18. September 2025 — Medienmitteilung

Studie zeigt: jeder Förderfranken wirkt mehrfach

Eine neue Studie zeigt: Energetische Sanierungen, die durch Förderprogramme ausgelöst werden, rechnen sich. Mit jedem Förderfranken wird ein volkswirtschaftlicher Nutzen von mehr als einem Franken erzielt. Somit liefert die Studie eine wichtige Ergänzung für die laufenden Diskussionen um Kürzungen beim Gebäudeprogramm.

  • Die neue Studie von EBP untersucht die volkswirtschaftlichen Effekte des Gebäudeprogramms.  
  • Das Ergebnis: Das Gebäudeprogramm steigert die Bruttowertschöpfung, die Steuereinnahmen, die Beschäftigung und senkt die Umweltkosten.
  • Pro eingesetztem Förderfranken beträgt die Summe der positiven wirtschaftlichen Effekte theoretisch 7.40 CHF.
  • Selbst bei einem hohen Mitnahmeeffekt von beispielsweise 50 Prozent ergäben sich pro Förderfranken eine Bruttowertschöpfung von 0.80 CHF, Steuereinnahmen von 0.10 CHF und eingesparte Umweltkosten von 2.80 CHF.
  • Damit ergänzt die Studie die Grundlagen für eine umfassende Kosten-Nutzen-Abwägung des Gebäudeprogramms. 

«Die Studie zeigt, dass jeder investierte Förderfranken nicht nur die Energiewende vorantreibt, sondern auch einen klaren volkswirtschaftlichen Mehrwert schafft. Selbst unter Annahmen unrealistisch hoher Mitnahmeeffekte bleibt dieser bestehen.»

Stefan Batzli, Geschäftsführer aeesuisse

«Die Ergebnisse bestätigen, was wir in der Praxis seit Jahren beobachten. Das Gebäudeprogramm ist ein starker Hebel für die lokale Wertschöpfung und Beschäftigung.»

Cristina Schaffner, Direktorin Bauenschweiz

«Das Gebäudeprogramm ist weit mehr als nur ein erfolgreiches Instrument der Schweizer Klimapolitik. Es zeigt eindrucksvoll, dass sich Klimaschadenskosten durch kluge Investitionen erheblich reduzieren lassen.»  

Patrick Hofstetter, Klimaschutz- und Energieexperte WWF Schweiz 

Volkswirtschaftlicher Blick auf das Gebäudeprogramm

Seit 2010 unterstützt das Gebäudeprogramm von Bund und Kantonen energetische Sanierungen mit dem Ziel, den Treibhausgasausstoss im Gebäudebereich zu senken und die Energieeffizienz zu steigern. Die Studie untersucht das Förderinstrument hinsichtlich seiner volkswirtschaftlichen Auswirkungen.

Substanzielle Wirkung

Die Ergebnisse zeigen: Das Gebäudeprogramm stärkt die Wertschöpfung, schafft Arbeitsplätze, reduziert Umweltkosten, generiert Steuereinnahmen und dämpft die Zunahme des Winterstromverbrauchs.

Alles in Allem wurde durch die geförderten Massnahmen zur Gebäudehüllensanierung und zum Heizungsersatz eine zusätzliche jährliche Bruttowertschöpfung von 535 Mio. CHF erzielt, wovon 250 Mio. CHF auf die Baubranche entfallen. Gleichzeitig wurden über 3’700 Vollzeitstellen (VZÄ) geschaffen, die Mehrheit davon ebenfalls in der Baubranche. Die vermiedenen Umweltkosten durch reduzierte Treibhausgas- und Feinstaubemissionen belaufen sich auf rund 1,8 Mrd. CHF. Dabei fallen mit 1,2 Mrd. CHF vor allem die durch den Heizungsersatz eingesparten Treibhausgasemissionen ins Gewicht.

Hinzu kommt, dass das Gebäudeprogramm rund 64 Mio. CHF an zusätzlichen Steuereinnahmen generiert. Mit zusätzlichen 33 Mio. CHF ist in diesem Zusammenhang die Einkommenssteuer besonders relevant.

Der Ersatz von Öl- und Gasheizungen führt zu zusätzlichem Stromverbrauch im Winter. Diese Studie zeigt, dass dank der Förderung im Bereich Gebäudehülle dieser Anstieg halbiert werden kann. 

