müssen.
Konkrete Massnahmen sind z.B. Entschädigungszahlungen für gerissene Rinder oder festen Stallungen für Nutztiere. Auch Biogasanlagen zur Wärmeerzeugung helfen, Konflikten mit dem Tiger vorzubeugen. Denn die mit Rinderdung betriebenen Anlagen sorgen dafür, dass die Menschen kein Feuerholz sammeln müssen und dadurch weniger in die Lebensräume des Tigers vordringen.
2. Ein Streifenmuster so individuell wie ein Fingerabdruck
Ein wichtiger Bestandteil des Tigerschutzes ist das Monitoring. Denn damit man weiss, wie sich Tigerpopulationen entwickeln, braucht es verlässliche Zahlen. Aber wie zählt man wilde Tiger, und woher weiss man, dass dasselbe Tier nicht doppelt gezählt wird? Der Schlüssel dazu liegt im Streifenmuster der einzelnen Tiere. Denn die schwarzbraunen Streifen sind so individuell wie der Fingerabdruck eines Menschen.
Die Erhebung von Zahlen zum Tigerbestand funktioniert so: Erst werden Kamerafallen aufgestellt, um Tiger und andere Wildtiere zu registrieren. Danach analysieren Fachleute die vielen Stunden Filmmaterial und gleichen die Tiere ab. Das individuelle Streifenmuster macht es möglich, einzelne Tiere eindeutig zu identifizieren und Doppelzählungen zu vermeiden.
3. Perfekt angepasst: Von den Nadel- und Birkenwälder Sibiriens bis zu den tropischen Sümpfen Südostasiens
In der Wildnis gibt es heutzutage noch fünf verschiedene geographische Verbreitungen des Tigers: Bengaltiger, Amur-Tiger, Indochinesischer Tiger, Malaysia-Tiger und Sumatra-Tiger. Während der Amur-Tiger durch die oft schneebedeckten Wälder im Osten Russlands und im Nordosten Chinas streift, findet man den Sumatra-Tiger ausschliesslich in den dicht bewachsenen Wäldern und den Sümpfen von Sumatra.
Damit der Amur-Tiger die extremen Wetterbedingungen der Amur-Region mit eisigen Temperaturen von bis zu minus 40 Grad Celsius aushält, besteht sein helles Fell aus besonders langen Haaren. Zudem verbirgt sich darunter eine 5 Zentimeter dicke Fettschicht.
Der Sumatra-Tiger hat im Vergleich dazu ein kürzeres, rötlich-ockerfarben gefärbtes Fell. Er ist mit einer Schulterhöhe bis zu 75 Zentimeter die kleinste Unterart des Tigers. Schwimmhäute zwischen den Zehen machen den Sumatra-Tiger zu einem hervorragenden Schwimmer. Damit ist der Sumatra-Tiger dem feuchten tropischen Klima Sumatras perfekt angepasst.
4. Hoffnung für freilebende Tiger – der Bestand erholt sich
Vor circa 100 Jahren streiften noch rund 100'000 Tiger durch die Wälder Asiens. Doch 2010 konnten weltweit nur gerade noch 3200 Tiger gezählt werden. Hauptgründe für diesen Einbruch sind die voranschreitende Zerstörung des natürlichen Lebensraums des Tigers und die Wilderei. Aktuell sind rund 93 Prozent der ursprünglichen Tiger-Habitate zerstört und Tigerprodukte sind als nutzlose Heilmittel in Asien sehr gefragt.
Trotz alledem zeigt der unermüdliche Einsatz des WWF und seiner Partner für den Tiger und seinen Lebensraum Wirkung. Seit 2010 steigen die Zahlen der freilebenden Tiger wieder an – zum ersten Mal seit Jahrzehnten. Dass heute wieder etwa 3890 Tiger in freier Wildbahn leben, ist insbesondere dem erfolgreichen Tigerschutz in Nepal, Indien und Russland zu verdanken.
5. Vernetzte Schutzgebiete – Wildkorridore für den Tigerschutz
Für eine gesunde Entwicklung der Tigerbestände braucht es mehr als isolierte Schutzgebiete, die wie Inseln in der Landschaft verteilt sind. Sogenannte Wildkorridore, Verbindungen zwischen einzelnen Schutzgebieten, sind von zentraler Bedeutung für die Grosskatze.
Grössere zusammenhängende Lebensräume ermöglichen den Tieren, sich in einem weiteren Radius zu bewegen und zu jagen. Davon profitieren Jungtieren, wenn sie ein eigenes Revier finden müssen. Ausserdem können sich dank der Korridore Tiger aus verschiedenen Populationen miteinander paaren. Das führt zu einer grösseren genetischen Diversität und hilft, die Bestände gesund zu halten.
Was Sie sonst noch tun können
Unterstützen Sie unser Engagement für den Tiger und helfen Sie uns dabei die Populationen weiter zu stabilisieren. Damit auch unsere Kinder und Enkelkinder in einer Welt leben, in welcher freilebende Tiger durch die Wälder Asiens streifen - Ihre Spende macht den Unterschied!