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Strassenverkehr
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13. September 2017

Smart unterwegs - Zukunft des Carsharings

Carsharing jederzeit ein Auto zur Verfügung haben und doch kein eigenes besitzen. WWF-Expertin Sabine Lötscher skizziert die Zukunft dieses bewährten Konzepts.

Interview: Corina Gyssler

Ein geteiltes Auto ersetzt zehn Autos in privatem Besitz.

Die Digitalisierung soll das Carsharing erneuern. Wie soll das gehen?

Sabine Lötscher: Die Digitalisierung ermöglicht neue, nachhaltigere Mobilitätsformen, zum Beispiel die Weiterentwicklung des Carsharings. Nur rund 1,5 Prozent der Schweizer Bevölkerung nutzen heute dieses Angebot, das ist zu wenig. Laut Studien ersetzt ein geteiltes Auto zehn Autos in privatem Besitz. Zudem steht ein privates Auto 23 von 24 Stunden still und braucht viel Platz. Hier gibt es Raum für Entwicklungen.

Wie funktioniert das heutige Modell?

Wir unterscheiden drei Modelle. Beim «Station-based-Carsharing» hole ich das Auto an einem fixen Ort ab und bringe es auch dorthin zurück. Im «Free-floating-Carsharing» können Kunden ein Auto innerhalb einer definierten Zone übernehmen und irgendwo im gleichen Gebiet wieder abgeben. Seit einigen Jahren gibt es auch das «Peer-to-Peer-Carsharing». Hier stelle ich als private Besitzerin mein Auto einer anderen Person zur Verfügung. Ich entscheide selbst, wer es wann zu welchem Preis mieten darf. In der Schweiz bieten neben Mobility auch Catch a car und Sharoo solche Carsharing-Modelle an.

Welche Vorteile bringt denn das gemeinsame Nutzen von Autos?

Carsharing reduziert die Treibhausgas-Emissionen, weil weniger Autos produziert und benutzt werden, und auch der Platzbedarf an Boden durch Strassen und Parkplätze nimmt ab. Für die Personen, die pro Jahr weniger als 12'000 Kilometer fahren, bietet Carsharing zudem finanzielle Vorteile.

«Carsharing wird immer einfacher, und diese Entwicklungen sind noch längst nicht abgeschlossen.»

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Sabine Lötscher, Senior Manager Corporate Sustainability

Wie würde eine Zukunftsvision mit Carsharing in der Schweiz aussehen?

Wir stehen heute erst am Anfang einer grossen Entwicklung mit offenem Ausgang: Holt uns in zehn Jahren das selbstfahrende Elektroauto zu Hause ab und bringt uns zum Bahnhof? Brauchen wir dann überhaupt noch eigene Autos? Beim WWF versuchen wir, Chancen und Risiken solcher Zukunftstrends für die Umwelt zu erkennen und konstruktiv mitzugestalten. Eine konkrete Vision wäre: Wenn bis 2025 ein Grossteil der privaten Autos für Carsharing-Pools zur Verfügung gestellt würden und diese ideal  mit öffentlichem Verkehr, Velo und Fussverkehr verknüpft wären, könnten viele Menschen auf ein eigenes Auto verzichten.

Welche Faktoren braucht es, damit diese Vision Wirklichkeit wird?

Carsharing wird immer einfacher, und diese Entwicklungen sind noch längst nicht abgeschlossen. Es braucht moderne IT-Systeme, die das Sharing überhaupt erst im grossen Stil ermöglichen. Der Erfolg des Modells hängt aber auch davon ab, ob wir bereit sind,  unsere Autos zu teilen, gewohnte Prozesse umzustellen und unser Verhalten zu ändern.

Das ist doch der springende Punkt: Carsharing hat sich trotz seiner Vorteile nicht breit durchgesetzt.

Eines ist klar. So weiterfahren wie bisher geht auf Dauer nicht, unsere Städte bieten nicht genügend Platz. In Zukunft brauchen wir eine ganz andere Sicht auf die private Mobilität: Wie kann ich den Raum zu Fuss, mit dem Velo, mit dem öffentlichen Verkehr oder mit einem geteilten Auto erschliessen? Das Carsharing und die gesamte Mobilität werden sich weiterentwickeln. Die Autoindustrie befasst sich heute mit Themen wie selbstfahrenden und geteilten Autos. Und die Versicherungen überlegen, was sie denn in Zukunft versichern wollen, wenn viel weniger Leute eigene Autos besitzen. Hier werden uns die nächsten Jahren grosse Veränderungen bringen, die hoffentlich auch der Umwelt zugute kommen.

Dieses Interview ist im WWF-Magazin 3/2017 erschienen.

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Bonobo-Mutter küsst ihr Baby

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