Wird diese Wirkung den Ausgaben im selben Zeitraum gegenübergestellt, so ergibt sich das folgende Bild: Pro investiertem Förderfranken entstehen 1.70 CHF Bruttowertschöpfung, 0.20 CHF Steuereinnahmen und 5.60 CHF eingesparte Umweltkosten.

Kürzungen beim Gebäudeprogramm bremsen die Wirtschaft

Im Rahmen des sogenannten Entlastungspakets 2027 plant der Bundesrat, die Bundesgelder für das Gebäudeprogramm (389 Mio. pro Jahr) zu streichen. Vor diesem Hintergrund liefert die Studie eine wichtige Grundlage für eine vollständige Kosten-Nutzen-Abwägung des Gebäudeprogramms.

Die Ergebnisse legen nahe, dass die geplanten Kürzungen die Volkswirtschaft bremsen, Arbeitsplätze vernichten, zu hohen Umweltkosten führen und Steuerausfälle nach sich ziehen würden.

Über die Studie

Die Studie wurde von EBP im Auftrag von EIT.swiss, Gebäudehüllen Schweiz, Konferenz kantonaler Energiefachstellen, Raiffeisen Schweiz, Thurgauer Kantonalbank und des WWF Schweiz durchgeführt.

Mitnahmeeffekt

Mitnahmeeffekte geben an, wie hoch der Anteil geförderter Massnahmen ist, die auch ohne Förderung umgesetzt worden wären. Ein Mitnahmeeffekt von 50 Prozent bedeutet, dass die Hälfte der Sanierungen auch ohne finanzielle Förderung durch das Gebäudeprogramm umgesetzt worden wären.

Um die Auswirkungen der Mitnahmeeffekte auf die Ergebnisse angemessen zu berücksichtigen, wurden die ökonomischen Effekte zunächst ohne Mitnahmeeffekte berechnet und anschliessend unter Berücksichtigung eines fiktiven Mitnahmeeffektes  in Höhe von 25, 50 und 75 Prozent ausgewiesen. 

Methodik und Datengrundlage

Die Studie basiert auf einem umfassenden volkswirtschaftlichen Impact-Modell, das direkte und indirekte Effekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette berücksichtigt. Analysiert wurden Investitionen in die Gebäudehülle und den Heizungsersatz und deren Auswirkungen auf die Bruttowertschöpfung, die Beschäftigung und die Steuereinnahmen. Zusätzlich wurden vermiedene Umweltkosten durch CO₂- und Feinstaubemissionen monetarisiert und in die Gesamtbetrachtung integriert.

Für die Berechnung der volkswirtschaftlichen Effekte wurden Daten aus dem Gebäudeprogramm der Jahre 2021 bis 2023 ausgewertet. Diese wurden durch Daten aus externen Quellen ergänzt, darunter der Baupreisindex des Bundesamts für Statistik, aktuelle GEAK-Kostendaten sowie Schadenskostensätze für CO₂- und Feinstaubemissionen. In der Studie werden sowohl die direkten Investitionen als auch die Unterhaltskosten über die Lebensdauer der Massnahmen berücksichtigt und den jeweiligen Referenzszenarien gegenübergestellt.

Kontakte:

Simon Banholzer, Senior Advisor Nationale Politik, aeesuisse, simon.banholzer@aeesuisse.ch, 076 420 90 05

Cristina Schaffner, Direktorin Bauenschweiz, cschaffner@bauenschweiz.ch, 079 423 45 16

Michael Rupp, Leiter Politik, EIT.swiss, michael.rupp@eit.swiss, 044 444 17 06

Silvia Gemperle, Leiterin Energiestrategie, Gebäudehülle Schweiz, silvia.gemperle@gh-schweiz.ch, 071 552 59 19

Olivier Brenner, Stv. Generalsekretär, Konferenz Kantonaler Energiedirektoren, olivier.brenner@endk.ch, 031 320 30 27

Michael Mandl, Co-Geschäftsführer, swisscleantech, michael.mandl@swisscleantech.ch, 079 709 14 41

Remo Thoma, Spezialist Nachhaltige Immobilien, Thurgauer Kantonalbank, remo.thoma@tkb.ch, 071 626 65 32

Sebastian Obrist, Mediensprecher Klima & Energie, WWF Schweiz, sebastian.obrist@wwf.ch, 044 297 22 11