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Ein junges Pärchen bei einem Beratungsgespräch bei einem Bankberater

WWF Retailbanken-Rating 2024

Der WWF Schweiz hat die 15 grössten Schweizer Retailbanken erneut unter die Lupe genommen und analysiert, wie nachhaltig die Banken ihr Geld anlegen und Kredite vergeben. Retailbanken sind Banken, die auch Privat- und Kleinkunden bedienen. Anhand des Ratings können Sie umfassend überprüfen, wie umweltbewusst die Retailbanken sind.

Der WWF hat die Schweizer Retailbanken erneut unter die Lupe genommen

Analog zu den bisherigen WWF-Retailbanking-Ratings (2016/2017 und 2020/2021) wurden im aktuellen Rating die 15 grössten Schweizer Retailbanken, sowie zum ersten Mal die Alternative Bank Schweiz (ABS) untersucht. Das Rating, das in Zusammenarbeit mit INFRAS durchgeführt wurde, konzentriert sich wiederum auf die ökologische Nachhaltigkeitswirkung der Bereiche Sparen, Anlegen, Vorsorgen, Kredite und Finanzierungen sowie die Unternehmensführung. 

Wie nachhaltig sind die Schweizer Retailbanken?

Da die grössten Retailbanken der Schweiz zentrale Partner für eine erfolgreiche, grüne Transformation der hiesigen Wirtschaft sind, möchte der WWF sie mit dem Rating-Bericht motivieren und befähigen, ihre Geschäftsmodelle noch stärker auf die Finanzierung der Transition auszurichten und ihre Anlage- und Kreditkund:innen vermehrt auf dem Weg zur Erreichung der globalen Klima- und Biodiversitätsziele zu unterstützen.

Gesamtresultat

Insgesamt schneiden die Banken in der Einstufungsklasse «Mittelmass» ab. Das heisst, sie haben bereits einige Anstrengungen im Bereich ökologische Nachhaltigkeit unternommen, sind aber noch weit vom Idealzustand entfernt – so wird die Schweiz ihre Klima- und Biodiversitätsziele verfehlen.

Insgesamt heben sich BEKB, Raiffeisen, TKB und ZKB mit einem überdurchschnittlichen Resultat von den anderen Finanzinstituten ab. Erfreulich ist auch, dass die beiden Banken AKB und LUKB, die beim Rating 2021 am schlechtesten abschnitten, die grössten Fortschritte erzielt haben. Doch auch sie haben noch viel Luft nach oben. Wie es besser geht, zeigt die ABS. Die um ein Vielfaches kleinere Bank wurde aufgrund ihrer Pionierfunktion erstmals aufgenommen und schneidet deutlich besser ab als die bestplatzierte Grossbank. 

Fortschritte sind erkennbar …

Im Bereich der Unternehmensführung schneiden die Banken bei den Kriterien «Risikomanagement» und «Betriebliche Treibhausgasemissionen» im Durchschnitt relativ gut ab. Betrachtet man die verschiedenen Kerngeschäfte Anlegen, Vorsorgen, Kredite und Hypotheken, fällt auf, dass die meisten Banken in allen Bereichen Produkte   mit Nachhaltigkeitsbezug oder grüner Ausprägung anbieten – beispielsweise spezielle Fonds, Vermögensverwaltungsmandate, die mit Nachhaltigkeitszielen im Einklang stehen, sogenannte Sustainability-linked Loans oder grüne Hypotheken. Der Anteil dieser Produkte im Markt ist jedoch noch eher gering, insbesondere wenn   durch die Produkte höhere Nachhaltigkeitsansprüche an die Kreditnehmer bzw. deren Immobilien gestellt werden.

… genauso die Defizite.

