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Zwei Jungtiere eines Eurasischen Braunbärs (Ursus arctos) beim Spielen, Suomussalmi, Finland
Braunbär

Der Ur-Schweizer kehrt zurück

Braunbär – Der Ur-Schweizer kehrt zurück

Verehrt und verdrängt

Unsere Vorfahren verehrten ihn als Gottheit, und zahlreiche Mythen umgeben ihn. Später haben die Europäer den Bären gnadenlos gejagt und verdrängt. Heute versucht der Bär, zurück in die Schweiz zu kommen.

Die Helvetier nannten ihn Artio. Andere Kelten verehrten Artaius, Andarta, oder Matunus als Bärengottheiten. In ihren Erzählungen war der Bär der König der Tiere und sogar Herr über die Zeit. In unzähligen Märchen, Sagen und Mythen fasziniert und ängstigt der Bär uns noch heute.

Seine imposante Erscheinung und seine Fressgewohnheiten führen aber auch jetzt noch dazu, dass wir ihn als Gefahr und als Konkurrenten wahrnehmen: Europa hat die Braunbären so lange gejagt, bis sie in vielen Ländern ausgestorben waren. Die Schweiz hat seinen letzten Bären 1904 getötet. Vielerorts verdrängte der Mensch den Braunbären auch durch Strassenbau, Entwaldung oder Landwirtschaft.

Den Bären in Italien unter Schutz zu stellen und die gezielten Aussetzungen Slowenischer Bären im Trentino haben dazu geführt, dass sich der dortige Restbestand wieder erholen konnte. Heute leben im Trentino, auch dank der Initiative des WWF, 49 bis 66 Bären.

Aus diesem Bestand wandern immer wieder junge männliche Bären Richtung Nordwesten und besuchen die Schweiz. Das geschah das erste Mal 2005, nach 100 Jahren ohne Bären. Sie bleiben aber meist nicht lange. Den geeigneten Lebensraum finden sie in Teilen des Bündnerlands, im Tessin und in der Zentralschweiz. Oft treffen sie aber auf fehlende Akzeptanz, und oft fehlen die nötigen Präventionsmassnahmen. So wird das Zusammenleben mit dem Bären schwierig.

Wissenschaftlicher Name

Braunbär (Ursus arctos)

Unterarten

16 Unterarten

Gefährdungsstatus (IUCN)

Weltweit: nicht gefährdet
In den Alpen: vom Aussterben bedroht

Population

Weltweit: 200'000

Europa: 50'000

Körpergrösse

Kopfrumpflänge: 100 - 280 cm

Schulterhöhe: 90 - 150 cm

Verbreitung

Eurasien, Nordamerika

Ohne Wille kein Weg

Europas Braunbären starben hauptsächlich durch die rigorose Bejagung aus. Die Industrialisierung der natürlichen Lebensräume trug ebenfalls zum Populationsrückgang bei. Braunbären können nur überleben, wenn die Menschen sie in ihrem Lebensraum akzeptieren wollen.

Wilderei

Für Fleisch, Häute oder als Trophäen – Überjagung führte zur historischen Abnahme der Bestände in Mittel- und Südeuropa. Trotz der heute regulierten Jagd auf Braunbären stellt anhaltende Wilderei selbst in Ländern mit stabilem Braunbärenbestand ein Problem dar, beispielsweise in Russland. Denn es lockt auch das Exportgeschäft: Einige Körperteile von Bären gelten in der traditionellen asiatischen Medizin als Heilmittel.

Lebensraumverlust

Wachsende Bevölkerung, dichtere Besiedlung und Industrialisierung. Der Lebensraum der Bären in Europa schwand in der Vergangenheit laufend. Auch die Schweiz verdrängte ihre Bären durch grossräumige Entwaldung.

Heutzutage ist der Lebensraum wieder vorhanden. Allerdings wird er durch Barrieren wie dicht besiedelte Täler, Strassen, Schienen oder Flusskanäle zerschnitten. Verkehrsunfälle sind zusammen mit der Wilderei die Hauptursachen für die Mortalität von Bären.

