
Madagaskar: Solarstrom dank Barefoot College
Im Barefoot College in Madagaskar werden Frauen zu Solar-Ingenieurinnen ausgebildet. Das vom WWF unterstützte Projekt ermöglicht den ländlichen Regionen Madagaskars Zugang zu Elektrizität aus erneuerbaren Energien.
Madagaskar ist eine der artenreichsten Regionen der Welt. Jedoch sind 25 Prozent der vielfältigen Tier- und Pflanzenarten durch die Klimaerwärmung bedroht. Dieser Effekt wird durch die massive Abholzung der Wälder für Brennholz zur Energiegewinnung noch verstärkt. Das wäre nicht nötig, gehört Madagaskar doch zu den sonnenreichsten Regionen der Welt. Das Land bietet deshalb viel Potenzial für die Nutzung von Solarenergie.
In Madagaskar leben rund 28 Millionen Menschen. Doch nur 20 Prozent haben Zugang zu Elektrizität, in ländlichen Gegenden sind es sogar nur 5 Prozent. Die Lichtversorgung Madagaskars ist alles andere als nachhaltig. Heute bedeutet «Licht» in entlegenen Gebieten Madagaskars, dass ab sechs Uhr abends russige Kerosinlampen flackern. Das Licht reicht nicht, um zu lesen oder Hausaufgaben machen zu können. Kerosin und Batterien sind teuer und machen geschätzte 15 bis 20 Prozent der Auslagen für die Haushalte aus. Kerosinlampen verursachen CO2-Emissionen und stossen zudem besonders gesundheitsschädlichen Russ aus. Beide Emissionen tragen erheblich zur Klimaerhitzung bei.


Madagaskar ist eine der sonnen- und artenreichsten Regionen der Welt.
«Frauen des Lichts»
Das WWF-Projekt «Frauen des Lichts» nutzt das Potenzial Madagaskars für nachhaltige Energiegewinnung und bildet erwachsene Frauen aus ländlichen Regionen Madagaskars am «Barefoot College» zu Solartechnikerinnen aus. Die meisten der Frauen sind Analphabetinnen. Deshalb lernen sie mit praktischem Bildmaterial die Technologie kennen. Die Frauen sind etwa zwischen 35 und 55 Jahre alt, Mütter oder bereits Grossmütter und daher gut in ihren Heimatdörfern verwurzelt. Sie kehren nach ihrer Ausbildung wieder in ihre Regionen zurück, um dort die neu erworbenen Fähigkeiten gewinnbringend für alle einzusetzen.
Mit dem Einzug von elektrischem Licht wird der Entwicklung der Dörfer ein Schub verliehen: Schulkinder können nun auch nach Sonnenuntergang ihre Hausaufgaben erledigen, und das Leben der gesamten Dorfbevölkerung wird dank Elektrizität modernisiert. Neue Geschäftsideen entstehen, wie zum Beispiel Essensstände, und die Dorfbewohner:innen können ihre Mobiltelefone laden und einfacher mit der Aussenwelt und mit Nachbardörfern kommunizieren. So findet in den abgelegenen Regionen ein sozialer und wirtschaftlicher Wandel statt.

Die Enkelin von Solaringenieurin Yollande Randrianambinina macht im Licht einer Solarlampe Hausaufgaben.
Bereits 61 Absolventinnen
Das Barefoot-College-Konzept stammt aus Indien, wo seit 1989 ein Ausbildungszentrum für Frauen aus aller Welt existiert. Seit 2013 wurden 27 madagassische Frauen im «Barefoot College» in Indien ausgebildet – eine kosten-intensive und wenig klimafreundliche Option. Der WWF hat deshalb mitgeholfen, in Zusammenarbeit mit dem madagassischen Energieministerium ein nationales Barefoot-College-Programm zu lancieren und ein Ausbildungszentrum in Madagaskar zu bauen. Das ermöglicht es, die soziale und wirtschaftliche Entwicklung in Madagaskar nachhaltiger und effizienter voranzutreiben und damit auch die Belastung der Umwelt zu reduzieren.
Seit Juli 2019 gibt es dank dem WWF und Partnern ein erstes «Barefoot College» auf Madagaskar. Rund 70 Kilometer südlich der Hauptstadt Antananarivo in der ländlichen Gemeinde Tsiafajavona können Frauen nun das Handwerk der Solar-Ingenieurin erlernen. Es ist das erste Ausbildungszentrum auf Madagaskar für Frauen aus den abgelegensten Gegenden des Landes. Mittlerweile zählt das Barefoot College 61 Absolventinnen. Brigitte, die ihre Ausbildung 2021 abgeschlossen hat, zieht eine positive Bilanz: «Ich bin mir sicher, dass Madagaskar sich schnell weiterentwickeln wird und viele Veränderungen in den ländlichen Dörfern stattfinden werden, wenn viele Frauen Zugang zu dieser Ausbildung haben.»


Solaringenieurinnen des «Barefoot College» reparieren Solar-Lampen.
Unser Ziel: Solarstrom für 630’000 Haushalte
Unser Projektziel: Bis im Jahr 2030 gibt es in Madagaskar rund 740 Frauen, die als ausgebildete Solar-Ingenieurinnen dafür sorgen, dass total 630’000 ländliche Haushalte mit Solarenergie versorgt werden. So werden die Lebensbedingungen dieser Menschen verbessert und zugleich das Klima und die Wälder geschützt.

Solaringenieurin Kingaline ist eine der ersten Absolventinnen des «Barefoot College».
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Dieses Projekt wird von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) mit Programmbeiträgen unterstützt.