Gleichzeitig werden immer noch viele Fonds und Vermögensverwaltungsmandate angeboten und gehalten,   die Nachhaltigkeitsaspekte kaum oder gar nicht berücksichtigen und weiterhin in kontroverse Aktivitäten  im Zusammenhang mit Öl und Gas oder mit Abholzung investieren. Das Rating zeigt ausserdem, dass die Banken vor allem an Themen arbeiten, die eng mit Klima und Energie verbunden sind. Biodiversität und damit verbundene Themen wie Wasser, Abholzung oder Umweltverschmutzung spielen kaum oder nur eine untergeordnete Rolle in den Nachhaltigkeitsbemühungen. Ebenso wird der aktive Dialog bezüglich Klima und Biodiversität mit finanzierten und investieren Unternehmen, deren wirtschaftliche Aktivitäten zu gravierenden Auswirkungen auf die Umwelt führen, noch nicht systematisch genug verfolgt. Das grösste Verbesserungspotential besteht beim Dialog mit den Unternehmenskunden, wo die Bank als Partnerin im Transformationsprozess eine entscheidende Rolle einnehmen kann.

Was zu tun ist:

Eine zentrale Empfehlung besteht darin, dass sich die Retailbanken wissenschaftsbasierte Ziele zu Klima- und Biodiversitätsthemen setzen und transparent über ihre Fortschritte berichten. Dazu gehört auch, dass die Bank umfassende Umweltrichtlinien für alle (d.h. nicht nur «nachhaltige») Produkte anwendet. Gerade beim Thema Kredite und Finanzierungen sollte aktiver mit Unternehmenskunden oder privaten Immobilienbesitzer:innen zusammengearbeitet werden und Umweltaspekte zum Beispiel in Form von besseren Kreditbedingungen berücksichtigt  werden. Schliesslich sind die Retailbanken mit ihren Nachhaltigkeitsbemühungen nie allein. Auch zahlreiche Gemeinden, Kantone, Unternehmen, Start-ups, Verbände und zivilgesellschaftliche Organisationen arbeiten auf die gleichen Ziele hin. Es könnte sich auszahlen, noch mehr Allianzen zu schmieden und auch unkonventionelle Kooperationen einzugehen, in die verschiedene Partner ergänzende Ressourcen einbringen können.

Warum Banken einen grossen Einfluss auf die Umwelt haben

Insbesondere in ihrer Rolle als Partnerinnen in der Transformation können Banken noch zielgerichteter agieren, auf die Erwartungen und Bedürfnisse der Gesellschaft eingehen, und noch stärker mit Akteuren zusammenarbeiten, die in die gleiche Richtung zielen.

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Thomas Vellacott, CEO des WWF Schweiz

Jeder Franken, den wir den Banken zum Sparen, Anlegen oder Vorsorgen anvertrauen, wirkt sich auf die Umwelt, das Klima und die Gesellschaft aus. Dasselbe gilt auch für Bankkredite. Folgende Beispiele zeigen Ihnen, welche Wirkung Bankgeschäfte auf unseren Planeten haben:

  • Legen Banken das Kapital in fossile Energieförderung an, wie die Erdölgewinnung oder die Kohleförderung, heizen sie die Klimakrise an.
  • Investieren Banken in die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen (z.B. Solar-, Wind- und Wasserkraft), unterstützen sie die Energiewende. 
  • Fördern sie mit ihren Krediten umweltfreundliche Unternehmen, etwa in der nachhaltigen Holzwirtschaft oder Lebensmittelproduktion, erwirken sie einen positiven Einfluss auf die Natur.

Mit Geld lassen sich Ziele verwirklichen, die über den rein finanziellen Zweck hinausgehen und bewusst zum Wohl der Natur und Gesellschaft wirken. Es lohnt sich also, die Nachhaltigkeit in unsere Geldentscheide einzubeziehen. 

WWF-Leitfaden für Bankkund:innen

Mit dem interaktiven Leitfaden finden Sie grüne Alternativen, um Ihre persönlichen Finanzen nachhaltiger auszurichten. 

Sämtliche Inhalte auf dieser Seite dienen ausschliesslich Informationszwecken und stellen weder Werbung oder Angebote noch Finanz-, Anlage- oder sonstige Beratungsdienstleistung dar. Die hier abgebildeten Informationen stellen weder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, Derivaten oder anderen Finanzinstrumenten dar. Der WWF übernimmt keinerlei Gewähr, weder implizit noch explizit, für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der hier bereitgestellten Informationen oder Ansichten. In keinem Fall haftet der WWF für Verluste oder Schäden irgendwelcher Art, eingeschlossen Vermögensschäden.

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