Orang-Utan – Der Waldmensch
Bedächtig und vorausschauend
Sie werden als gemächlich, friedlich und vorausplanend charakterisiert. Die in Asien lebenden Orang-Utans unterscheiden sich in vielem von Gorillas oder Schimpansen. Doch eines haben sie gemeinsam: Ihre grösste Bedrohung geht vom Menschen aus.
Orang-Utans sind die gemächlichsten unter den Menschenaffen. Mit ihren langen Armen und Beinen hangeln sie sich durch die Baumwipfel, immer darauf bedacht, wirklich tragende Äste und Lianen zu benutzen. Orang-Utans sind aber nicht nur bedächtig, sie sind auch vorausschauend. Männliche Orang-Utans planen ihre Route bis zu einem Tag im Voraus und teilen sie mit Rufen gezielt anderen Artgenossen mit. Dies ist eine aussergewöhnliche Fähigkeit in der Tierwelt. Sie leben nicht nur im Hier und Jetzt, sondern können sich die Zukunft vorstellen und ihre Pläne sogar kommunizieren. Das wurde lange Zeit nur dem Menschen zugeschrieben.
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Orang-Utans erstreckte sich von Java bis nach Südchina. Heute kommen sie nur noch im Nordwesten Sumatras und auf Borneo vor. Im Gegensatz zu den Bonobos oder den Schimpansen sind die Orang-Utan-Männchen meist Halb-Einzelgänger, in deren Gebieten drei bis vier Weibchen mit ihren Jungen leben. Die Weibchen bekommen alle sechs bis neun Jahre ein Junges, Einzelgeburten sind die Regel. Orang-Utans haben die niedrigste Fortpflanzungsrate unter den Grossen Menschenaffen. Das trägt unter anderem dazu bei, dass sie zu den am stärksten bedrohten Affenarten gehören.
Mensch bedroht Waldmensch
Einst bevölkerten Orang-Utans einen Grossteil Asiens. Durch menschliche Aktivitäten sind ihre Bestände stark zurückgegangen, und man findet sie heute nur noch auf den Inseln Sumatra und Borneo.
Lebensraumverlust
Auf Borneo gingen durch Abholzung des Waldes zwischen 1973 und 2010 rund 40 Prozent des Lebensraumes der Orang-Utans verloren. Auf Sumatra waren es zwischen 1985 und 2010 sogar 60 Prozent. Palmöl- und Zelluloseholz-Plantagen, landwirtschaftliche Betriebe und die Bergbauindustrie verdrängen den Orang-Utan aus seiner Heimat.
Brandrodungen
Um dem Regenwald Land abzugewinnen, legen Bauern häufig Brände – die nicht selten ausser Kontrolle geraten. Sterben die Orang-Utans nicht im Feuer, werden sie oft auf der Flucht totgeschlagen.
Handel und Wilderei
Obwohl in Indonesien Jagd, Handel und Haltung von Orang-Utans gesetzlich verboten sind, töten Wilderer im indonesischen Teil Borneos dennoch mindestens 2000 Tiere pro Jahr. Jungtiere geraten in Gefangenschaft, denn vor allem auf Bali und Java sind Orang-Utans in Teilen der Oberschicht beliebte Haustiere. Auch in der Tourismus- und Unterhaltungs-Industrie sind sie begehrt. Wilderer kennen keine Skrupel, um an die jungen Orang-Utans zu kommen. Weil sie sich an das Fell ihrer Mutter klammern, werden die Muttertiere oft erschossen.
Schutz und verbessertes Management
Nur mit Schutzgebieten und nachhaltigen Managementplänen für den Wald können die Orang-Utans überleben. Der WWF setzt sich dafür ein, dass der verbliebene Lebensraum der Orang-Utans erhalten bleibt.
Die Orang-Utans brauchen intakte Wälder, um langfristig zu überleben. Deshalb setzen wir uns für Schutzzonen und eine nachhaltige Nutzung ein, wie sie zum Beispiel in der «Heart-of-Borneo»-Erklärung festgelegt wurden. Alle drei Borneo-Staaten Indonesien, Malaysia und Brunei haben diese vom WWF angestossene Initiative 2007 unterzeichnet. Damit verpflichten sie sich, ein grenzüberschreitendes Gebiet von der Grösse Grossbritanniens im ökologisch intakten Inneren der Insel zu schützen. Daneben beinhaltet der Aktionsplan auch die Entwicklung und Förderung von Ökotourismus. Die Initiative ist ein Meilenstein für den Schutz der Orang-Utans.
In kleinen, isolierten Waldgebieten finden die Orang-Utans häufig zu wenig Futter, was eine echte Bedrohung für ihr Überleben ist. Deshalb ist es wichtig, die verbliebenen Waldstücke mit sogenannten Waldkorridoren zu verbinden. Der WWF nimmt Einfluss auf die regionale Landnutzungs-Planung und unterstützt Bestrebungen, Nutzflächen und Orang-Utan-Lebensräume klarer voneinander abzugrenzen. Wir haben spezifische Schutz- und Managementpläne für Holz- und Palmöl-Gesellschaften entwickelt, um den Orang-Utans auch in bewirtschafteten Wäldern ein Überleben zu ermöglichen. Dabei arbeiten wir mit Regierungen, Gemeinden und Plantagen-Besitzern zusammen, um Konflikte zwischen Menschen und Orang-Utans zu verringern.
Um den illegalen Handel mit Orang-Utans einzudämmen, arbeitet der WWF mit der Partner-Organisation Traffic zusammen.
Seit den 1970er-Jahren aktiv
Der WWF engagiert sich bereits seit den 1970er-Jahren für den Schutz der Orang-Utans. Er arbeitet gemeinsam mit seinen internationalen und lokalen Partner-Organisationen, mit Regierungen und Forschern darauf hin, die verbleibenden Wälder Borneos und ihre aussergewöhnlichen Baumbewohner zu retten.