Wasserwende made in Südafrika – mit globaler Vorbildwirkung
Wasserwende made in Südafrika
In Südafrika ist Wasser äusserst kostbar – und knapp. Das WWF-Projekt in der Region Kapstadt schützt strategische Quellgebiete und stärkt die Wasserversorgung für Mensch und Natur. Gemeinsam mit lokalen Partner:innen schaffen wir Lösungen, die wirken – ökologisch, sozial und nachhaltig.
Der WWF Schweiz finanziert und begleitet weltweit Projekte zur Entfaltung der Natur, die auch den Menschen vor Ort zugutekommen. Diese Projekte werden zusammen mit den WWF-Büros in den Projektregionen geplant und umgesetzt. Alle Projekte basieren auf erprobten Standards, und es wird regelmässig geprüft, wie wirksam sie sind.
Die Region um die südafrikanische Metropole Kapstadt beherbergt eine einzigartige Pflanzenwelt – und kämpft mit Wasserstress, der zu den höchsten weltweit gehört. Nach drei Jahren Dürre stand Kapstadt mit über 4,5 Millionen Einwohnenden 2018 kurz vor dem sogenannten «Day Zero»: Die Wasserspeicher waren fast leer, die Wasserversorgung aller Gebäude hätte abgestellt werden müssen, wenn Regen nicht die Situation entschärft hätte – vorerst.
Die Niederschlagsmengen in Südafrika sind gering, die Landwirtschaft verbraucht grosse Mengen an Wasser, die Nachfrage steigt durch Bevölkerungswachstum und Industrialisierung weiter und die Klimakrise verschärft die Dürreperioden.
Für die Wasserversorgung der Region sind die strategischen Quellgebiete Boland und Groot Winterhoek von grösster Bedeutung: Diese Region deckt 97 Prozent des Trinkwasserbedarfs von Kapstadt.
Übernutzung, Klimakrise und invasive Pflanzenarten
Die wichtigen Quellgebiete von Boland und Groot Winterhoek sind bedroht – nicht nur durch Übernutzung und die Klimakrise, sondern auch durch invasive Pflanzenarten wie Akazien, Pinien und Eukalyptus. Zwei Drittel der Fläche sind bereits von diesen Arten besiedelt.
Diese exotischen Bäume verbrauchen bis zu 20 Prozent mehr Wasser als einheimische Arten. Damit entspricht ihr Wasserverbrauch dem Bedarf Kapstadts für zwei Monate – jedes Jahr.
Zudem verdrängen sie das artenreiche Fynbos-Ökosystem, das über 9000 Pflanzenarten beherbergt, von denen rund 6200 ausschliesslich in dieser Region vorkommen. Die Folgen: Artensterben, Bodenerosion und heftigere undgefährlichere Waldbrände.
Was ist das Fynbos-Ökosystem?
Das Fynbos ist ein weltweit einzigartiges Ökosystem – und ein echtes Naturwunder.
Fynbos ist Afrikaans.
Das Wort Fynbos heisst feingliedriger Busch oder Busch, der nicht als Bauholz verwendbar ist.
Es beherbergt viele Arten auf kleiner Fläche.
Obwohl es flächenmässig kleiner ist als Portugal, beherbergt das Fynbos mehr Pflanzenarten als ganz Europa.
Viele Fynbos-Pflanzen sind Feuerkeimer.
Viele einheimische Pflanzen brauchen Buschbrände, damit ihre Samen keimen – eine faszinierende Anpassung an das trockene Klima.
Ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere.
Das Fynbos ist nicht nur für Pflanzen wichtig: Es bietet Lebensraum für spezialisierte Tiere wie den Kap-Zuckervogel, der bestimmte Pflanzen bestäubt, oder seltene Amphibien, die nur in winzigen Feuchtgebieten vorkommen.
Das Fynbos ist bedroht.
Die intensive Landwirtschaft und invasive Pflanzen haben das Ökosystem auf grossen Flächen verdrängt. Rund 1800 der 9000 Fynbos-Arten gelten als gefährdet.
Unsere Lösungen
Der WWF Südafrika setzt mit lokalen Partnern auf ein umfassendes Konzept in der Region Boland und Groot Winterhoek, um invasive Pflanzen zu entfernen, einheimische Vegetation wiederherzustellen und die Wasserversorgung für Mensch und Natur langfristig zu sichern.
Unsere Projektziele
Das WWF-Projekt zur Renaturierung von Quellgebieten in Südafrika verfolgt das Ziel, die Wassersicherheit in der Region Kapstadt langfristig zu stärken. In den strategisch wichtigen Gebieten Boland und Groot Winterhoek sollen mindestens 1300 Hektar von invasiven, wasserziehenden Pflanzenarten wie Akazien, Pinien und Eukalyptus befreit werden, um jährlich rund sechs Milliarden Liter zusätzliches Wasser für Mensch und Natur verfügbar zu machen. Entlang eines vier Kilometer langen Flussabschnitts wird die Ufervegetation mit einheimischen Pflanzen wiederhergestellt, um die ökologische Qualität zu verbessern. Gleichzeitig fördert das Projekt ein gemeinschaftliches Wassermanagement durch den Aufbau einer Plattform für Stakeholder (Interessengruppen) und die Unterstützung regionaler Koordinationsstellen. Ein innovativer Baustein ist der Bau eines Geschäftsgebäudes aus dem nachhaltigen Baustoff «nonCrete», der aus Holzschnitzeln der entfernten invasiven Bäume besteht – ein Modell für ökologische Kreislaufwirtschaft und soziale Wirkung.
Erfolgreicher Projektstart
Bereits im ersten Jahr zeigt das Projekt Wirkung – ökologisch, sozial und strukturell – und fördert die nachhaltige Wassersicherheit in der Region.
2024 wurden über 1350 Hektaren von invasiven Pflanzen befreit oder nachbehandelt – mehr als ursprünglich geplant. Erste Massnahmen zur Renaturierung des Flusses «24 Rivers» wurden vorbereitet, inklusive hydrologischer Modellierung und Gesprächen mit Landwirt:innen. So lernen sie den Wert der einheimischen Vegetation und der natürlichen Flussläufe wieder schätzen und werden auf dem eigenen Land aktiv. Die Stakeholder-Plattform Collective wurde erfolgreich etabliert und koordinierte erste gemeinsame Aktionen. Zudem absolvierte das Start-up «nonCrete» erfolgreich Brandtests für den nachhaltigen Baustoff aus Holzschnitzeln invasiver Bäume.