Blue Corridor - Eine Wanderroute für Wale
Wale legen zwischen ihren unterschiedlichen Lebensräumen tausende Kilometer zurück. Eine dieser Wanderrouten liegt im östlichen Pazifik. Von der antarktischen Halbinsel wandern die Wale entlang der Küste Südamerikas Richtung Äquator. Diese Reise birgt viele tödliche Gefahren, ist aber für die Tiere lebensnotwendig. Um die Wale zu schützen, setzt sich der WWF für sichere Wanderrouten, sogenannte “Blaue Korridore” ein.
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InternationalBlauwale sind, mit bis zu 26 Metern Körperlänge, die grössten Lebewesen, welche jemals auf unserem Planeten gelebt haben. Doch nicht nur die Grösse von Walen, sondern auch ihre Bedeutung für das marine Ökosystem, ist beeindruckend.
Walkot enthält viel Eisen und weitere Nährstoffe, wovon unter anderem das Phytoplankton beim Wachstum profitiert. Diese Kleinstpflanzen betreiben Fotosynthese, nehmen somit Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf und geben Sauerstoff ab. Dieser Sauerstoff ist von zentraler Bedeutung für viele Pflanzen und Tiere in unseren Ozeanen.
Nicht nur für das Wachstum von anderen Lebewesen, sondern auch als Kohlenstoffspeicher sind Wale wichtig. Ein Wal bindet in seinem Körper über sein Leben hinweg die gleiche Menge an Kohlenstoff wie über tausend Bäume.
Tödliche Reisen für die Riesen
Wale bewegen sich in unterschiedlichen Gebieten. Gebiete, in denen sie primär nach Nahrung suchen und Gebiete, in denen sie sich paaren oder Gebiete, in denen sie gebären und ihre Jungtiere aufziehen. Zwischen diesen Gebieten liegen oft tausende Kilometer und unzählige Gefahren. Das Resultat dieser Gefahren: 6 der 13 Grosswahlarten werden von der IUCN als gefährdet oder schutzbedürftig eingestuft.
Beifang und Geisternetze
Beifang ist eine der grössten Bedrohung für Wale. Wenn sich ein Wal in einem Netz verwickelt, endet dies oft tödlich. Jedes Jahr werden hunderte Tonnen Fischernetze in den Weltmeeren zurückgelassen. Auch diese Geisternetze werden zu tödlichen Fallen.
Kollisionen mit Schiffen
Die weltweite Zunahme der Schifffahrt erhöht die Gefahr von tödlichen Kollisionen von Walen mit Frachtschiffen. So liegen einige der weltweit am stärksten befahrenen Schiffsrouten in überlebenswichtigen Gebieten für Wale. Durch den prognostizierten weiteren Anstieg der Schifffahrt in den nächsten Jahrzenten wird dieses Problem verstärkt.
Erwärmung der Meere
Durch die Erwärmung der Meere werden komplexe marine Ökosysteme beeinflusst. Das Verbreitungsgebiet von Krill (Leuchtgarnelen) verschiebt sich im südlichen Ozean weiter in den Süden. Dies kann für Walarten, welche sich fast ausschliesslich von Krill ernähren, schwerwiegende Konsequenzen haben: Sie brauchen mehr Energie für die Nahrungssuche, was sich negativ auf ihre körperliche Fitness, ihre Fortpflanzungsfähigkeit und auf die Populationsdichte auswirkt.
Verschmutzung der Meere
Die Meere werden auf unterschiedliche Arten von uns Menschen verschmutzt. Einerseits gelangen chemische Schadstoffe aus der Landwirtschaft, Industrie, aus Pharma- oder Pflegeprodukten ins Wasser. Andererseits landen grosse Mengen Plastik oft auch in Form von mikroskopisch kleinen Teilchen in unseren Weltmeeren. Nebst der Verschmutzung durch Chemikalien und Plastik stellt auch die Lärmverschmutzung eine Gefahr für Wale dar. Der durch Schiffe verursachte Lärm hat in den letzten Jahrzenten stark zugenommen und stört die Kommunikation zwischen den Tieren.
Walschutz auf unterschiedlichen Ebenen
Als Grundlage für den Walschutz ist es wichtig zu wissen, wo sich die Wale aufhalten. Der WWF hat gemeinsam mit Partnern aus der Wissenschaft mittels Satellitenaufnahmen die Wanderung der Wale analysiert. Diese Daten wurden ergänzt durch Drohnenaufnahmen und Informationen, welche mittels Peilsendern erfasst werden. Dies führt zu einem umfassenden Bild über Verhalten und Gesundheitszustand der Tiere.
Auf Basis dieser Daten arbeitet der WWF auf unterschiedlichen Ebenen mit Behörden und zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen. Als erstes vielversprechendes Resultat dieser Zusammenarbeit wurde im Juni 2022 das Abkommen «Amerika für den Schutz der Ozeane» von 9 Ländern (Chile, Kanada, Costa Rica, USA, Ecuador, Mexiko, Panama, Peru und Kolumbien) unterzeichnet. Diese Absichtserklärung schafft einen Raum für Zusammenarbeit und Koordination, um entlang der Wanderrouten prioritäre Gebiete zu schützen und damit sogenannte «Blaue Korridore» im Pazifik zu schaffen.
Dieses internationale Abkommen ist ein grosser Erfolg. Es muss aber durch konkrete regionale Vereinbarungen ergänzt werden. Im Norden Patagoniens konnte beispielsweise im Dezember 2023 eine freiwillige regionale Vereinbarung zwischen dem Umweltministerium, der Marine, der Fischereibehörde, den Reedereien und der Lachszuchtindustrie ausgehandelt werden. Die Vereinbarung kam auf Initiative und Vermittlung des WWF zustande und legt zwischen Januar und April 10 Knoten als Höchstgeschwindigkeit fest. Dies reduziert nicht nur die Gefahr von tödlichen Kollisionen mit Schiffen, sondern auch den Unterwasserlärm.
"Es ist fantastisch, dass sich eine Gruppe indigener Gemeinschaften um dieses wichtige Gebiet und so auch um das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur kümmert."
Nebst der Arbeit mit Behörden spielt auch die Zusammenarbeit mit indigenen Gemeinschaften eine wichtige Rolle für den WWF. Beispielsweise beim Schutz der Gewässer rund um die Insel Guafo. Die Insel liegt im Eingangsbereich des Golfs von Corcovado im Norden Patagoniens und ist für Blauwale ein wichtiges Gebiet, in dem sie ihre Jungen aufziehen. Die Küstengewässer werden seit Jahrhunderten von indigenen Gemeinschaften genutzt: Hier fischen sie, sammeln Medizinalpflanzen und pflegen ihre religiösen Rituale. Der WWF unterstützt die Mapuche dabei, die Gewässer rund um die Insel als indigenes Schutzgebiet zu deklarieren. So können die Traditionen der Mapuche und die Ökosysteme mit ihren Bewohnern Hand in Hand geschützt werden.
Was Sie tun können
Damit die blauen Riesen auch kommenden Generationen erhalten bleiben, müssen jetzt effektive Schutzmassnahmen umgesetzt werden. Helfen Sie uns mit einer Spende die majestätischen Tiere und Ihren Lebensraum zu schützen.