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Blick in die Baumkronen im Amazonas-Regenwald
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24. Januar 2022

Viele Bäume sind noch kein Wald: So gelingt Waldwiederherstellung

Bäume zu pflanzen, ist ein beliebtes Mittel, um sich im Kampf gegen den Klimawandel zu engagieren. Ehrgeizige Kampagnen von Firmen, Regierungen und Organisationen zielen häufig darauf ab, Tausende von Bäumen zu pflanzen. Doch wie sinnvoll sind solche Aktionen? Und was braucht es, damit eine Waldlandschaft wiederhergestellt werden kann?

Aufforstungs-Aktionen können wichtige Massnahmen sein, um Wälder zurückzubringen. Damit der Wald seine ursprüngliche Funktion im Ökosystem wieder übernehmen und zum Klimaschutz beitragen kann, damit er Tieren Lebensraum und den Menschen Lebensgrundlage sein kann, ist es wichtig, dass dabei einige Grundsätze beachtet werden.

1. Lokale Gemeinschaften, Unternehmen und Politik miteinbeziehen

Die Beteiligung der lokalen und indigenen Bevölkerung ist entscheidend für das Gelingen von Wald-Wiederherstellungsprojekten. Weitere Interessengruppen, zum Beispiel vor Ort tätige Unternehmen, müssen einbezogen werden, auch müssen lokale und nationale Regierungen das Vorhaben unterstützen. Allfällige Interessenskonflikte müssen vorab geklärt und verschiedene Bedürfnisse berücksichtigt werden. Der WWF engagiert sich deshalb auf fast allen Kontinenten nicht nur mit konkreten Projekten, sondern auch jeweils lokal, national und global auf politischer Ebene.

2. Lokale Expertise aufbauen

In vielen Teilen der Welt gibt es Forstämter, die viel über die produktive Waldbewirtschaftung wissen, konkret: wie der Wald möglichst ertragreich bewirtschaftet werden kann. Nur wenige stellen eine ganzheitlichen Waldwiederherstellung ins Zentrum ihrer Arbeit. Bei einer solchen geht es darum, dass zum einen die Ökosystemleistungen des Waldes wiederhergestellt werden, zum anderen die Menschen vor Ort ein Einkommen haben. In einem Projekt wird zuerst geklärt, wo welche landwirtschaftlichen Aktivitäten ökologisch verträglich sind, wo aktiv oder passiv aufgeforstet werden sollte und wo kleinere Holzplantagen als Bau- oder Brennholz für die Bevölkerung sinnvoll sind. Es ist deshalb wichtig, lokale Beratungsteams aufzubauen, die sich mit der Wiederherstellung von Waldlandschaften gut auskennen.

3. Der richtige Baum am richtigen Ort

Ein weiteres Kriterium für das Gelingen von Aufforstungen ist die Wahl der Arten. Idealerweise wählt man eine Vielzahl einheimischer, möglichst klimaresilienter Arten. Reine Nutzwälder mit Arten wie Eukalyptus und Kiefer werden in gewissen Regionen wegen des schnellen Wachstums und Ertrags bevorzugt. Meist sind sie aber nicht ideal, um ein Ökosystem langfristig wieder in die Balance zu bringen. Die Einführung exotischer Arten kann unter gewissen Umständen akzeptabel sein, zum Beispiel um die Bedürfnisse der lokalen Gemeinschaften nach Brennholz zu erfüllen. Bei unzureichender Umsetzung kann dies aber den Wasserhaushalt stören, einheimische Arten verdrängen oder andere schwerwiegende ökologische Folgen haben.

4. Ökosysteme im Blick haben, nicht bloss Bäume

Auf ökologischer Ebene sind vor allem Kenntnisse der Standortbedingungen wichtig. Erst muss geklärt werden, wo Baumpflanzungen überhaupt sinnvoll sind und wo Wald mit anderen Mitteln zurückgebracht werden kann – etwa indem man ihn von selbst zurückwachsen lässt. Soweit möglich sind heimische Baumarten und eine Mischung verschiedener Arten anzustreben. Und sollen sich Wälder durch Naturverjüngung selbst weiterentwickeln, geht dies am besten, wo noch ausreichend Samenmaterial bestehender Wälder vorhanden ist. Das bedeutet: Alle auch noch so kleinen Reste natürlicher Wälder müssen unbedingt erhalten werden.

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Bäume pflanzen auf Sabah
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Baumstämme mit FSC Stempel

Die Beteiligung der Bevölkerung ist entscheidend für das Gelingen von Wald-Wiederherstellungsprojekten.

Wieso sind Bäume wichtig für unseren Planeten?

Bäume und Wälder verhindern die Bodenerosion. Sie sind wichtig für den Wasserkreislauf, also für die Filterung, Speicherung und Verdunstung von Wasser. Auch tragen sie zur Eindämmung der globalen Erwärmung bei, indem sie Kohlenstoff speichern. Schliesslich dienen sie dem Menschen als Erholungsraum, stellen Nahrungsmittel, Heilpflanzen und Holz zur Verfügung.

Wie funktioniert das schon wieder mit den Bäumen und dem CO2?

