18. Juli 2025 — Medienmitteilung

Freiwillige stärken den Herdenschutz – und den sozialen Zusammenhalt

Immer mehr Menschen unterstützen die Alp-Bewirtschafter:innen beim Schutz ihrer Tiere vor Wolf und Luchs – mit Erfolg.

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Herdenschutz
  • 2024 waren 676 ausgebildete Freiwillige auf 40 Alpen und Betrieben im Einsatz. Damit ist die Zahl der Freiwilligen gegenüber dem Vorjahr erneut gestiegen. Das zeigt eine Auswertung der vom WWF unterstützten Initiativen OPPAL und Pasturs Voluntaris.

     

  • Die Freiwilligen ergänzen den klassischen Herdenschutz mit Zäunen und Hunden auf sinnvolle Weise. Die Kantone sollten dem stärker Rechnung tragen und die Einsätze in ihre Schutz-Arbeit integrieren.

     

  • Darüber hinaus schaffen OPPAL und Pasturs Voluntaris gegenseitiges Verständnis, indem sie unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zusammenbringen. So helfen sie, gesellschaftliche Gräben zu überwinden.

     

Zitate:

Gabor von Bethlenfalvy, Experte für Grossraubtiere WWF Schweiz:
"Freiwilligenarbeit hat in der Schweiz Tradition. Das zeigt sich auch beim Herdenschutz: Erfreulich, wie viele Menschen sich für das Zusammenleben von Mensch und Wolf einsetzen."

Jérémie Moulin, Geschäftsleiter des Vereins OPPAL: 
"Die Rückmeldungen aus der Praxis sind überwiegend positiv. Viele Freiwillige kehren jedes Jahr zurück, und die Alpbewirtschafter:innen schätzen die menschliche Präsenz als konkrete Entlastung – nicht nur für den Schutz, sondern auch emotional."

Nina Rossi, Projektleitung Pasturs Voluntaris: 
"Sowohl die Bäuerinnen und Bauern als auch die Freiwilligen profitieren von dieser Zusammenarbeit: Die Landwirte können ihre Tiere sicher auf den Weiden halten, während die Freiwilligen wertvolle Einblicke in die Alpwirtschaft gewinnen. So tragen wir dazu bei, das empfindliche Gleichgewicht in unserer Natur zu bewahren und die Sömmerung als Teil unserer Kultur zu erhalten."

Louise S., Freiwillige aus dem Kanton Basel: 
"Es war toll, einmal direkt zu erleben, wie viel Arbeit hinter dem Herdenschutz steckt. Ich finde es wertvoll, dass ich mich so konkret für das Zusammenleben von Wildtieren und Landwirtschaft einsetzen konnte."

Zitat eines Hirten aus dem Waadtländer Jura (Monatsbilanz OPPAL):
“Die Belastung durch die Wolfs-Präsenz hat dazu geführt, dass ich mit meiner Arbeit stark in Verzug geraten bin. Dank OPPAL kann ich viel gelassener agieren."

Raum für Dialog schaffen
Die Initiativen von OPPAL und Pasturs Voluntaris zeigen, wie wirkungsvoll Herdenschutz durch Zusammenarbeit sein kann. Dabei verfolgen sie unterschiedliche Ansätze: Während bei OPPAL Freiwillige dem Alppersonal bei nächtlichen Wachen unter die Arme greifen,  helfen sie bei Pasturs Voluntaris beim Auf- und Abbau von Schutz- und Weidezäunen. Die Einsätze fanden in den Kantonen Wallis, Waadt, Graubünden, St. Gallen und Tessin statt. Die Freiwilligen kommen teils aus den betroffenen Regionen, aber auch aus dem Mittelland und der ganzen Schweiz. Die Rückmeldungen sind beidseitig überwiegend positiv: Die Helfenden erleben die Alpwirtschaft hautnah und die Betriebe schätzen die Entlastung. Damit fördern OPPAL und Pasturs Voluntaris nicht nur den praktischen Herdenschutz, sondern auch das gesellschaftliche Miteinander.

Bedürfnis nach Kohärenz in der Wolfspolitik
Für Unsicherheit sorgt bei den Betroffenen die aktuelle Schweizer Wolfspolitik: Der Rückzug des Bundes bei der Koordination des Herdenschutzes wirft Fragen auf - ebenso wie die Wirksamkeit proaktiver Abschüsse. Die aufgeworfenen Fragen machen deutlich, wie sehr eine kohärente und pragmatische Auseinandersetzung mit dem Thema gewünscht wird – gerade im Vergleich zur hitzigen und nicht selten unsachlichen öffentlichen Debatte rund um den Wolf.

Freiwilligenarbeit besser anerkennen
Die Einsätze helfen der Berglandwirtschaft, dem Wolf und letztlich auch den Kantonen, welche ein konfliktarmes Zusammenleben anstreben. Damit Nutztierhalter:innen weitere Planungssicherheit bekommen, wäre eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Kantonen und den Freiwilligen-Projekten essenziell. Dies wäre auch eine Anerkennung an die Freiwilligen, die seit Beginn der Projekte im Jahr 2021 gesamthaft über 60 000 Stunden Arbeit investiert haben.

Es braucht ein Miteinander
Die Rückkehr des Wolfs ist eine der wenigen Erfolgsgeschichten des Artenschutzes in der Schweiz. Zugleich war die Nutztierhaltung während über 100 Jahren nicht auf die Wolfs-Präsenz ausgerichtet. Von der Rückkehr des Raubtiers am stärksten betroffen sind zweifellos die Bewirtschafter:innen von Schafalpen, welche ihre Tiere schützen müssen.
Daher ist es wichtig und richtig, dass die Landwirtschaft nicht allein gelassen wird und von der öffentlichen Hand jene Unterstützung erhält, die sie braucht, um den Herdenschutz professionell umzusetzen. Leider werden derzeit nicht alle Nutztierhalter:innen adäquat unterstützt. Die Zivilgesellschaft leistet bereits einen grossen Beitrag mit freiwilligen Einsätzen.  

Weiterführende Informationen:
Bilder OPPAL und Pasturs Voluntaris
(Veröffentlichung nur im Rahmen der Berichterstattung zu den Projekten und unter Angabe des Copyrights)
 

Kontakte: 
WWF Schweiz: Jonas Schmid, Mediensprecher, jonas.schmid@wwf.ch, 079 241 60 57
OPPAL: Jérémie Moulin, directeur, jeremie.moulin@oppal.ch, 076 683 15 92
Pasturs Voluntaris: Nina Rossi, info@pasturs-voluntaris.ch, 078 420 08 01>