29. Januar 2025 — Medienmitteilung

Zur Verabschiedung der Schweizer Klimaschutzbeiträge: frühzeitig, aber ungenügend

Es ist vorbildlich, dass die Schweiz ihre nationalen Klimaschutzbeiträge (Nationally Determined Contribution, NDC) bis 2035 bereits heute verabschiedet hat und in den nächsten Tagen bei der UNO einreichen wird. Die Ambitionshöhe ist jedoch unrealistisch niedrig und sendet weltweit das falsche Signal.

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Dazu Patrick Hofstetter, Klimaschutzexperte beim WWF Schweiz:

Das verabschiedete Ziel liegt zwar in der Nähe des CO2-Absenkpfades, den der Weltklimarat IPCC als globalen Durchschnittswert definiert hat. Als reiches Industrieland mit grosser Verantwortung und entsprechenden Möglichkeiten läge der faire Anteil der Schweiz aber deutlich darüber und eben dazu hat sich die Schweiz im Rahmen des Pariser Abkommens auch verpflichtet.

Dass bis 2035 ein kompletter Ausstieg aus den fossilen Energien in der Schweiz möglich ist, hat die Umweltallianz bereits aufgezeigt. Dies allein würde die Treibhausgasemissionen um 80 Prozent reduzieren. Da die CO2-Konzentration in der Atmosphäre bereits heute über dem Grenzwert liegt, ist die Zielsetzung des Bundesrats völlig unrealistisch.

Ebenso unrealistisch ist der Zeitplan, demzufolge erst per 2031 neue Rahmenbedingungen für die Dekarbonisierung geschaffen werden sollen. Bis 2030 will der Bundesrat die Emissionen nur um 33 Prozent gegenüber 1990 senken. Wie soll es möglich sein, dieses Ziel bis 2035 fast zu verdoppeln, wenn die Spielregeln erst fünf Jahre zuvor angepasst werden? Der umstrittene Ablasshandel, in dem Emissionsreduktionen im Ausland auf das Schweizer Ziel angerechnet werden, funktioniert aus Klimaschutz-Perspektive schon heute nicht und wird nach 2030 noch schwieriger.

Der Bundesrat sollte deshalb bis zum Jahresende dem Parlament einen Gesetzesentwurf vorlegen, welcher die heute beschlossenen Ziele auch erfüllen kann - ohne fragwürdige Anrechnungstricks.

Zu einem fairen Klimaschutzbeitrag der Schweiz gehört auch die finanzielle Unterstützung der Länder des globalen Südens. An der UN-Klimakonferenz in Baku wurde hierzu das gemeinsame Ziel von 300 Milliarden US-Dollar pro Jahr formuliert, der gerechte Anteil der Schweiz läge bei drei Milliarden. Da das gemeinsame Ziel aber zu tief gesetzt ist, müsste die Schweiz sogar deutlich höhere Zahlungen leisten. Auch hierzu fehlen Angaben im heute verabschiedeten Schweizerischen NDC, womit der tatsächliche Beitrag der Schweiz unklar bleibt.

Info:
Wie es besser geht, wird die Klima-Allianz in einem deutlich ambitionierteren, aber dennoch machbaren Umsetzungsplan im Frühling vorstellen. Einzelne Gemeinden und Kantone haben sich bereits solche ambitionierten Ziele gesetzt und beschliessen laufend Massnahmen zu deren Umsetzung. Der Bund kann und muss diesen Prozess durch nationale Spielregeln unterstützen.

Kontakt:
Timo Landenberger, Mediensprecher WWF Schweiz, timo.landenberger@wwf.ch, +41 44 297 21 73