WWF deckt gravierende Mängel bei Kaviar- Etikettierung in der Schweiz auf
Eine aktuelle WWF-Marktrecherche zeigt: In der Schweiz wird Kaviar häufig nicht korrekt etikettiert verkauft. Das ist für den Schutz der bedrohten Störe und für den Kampf gegen den illegalen Handel problematisch.
• Weihnachten und Silvester boomt der Kaviar-Konsum in der Schweiz. Zwei Drittel des jährlichen Kaviarimports finden im letzten Quartal statt. In den vergangenen zwölf Jahren hat sich der Konsum in der Schweiz von 5 auf über 10 Tonnen pro Jahr verdoppelt.
• Das internationale Artenschutzabkommen CITES schreibt für Kaviar eine sehr genaue Etikettierung vor. Doch fast die Hälfte der untersuchten Kaviarproben aus Handel, Gastronomie und Onlineverkauf in der Schweiz entsprach nicht den Vorschriften.
• Fünf von 27 Proben hatten gar keines der gesetzlich vorgeschriebenen CITES-Etiketten, acht weitere waren fehlerhaft oder unvollständig gekennzeichnet.
• Das CITES-Etikett ist das zentrale Instrument, um legalen von illegalem Kaviar zu unterscheiden und den Schutz der Störe zu gewährleisten.
• Der WWF ruft Konsument:innen dazu auf, beim Kaviarkauf konsequent auf die CITES-Etikettierung zu achten und nur korrekt gekennzeichnete Produkte zu erwerben.
Zitat Catherine Vogler, Expertin Fischerei und Meeresschutz, WWF Schweiz:
«Stör-Kaviar, der ohne CITES-Etikett verkauft wird, ist illegal. Leider wissen die wenigsten Menschen über das CITES-Etikett Bescheid und beteiligen sich so unbewusst am illegalen Handel und an der Ausrottung der Störe.»
«Wir empfehlen, Kaviar, wenn überhaupt, dann nur sehr selten als Delikatesse zu geniessen. Eine Herkunft aus lokaler Zucht ist zu bevorzugen und man sollte unbedingt auf die korrekte Etikettierung achten.»
Störe sind die am stärksten vom Aussterben bedrohte Artengruppe der Welt. Ihr Überleben hängt entscheidend davon ab, dass der Handel mit Kaviar streng kontrolliert wird. Das wichtigste Instrument dafür ist die CITES-Etikettierung: Jede Dose mit Stör-Kaviar muss ein spezielles Etikett tragen, das Herkunft und Art eindeutig ausweist – unabhängig davon, ob der Kaviar aus Wildfang oder Zucht stammt.
Kürzlich vom WWF durchgeführte Testkäufe zeigten jedoch gravierende Mängel: Bei knapp der Hälfte der 27 untersuchten Proben aus Handel, Gastronomie und Onlineverkauf fehlte entweder das vorgeschriebene CITES-Etikett ganz oder es war fehlerhaft. Besonders problematisch ist, dass auch über Schweizer Webseiten und im Onlinehandel illegaler Kaviar erhältlich war. In Restaurants war die Herkunftsdeklaration teils irreführend. Die zuständigen Behörden haben inzwischen Ermittlungen eingeleitet. Aus diesem Grund können die Ergebnisse im Detail noch nicht geteilt werden.
Die CITES-Etikettierung ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch der einzige Weg, um Konsument:innen, Händler und Behörden eine klare Unterscheidung zwischen legalem und illegalem Kaviar zu ermöglichen. Werden die Vorschriften nicht eingehalten, kann Kaviar von gewilderten Stören in den Handel gelangen – mit fatalen Folgen für die ohnehin bedrohten Bestände.
Der WWF empfiehlt, beim Kauf von Kaviar konsequent auf die CITES-Etikettierung zu achten, Kaviar aus regionaler Zucht zu bevorzugen und Anbieter – insbesondere beim Onlinekauf – kritisch zu prüfen. Nur so kann der illegale Handel eingedämmt und der Schutz der Störe gewährleistet werden.
Was ist CITES?
CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) ist ein internationales Abkommen, das den Handel mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten streng regelt. Ziel ist es, das Überleben bedrohter Arten – wie der Störe – durch klare Vorschriften und Kontrollen beim internationalen Handel zu sichern. Für Kaviar bedeutet das: Import und Export dürfen nur mit behördlicher Genehmigung erfolgen. Ausserdem muss jede Dose mit einem speziellen CITES-Etikett versehen sein, das Herkunft und Art eindeutig ausweist.
CITES-Etikettierung für Kaviar
Das nicht-wiederverwendbare Etikett muss entweder den Behälter versiegeln oder der Kaviar muss so verpackt werden, dass erkennbar ist, ob das Gefäss geöffnet wurde. Das Etikett unbeschadet zu entfernen oder auf ein anderes Behältnis zu übertragen, darf nicht möglich sein. Zur Gestaltung des Etiketts gibt es keine Vorschrift, es muss aber alle folgenden Informationen in codierter Form beinhalten: die Störart, seine Herkunft, das Ursprungsland, das Jahr der Gewinnung, den Hersteller, die Charge und gegebenenfalls die Umverpackung.
Weitere Infos:
WWF-Factsheet zur CITES-Etikettierung
Hintergrund zum Stör – Bedrohungen und illegaler Handel
Störe sind laut der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN die am stärksten vom Aussterben bedrohte Artengruppe der Welt. Der kommerzielle Handel ist nur streng kontrolliert erlaubt. Doch der illegale Handel mit dem begehrten Störkaviar floriert. Eine WWF-Marktuntersuchung an der Unteren Donau von 2016 bis 2020 ergab, dass etwa ein Fünftel der verkauften Stör-Produkte von gewilderten Stören stammte. Wilderei und der illegale Handel mit Störfleisch und Kaviar stellen die grösste Bedrohung für die urtümlichen Fische dar.
Bildmaterial und das Factsheet finden Sie hier
Kontakt:
Lydia Ebersbach, Mediensprecherin, WWF Schweiz, lydia.ebersbach@wwf.ch, 0774350541