Noch früher als sonst: Swiss Overshoot Day am 7. Mai 2025
Fast drei Wochen früher als im Vorjahr – die Schweiz lebt weiter deutlich über ihre Verhältnisse. Es braucht dringend wichtige Weichenstellungen seitens der Politik.
Die Schweiz braucht fast 3 Planeten
- Lebten alle so wie wir in der Schweiz, bräuchte es rein rechnerisch 2,87 Erden.
- Der Overshoot Day ist kein unabwendbares Schicksal: Politik, Wirtschaft und Gesellschaft können gegensteuern.
- Wirkungsvolle politische Leitlinien fehlen: Das CO₂-Gesetz und die zugehörigen Verordnungen sind zahnlos. Eine zukunftsfähige Lenkungsabgabe auf fossile Energieträger mit gleichzeitiger Förderung erneuerbarer Alternativen ist überfällig.
- Schon fast wieder Vor-Corona-Niveau: Der Flugverkehr ist grösster Verursacher von Treibhausgasen in der Schweiz, der Strassenverkehr liegt auf Platz 2.
Zitat Patrick Hofstetter, Leiter Klimaschutz, WWF Schweiz:
«Ohne politische Massnahmen kommen wir nicht voran. Was wir für sinnvoll erachten, sind einerseits eine CO₂-Lenkungsabgabe auf fossile Energieträger, deren Einnahmen genutzt werden, um die Umstellungskosten für Verbraucherinnen und Verbraucher zu senken. Und andererseits müssen das bestehende CO₂-Gesetz, das Klimaschutzgesetz, das Kreislaufwirtschaftsgesetz und das Stromgesetz so umgesetzt werden, dass tatsächlich mehr für den Klimaschutz erreicht wird. Der Bundesrat nutzt hier seine Kompetenzen nicht.»
Zitate Damian Oettli, Leiter Märkte, WWF Schweiz:
«Neben den Klassikern im Klimaschutz – mehr ÖV, mehr pflanzenbasiertes Essen, mehr erneuerbare Energien zum Heizen – empfehlen wir vor allem, die eine oder andere Flugreise durch Ferien in der Nähe zu ersetzen. In diesem Bereich können gerade wir Schweizer:innen wirksam und rasch zu einem kleineren ‹Overshoot-Ergebnis› beitragen.»
«Wir brauchen gesetzliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die es attraktiver machen, umweltfreundlich zu leben. So sollten beispielsweise Bioprodukte nicht teurer sein als konventionell produzierte. Und auch vegetarische oder vegane Fleischalternativen sollten nicht teurer sein als tierische Fleischprodukte.»
Wir nehmen mehr, als die Erde in einem Jahr regenerieren kann
Der Erdüberlastungstag der Schweiz wird am 7. Mai 2025 erreicht. Die Schweiz verbraucht in einem Jahr das 2,87-Fache dessen, was unsere Ökosysteme natürlich bereitstellen – dazu gehören natürliche Ressourcen wie Wasser, Rohstoffe oder Energie. 2024 fiel der Swiss Overshoot Day auf den 27. Mai. Seitdem ist der Ressourcenverbrauch noch weiter gestiegen.
Diese Beobachtungen decken sich mit dem Emissionsinventar der Schweiz, das vom BAFU Mitte April veröffentlicht wurde. Zwar gab es auch positive Entwicklungen – die Emissionen beim Heizen und in der Industrie sanken infolge höherer Energiepreise leicht. Im Strassenverkehr hingegen stagnierten die Zahlen, und in der Luftfahrt stiegen sie weiter an. Letztere war im Vor-Corona-Jahr 2019 mit 17,6 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalenten die grösste Verursacherin von Treibhausgasen in der Schweiz. 2023 betrugen die Emissionen bereits wieder 15,2 Mio. Tonnen, womit der Sektor erneut Platz 1 vor dem Strassenverkehr belegt. Alles in allem bleibt der Schweizer Ressourcenverbrauch viel zu hoch.
Signale aus der Politik sind überfällig
Es braucht dringend positive Weichenstellungen aus der Politik: So sollte etwa das Entlastungspaket genutzt werden, um die CO₂-Lenkungsabgabe auf fossile Brennstoffe zu erhöhen und damit die Nutzung erneuerbarer Energien sowie Gebäudesanierungen zu unterstützen. Damit können die Kosten für Verbraucherinnen und Verbraucher deutlich gesenkt werden – ein überfälliger Schritt, der im CO₂-Gesetz verpasst wurde.
Auch bei der Ausgestaltung von Verordnungen, mit denen die Details bereits beschlossener Klimagesetze geregelt werden, hat der Bundesrat grossen Handlungsspielraum. Diese wichtige – und vom Parlament sowie teilweise sogar vom Volk legitimierte – Chance, in Sachen Klimaschutz nachzubessern, wird bislang jedoch vom Bundesrat konsequent ignoriert.
Daneben warten wir bereits seit Februar auf das Eckpunktepapier des Bundesrats zur geplanten Klimagesetzgebung für die Zeit ab 2030. Die darin skizzierten Weichenstellungen sind von zentraler Bedeutung und werden zeigen, ob die Schweiz ihrer Verantwortung doch noch gerecht werden kann.
Auch Privatpersonen können einen Beitrag leisten
Neben der Politik kann auch jede und jeder einen Beitrag leisten: Mit dem WWF-Footprint-Rechner wird sichtbar, wo der grösste Hebel im persönlichen Verhalten liegt. Nachfolgend einige einfache Tipps für den Alltag:
• An Orten in der Schweiz und Europa Ferien machen, die mit dem Zug gut erreichbar sind.
• Für die Umwelt abstimmen und wählen.
• Häufiger die pflanzliche Variante beim Essen wählen.
• Öl- oder Gasheizung durch ressourcenschonendere Technologien ersetzen.
• ÖV oder Velo statt Auto nutzen.
Unsere Tipps finden Sie hier www.wwf.ch/umwelttipps und Ihren Footprint können Sie hier berechnen: WWF-Footprint-Rechner.
Kontakt: Lydia Ebersbach, Mediensprecherin WWF Schweiz, lydia.ebersbach@wwf.ch, +41 44 297 21 27