In der Fotosynthese entziehen Bäume der Luft CO2, speichern den Kohlenstoff (das C) und geben Sauerstoff (das O2) wieder in die Luft ab. Wie viel Kohlenstoff ein Baum speichern kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab: von der Baumart, vom Alter der Pflanze, vom Standort, Klima und von der Jahreszeit. In Wäldern ist zusätzlich auch viel Kohlenstoff im Boden gespeichert. Grundsätzlich kann man sagen, dass in bestehenden, alten Wäldern pro Quadratmeter deutlich mehr Kohlestoff gespeichert ist als in jungen, neu aufgeforsteten Wäldern.

Was sind sogenannte naturbasierte Lösungen?

Unter naturbasierten Lösungen versteht man eine Reihe von Massnahmen oder Strategien, die sich die Kraft der Natur zunutze machen, um einige unserer dringlichsten gesellschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen, zum Beispiel die Bedrohung der Wassersicherheit, das steigende Risiko von Naturkatastrophen oder den Klimawandel.

Diese Lösungen umfassen den Schutz, die Wiederherstellung und die nachhaltige Bewirtschaftung von Ökosystemen in einer Weise, die ihre Widerstandsfähigkeit und Fähigkeit zur Bewältigung dieser gesellschaftlichen Herausforderungen erhöht und gleichzeitig die biologische Vielfalt schützt und das menschliche Wohlergehen verbessert.

Rund um den Globus arbeitet der WWF mit Regierungen, Unternehmen und lokalen Gemeinschaften zusammen, um naturbasierte Lösungen zu entwickeln, die Ökosysteme wiederherstellen und den Menschen zu helfen, sich an den Klimawandel anzupassen.

Was ist «Forest Landscape Restoration»?

Gemeinsam mit der Weltnaturschutzunion IUCN hat der WWF vor rund 20 Jahren einen Ansatz entwickelt, wie zerstörte Waldflächen wiederhergestellt werden können: «Forest Landscape Restoration». Es geht dabei nicht einfach darum, besonders viele Baumsetzlinge zu pflanzen, sondern darum, dass der Wald seine ursprüngliche Funktion im Ökosystem wieder übernehmen, Tieren Lebensraum und den Menschen Lebensgrundlage sein kann.

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A sitting Leopard in the forest
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Rainforest and river

Gemeinsam mit der Weltnaturschutzunion IUCN hat der WWF vor rund 20 Jahren einen Ansatz entwickelt, wie zerstörte Waldflächen wiederhergestellt werden können: «Forest Landscape Restoration».

5. Mit dem Pflanzen alleine ist es noch nicht getan

Wichtig ist zudem ein umfassendes Monitoring. Einen Baum zu pflanzen, ist die eine Sache, ihn zu pflegen, eine andere. Um eine dauerhafte Wirkung auf Landschaften zu erzielen, müssen Baumpflanzungen Teil einer Gesamtstrategie zur Wiederherstellung von Waldlandschaften und eines langfristigen Plans zur nachhaltigen Bewirtschaftung dieser Fläche sein. Das ist wichtig, dass die Bäume nicht einfach nach ein paar Jahren wieder abgeholzt werden. Deshalb ist auch entscheidend, dass die Finanzierung von Projekten zur Wiederherstellung von Waldlandschaften langfristig gesichert ist.

6. Bäume pflanzen ist gut, bestehende Wälder erhalten ist besser

Einer Studie zufolge werden durch die Verhinderung der Abholzung einer Hektare alter, kohlenstoff- und artenreicher Wälder in der Regel Emissionen in Höhe von etwa 100 Tonnen Kohlenstoff vermieden. Die gleiche Fläche wiederaufgeforsteter Wald in den Tropen hingegen bindet in der Regel lediglich etwa 3 Prozent dieser Menge, also 3 Tonnen Kohlenstoff pro Hektare und Jahr. Um die Klimaerhitzung zu bremsen, ist der Erhalt von Wäldern also besonders wichtig. Der WWF setzt sich vehement dafür ein, dass der Erhalt bestehender Wälder generell Vorrang vor Wiederherstellungsmassnahmen wie Baumpflanzungen hat.

7. Und nicht zuletzt: Politisches Engagement

Waldwiederherstellungsprojekte können einen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel und den Verlust von Biodiversität leisten. Ein ebenso wichtiger Hebel liegt weit weg von Feld und Wald: Wir müssen dafür sorgen, dass auf politischer Ebene wesentliche Schritte eingeleitet werden, um die Entwaldung zu stoppen, die bestehenden Wälder zu schützen und Treibhausgasemissionen zu verringern.

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Kinder pflanzen Baumsetzlinge in der Mahafaly Region, Madagaskar

Kinder in Madagskar pflanzen Bäume: Waldwiederherstellungsprojekte können einen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel und den Verlust von Biodiversität leisten.

Was Sie tun können

Der WWF setzt sich seit Jahrzehnten für den Schutz der Wälder, deren Wiederherstellung und deren nachhaltige Nutzung ein. Unterstützen Sie uns mit einer Spende. Oder werden Sie Mitglied und verleihen Sie unserer Stimme so mehr Gewicht.

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Ein Jaguar liegt auf einem Baum im Pantanalgebiet, Brasilien

Wälder schützen

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Panda liegt auf Baum

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