Isolation

Strassen und grosse Landwirtschaftsflächen erschweren das Überleben der Braunbären in Europa zusätzlich. Sie trennen die Bären voneinander und machen es ihnen schwierig, sich mit Artgenossen zu treffen und sich fortzupflanzen.

Akzeptanzproblem

Die Ablehnung der Bevölkerung stellt oft die Hauptbedrohung dar. In Gebieten mit Bären sind menschliche Aktivitäten oft nicht darauf ausgerichtet, mit Bären zurechtzukommen (z.B. fehlender Herdenschutz, keine bärensicheren Abfallbehälter). So lernen manche Bären, dass sie in der Nähe von Menschen Futter finden, und verlieren ihre natürliche Angst vor unserer Spezies. Dies führt dann fast immer zu ihrem Abschuss.

Konflikten vorbeugen

Der Braunbär kann sich nur wieder ansiedeln, wenn der Mensch dessen Existenz akzeptiert und bereit ist, Vorkehrungen zu treffen. Öffentlichkeitsarbeit und der Dialog mit der lokalen Bevölkerung sind der Schlüssel dazu.

Braunbären haben eine natürliche Angst vor Menschen. Sie greifen in der Regel nicht an: Sogar wenn sie sich angegriffen fühlen, verhalten sie sich defensiv, wobei sie eine Überraschung ebenfalls als einen Angriff wahrnehmen können. Bären halten sich von Menschen fern, wenn sie keinen Zusammenhang zwischen Futter und dem Menschen sehen. Auch Nutztiere sind bei entsprechenden Massnahmen sicher vor Bären.

Der WWF setzt sich dafür ein, dass Braunbären einen Lebensraum in Europa haben. Durch gezielte Schutzvorrichtungen sollen menschliche Ansiedlungen unattraktiv für Braunbären bleiben. Lösungen wie Herdenschutzhunde und Elektrozäune sorgen heute in einzelnen Regionen bereits dafür, dass Haustiere und Bienenstöcke vor den Bären weitgehend sicher sind. Bärensichere Abfallcontainer verhindern, dass sich Bären an Menschennahrung gewöhnen und sich danach bei der Nahrungssuche wiederum Siedlungen nähern. Treibt sich ein Braunbär immer wieder in der Nähe von Menschen oder Siedlungen herum, wird er mittels Vergrämungsmassnahmen wie etwa Gummischrot vertrieben.

Bären und Menschen können in den Alpen zusammenleben. Entscheidend sind die Information der Bevölkerung und die Lösung von Konflikten sowie die Bereitschaft, gewisse Kosten und vorsorgliche Massnahmen in Kauf zu nehmen.

Bären und Menschen können in den Alpen zusammenleben. Entscheidend sind die Information der Bevölkerung und die Lösung von Konflikten sowie die Bereitschaft, gewisse Kosten und Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen.

Aufklärung, Alpenschutz und Umdenken

Der Braunbär kann sich nur wieder ansiedeln, wenn der Mensch seine Existenz akzeptiert. Der WWF setzt sich für Schutzgesetze ein, engagiert sich im Herdenschutz und erarbeitet gemeinsam mit anderen Akteuren Leitfäden zum Zusammenleben von Braunbär und Mensch.

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Alpenpanorama

Lichte Wälder für die Artenvielfalt

Der WWF setzt sich in den Alpen für lebendige Wälder ein. Zusammen mit lokalen Bauern und Förstern lichtet er Wälder und errichtet Korridore zwischen Lebensräumen.

Weitere Infos
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Ein Wolf im Wald, halb von Bäumen versteckt

Einsatz für die Grossraubtiere

Wölfe, Bären und Luchse siedeln sich langsam wieder in der Schweiz an. Der WWF fördert das konfliktfreie Zusammenleben von Mensch und Tier.

Weitere Infos
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Wolf in Russland

Was Sie tun können

Mit einer Spende unterstützen Sie den WWF dabei, die Rückkehr des Braunbären in die Schweiz zu ermöglichen.

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Braunbär (ursus arctos) im Wald, Soumussalmi, Finnland, Juli 2008

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