22. November 2025 — Medienmitteilung

Weltklimakonferenz schliesst mit Ernüchterung statt Beschleunigung

Die COP30 in Belém sollte den Übergang vom Verhandeln zum Handeln einleiten. Das ist kaum gelungen. Die über 190 Länder einigten sich bei den zentralen Themen auf schwache Kompromisse. Jetzt müssen Landesregierungen, Wirtschaft und Gesellschaft die globale Energiewende ohne neue Impulse aus der internationalen Politik beschleunigen. Ein erster Schritt sind die von der brasilianischen Präsidentschaft angekündigten Initiativen für den Waldschutz und den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas.

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COP30-Klimagipfel in Brasilien

WWF-Klimaexperte und Mitglied der Schweizer Verhandlungsdelegation Thomas Häusler zu den wichtigsten Ergebnissen:

Energiewende: Die Realität ist der Politik weit voraus

«Obwohl viele Länder auf eine Roadmap für den Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl drängten, kam sie nicht zustande. Doch der starke Zubau von Solar- und Windenergie in den letzten Jahren zeigt: Die Energiewende ist im Gang, wenn auch noch zu langsam. Um sie weiter zu beschleunigen, müssen wir die grossen Vorteile der erneuerbaren Energien, der Energieeffizienz und der Elektromobilität noch besser aufzeigen:  Sie sind wirtschaftlich die beste Wahl, verbessern die Gesundheit dank sauberer Luft und verringern die Abhängigkeit von fossilen Importen.»

Reduktionslücke: Keine überzeugende Antwort  

«Die Lücke zwischen dem, was die Länder tun, und dem, was nötig ist, bleibt viel zu gross. Die Antwort der COP30 ist äusserst schwach. Notwendig wäre eine Aufforderung an alle Länder gewesen, ihre Klimapläne deutlich zu verbessern. Stattdessen gab es lauwarme Ermutigungen und den Beschluss, im Jahr 2026 neue Verhandlungen über die Verkleinerung der Lücke aufzunehmen – mit ungewissem Ausgang.

Die Schweiz setzte sich in Belém für eine starke Antwort auf die Reduktionslücke ein. Das ist positiv. Um aber glaubwürdig zu bleiben, muss sie jetzt ihre Hausaufgaben machen und die Reduktionslücke im Inland verringern. Der Bundesrat sollte umgehend die Spielräume nutzen, die bestehende Gesetze für zusätzlichen Klimaschutz bieten.»

Klimafinanzierung: Industrieländer drücken sich weiter vor Verantwortung  

«Die Länder des globalen Südens brauchen rasch deutlich mehr finanzielle Unterstützung. Ohne diese Hilfe können sie weder ihren CO2-Ausstoss senken noch sich an die Folgen der Klimaerhitzung anpassen. Diese fordern Todesopfer und verursachen hohe Schäden – Jahr für Jahr. Doch die Industrieländer weigerten sich, ihre ungenügenden Zahlungen schnell zu erhöhen. Der beschlossene Prozess, um dies zu ändern, bleibt vage.  

Auch die Schweiz steht in der Pflicht: Sie hat ihren fairen Anteil bisher nicht geleistet und auch keinen Plan vorgelegt, wie dies künftig geschehen soll.»  

Abholzung: Weltweiter Plan versenkt  

«Vor der ersten COP im Amazonas war die Hoffnung gross, dass der Kampf gegen die Abholzung der Tropenwälder entscheidend gestärkt wird. Über 80 Länder unterstützten einen konkreten Plan, um die Zerstörung bis 2030 zu stoppen. Doch die Mehrheit der Staaten lehnte ihn ab. Nun braucht es umso grössere Anstrengungen – global und in jedem einzelnen Land –, um bestehende Wälder zu schützen und geschädigte aufzuforsten.»

Lichtblick: Zusätzliche Initiativen nehmen Fahrt auf  

«Als Reaktion auf den schleppenden Fortschritt bei der Uno-Klimakonvention lancierte vor allem die brasilianische Präsidentschaft eine Reihe von Initiativen ausserhalb dieses Vertragswerks. Dazu gehören Roadmaps für den Ausstieg aus den fossilen Energien und für den Stopp der Tropenwald-Abholzung bis 2030. Brasilien legte zudem einen Investitionsfonds für Tropenwälder auf, dem verschiedene Staaten bisher fast 10 Milliarden zugesichert haben. Ausserdem haben die Gastgeber die sogenannte Action Agenda neu lanciert. Kolumbien und die Niederlande planen bereits eine Konferenz, die Vorschläge für einen schnellen und gerechten Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas erarbeitet.

Die Initiativen zeigen: Viele Länder akzeptieren den gefährlichen Stillstand nicht. Nun gilt es, sie durch Taten voranzubringen. Machen wir uns an die Arbeit, es gibt viel zu tun.» 

Kontakt:

Sebastian Obrist Mediensprecher Klima & Energie, WWF Schweiz, sebastian.obrist@wwf.ch, 0774176819