12. Mai 2022 — Medienmitteilung

Klimatransition finanzieren: WWF ruft Schweizer Finanzinstitute, Wirtschaft und Politik zum Handeln auf

Damit die Schweiz bis spätestens 2050 klimaneutral ist, ist ein radikaler Umbau aller Teile unserer Wirtschaft notwendig. Es braucht gezielte Investitionen in Unternehmen, damit diese ihre Treibhausgasemissionen so rasch wie möglich auf Netto-Null reduzieren. Im neuen Bericht «Climate transition finance needs and challenges: insights from Switzerland» appelliert der WWF Schweiz an den Finanzsektor, die Realwirtschaft und die Politik.

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Rauch aus einer Fabrik

In der Schweiz müssen pro Jahr geschätzt 3,2 bis 5 Milliarden Franken investiert werden, um die Schweiz im Inland bis 2050 auf Netto-Null-Emissionen zu bringen. Für den überwiegenden Teil dieser Investitionen sind aus der Finanzindustrie keine grösseren Finanzierungsschwierigkeiten zu erwarten, schlussfolgern Infras und WWF Schweiz in ihrem neuen Bericht.

Laut der Studie stellen insbesondere unklare Begrifflichkeiten, ein ungünstiges Rentabilitätsprofil vieler Investitionen sowie ein unsicherer regulatorischer Rahmen grosse Herausforderungen für die Finanzierung der Klimatransition dar. Zudem gibt es heute noch zu wenig spezifische Finanzinstrumente, die auf die Bedürfnisse von transitionswilligen Unternehmen abgestimmt sind.

Um einzuordnen, wo Unternehmen bei der Ausrichtung ihrer Geschäftstätigkeiten zu Netto-Null stehen, sind glaubwürdige, wissenschaftsbasierte und an klare Kriterien geknüpfte Transitionspläne zentral. Stephan Kellenberger, Senior Advisor Sustainable Finance beim WWF Schweiz: «Finanzinstitute sollten bei der Kapitalvergabe darauf drängen, dass Unternehmen solche glaubwürdigen Transitionspläne haben und umsetzen.»

Die Politik ist aufgerufen, bessere Rahmenbedingungen für eine Netto-Null Wirtschaft zu schaffen, beispielsweise durch die Unterstützung von technologischen Innovationen. Sie muss sich zudem für einheitliche Definitionen und Standards einsetzen, da Schweizer Finanzinstitute im Allgemeinen ein eher vages und weit gefasstes Verständnis von Klimatransition haben.

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Klimatransition:
Um die globale Erwärmung bis zum Ende dieses Jahrhunderts auf 1,5°C zu begrenzen, wie im Pariser Klimaabkommen vereinbart, müssen die Treibhausgasemissionen ab sofort stark reduziert und bis spätestens 2050 auf Netto-Null gebracht werden. Diese weitreichende Dekarbonisierung erfordert eine radikale Umgestaltung aller Teile unserer Wirtschaft, insbesondere der emissionsintensiven Unternehmen. Während das Erreichen von Netto-Null-Emissionen in den meisten Sektoren durch die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen machbar ist, erschwert der Mangel an kohlenstoffarmen Alternativen in anderen wichtigen Sektoren die Erreichung dieses Ziels. Kontinuierliche Verbesserungen in diesen sogenannten «harder-to-abate»-Sektoren sind von entscheidender Bedeutung, um eine Netto-Null-Wirtschaft zu realisieren.

Kontakt:
Corina Gyssler, Kommunikationsberaterin WWF Schweiz, corina.gyssler@wwf.ch, 044 297 22 54
Stephan Kellenberger, Senior Advisor Sustainable Finance beim WWF Schweiz, stephan.kellenberger@wwf.ch, 044 297 22 63