
Blaue Korridore – Wanderrouten für Wale
Wale legen zwischen ihren unterschiedlichen Lebensräumen tausende Kilometer zurück. Diese Wanderungen vernetzen Gebiete, in denen sich die Meeressäuger ernähren, sich paaren, ihre Jungen gebären und aufziehen. Die Reisen sind für die Tiere lebensnotwendig, bergen aber viele tödliche Gefahren. Um die Wale zu schützen, setzt sich der WWF für sichere Wanderrouten, sogenannte «Blaue Korridore» ein.
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InternationalBlauwale sind, mit bis zu 33 Metern Körperlänge, die grössten Lebewesen, welche jemals auf unserem Planeten gelebt haben. Doch nicht nur die Grösse von Walen, sondern auch ihre Bedeutung für das marine Ökosystem, ist beeindruckend.
Walkot enthält viel Eisen und weitere Nährstoffe, wovon unter anderem das Phytoplankton beim Wachstum profitiert. Diese Kleinstpflanzen betreiben Fotosynthese, nehmen somit Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf und geben Sauerstoff ab. Dieser Sauerstoff ist von zentraler Bedeutung für viele Pflanzen und Tiere in unseren Ozeanen. Nicht nur für das Wachstum von anderen Lebewesen, sondern auch als Kohlenstoffspeicher sind Wale wichtig. Ein Wal bindet in seinem Körper über sein Leben hinweg die gleiche Menge an Kohlenstoff wie über tausend Bäume.
Dies zeigt, dass Wale mehr sind als nur majestätische Tiere. Sie stehen stellvertretend für die Gesundheit der Ozeane und sind Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise. Ihre Wanderwege zu schützen bedeutet, die Meere als Ganzes zu stärken.


Tödliche Reisen für die Riesen
Wale und Delfine sind für ihr Überleben auf unterschiedliche Lebensräume im Ozean angewiesen: Gebiete, in denen sie nach Nahrung suchen, in denen sie sich paaren oder in denen sie ihre Jungtiere gebären und aufziehen. Zwischen diesen Regionen liegen oft tausende Kilometer und zahlreiche vom Menschen verursachte Gefahren. Das Resultat dieser Gefahren: Sieben der 16 Grosswal-Arten werden von der IUCN als gefährdet oder verletzlich eingestuft.
Beifang und Geisternetze
Beifang ist eine der grössten Bedrohungen für Wale. Wenn sich ein Wal in einem Netz verfängt, endet dies oft tödlich. Jedes Jahr werden hunderte Tonnen nicht mehr benötigter Fischernetze in den Weltmeeren zurückgelassen. Auch diese Geisternetze werden zu tödlichen Fallen.
Kollisionen mit Schiffen
Die weltweite Zunahme der Schifffahrt erhöht die Gefahr von Kollisionen von Walen mit Fracht- und Kreuzfahrtschiffen. So liegen einige der weltweit am stärksten befahrenen Schiffsrouten in überlebenswichtigen Gebieten für Wale. Durch den prognostizierten weiteren Anstieg der Schifffahrt in den nächsten Jahrzehnten wird dieses Problem verstärkt. Mehr als die Hälfte der Zusammenstösse mit Schiffen endet für die Wale tödlich.
Erwärmung der Meere
Durch die Erwärmung der Meere werden komplexe marine Ökosysteme beeinflusst. Das Verbreitungsgebiet von Krill (Leuchtgarnelen) verschiebt sich im südlichen Ozean weiter in den Süden. Dies kann für Walarten, welche sich fast ausschliesslich von Krill ernähren, schwerwiegende Konsequenzen haben: Sie brauchen mehr Energie für die Nahrungssuche, was sich negativ auf ihre körperliche Fitness, ihre Fortpflanzungsfähigkeit und auf die Populationsdichte auswirkt.
Meeresverschmutzung
Die Meere werden auf unterschiedliche Arten von uns Menschen verschmutzt. Einerseits gelangen chemische Schadstoffe aus der Landwirtschaft, Industrie, aus Pharma- oder Pflegeprodukten ins Wasser. Andererseits landen grosse Mengen Plastik oft auch in Form von mikroskopisch kleinen Teilchen in unseren Weltmeeren. Nebst der Verschmutzung durch Chemikalien und Plastik stellt auch die Lärmverschmutzung eine Gefahr für Wale dar. Der durch Schiffe verursachte Lärm hat in den letzten Jahrzenten stark zugenommen und stört die Kommunikation zwischen den Tieren.
Das Video des WWF International zeigt die eindrückliche Wanderung der Wale und weshalb es so wichtig ist, ihre Wanderrouten zu schützen.
Blaue Korridore – Lebensadern der Ozeane
Die Lebensräume der Wale sind durch Wanderrouten miteinander verbunden. Diese Gebiete nennen wir Blaue Korridore. Sie sind entscheidende Migrationsrouten für viele Walarten und führen durch internationale Gewässer, ausschliessliche Wirtschaftszonen (Meeresstreifen mit wirtschaftlichen Nutzungsrechten) und durch geschützte Meeresgebiete.
Als Grundlage für den Walschutz ist es wichtig zu wissen, wo sich die Wale aufhalten. Der WWF hat gemeinsam mit Partnern aus der Wissenschaft die Wanderungen der Wale weltweit analysiert. Nicht selten überschneiden sich Blaue Korridore mit Gebieten, in denen die Bedrohungen für Wale durch menschliche Aktivitäten besonders gross ist.
Der WWF setzt sich weltweit dafür ein, die Blauen Korridore zu schützen – durch mehr Forschung, internationale Vereinbarungen und gezielte Schutzmassnahmen auf lokaler und regionaler Ebene. Denn nur wenn diese Wanderrouten sicher sind, können die Populationen der Wale langfristig überleben.
Eine wichtige Verkehrsachse für Wale im Ostpazifik
«Es ist fantastisch, dass sich eine Gruppe indigener Gemeinschaften um dieses wichtige Gebiet und so auch um das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur kümmert.»

Im Ostpazifik – von Alaska bis zur Antarktis – verlaufen einige der wichtigsten Blauen Korridore weltweit. Hier wandern jährlich zahlreiche Walarten wie Buckelwale, Blauwale und Finnwale durch verschiedene Meeresregionen. Doch es wird für Wale immer schwieriger, diese Route zu passieren: Fischerei, Plastikmüll und der wachsende Schiffsverkehr gefährden die Meeresbewohner.
Der WWF arbeitet deshalb mit indigenen und lokalen Gemeinschaften, Forschenden und Regierungen daran, diese Lebensadern der Ozeane zu schützen. Wir setzen uns unter anderem dafür ein, dass Schifffahrtsrouten verlegt oder reguliert, temporäre Tempolimits für Boote eingeführt und Schutzgebiete miteinander vernetzt werden. Wir arbeiten daran, Wissenslücken durch weitere Forschung zu füllen und die negativen Auswirkungen menschlicher Aktivitäten wie Fischerei oder Walbeobachtungs-Tourismus zu reduzieren.

Im Norden Patagoniens engagiert sich eine Gruppe indigener Gemeinschaften für ein Meeres-Schutzgebiet. Dieses soll neben den Lebensgrundlagen und den traditionellen Praktiken der indigenen Mapuche auch die Blauwale schützen, die durch das Gebiet wandern. Bisher galt im Schutzgebiet eine freiwillige Reduktion der Höchstgeschwindigkeit für Schiffe. Zwischen Januar und April – also dann, wenn sich am meisten Blauwale im Gebiet aufhalten – dürfen die Schiffe nun maximal 10 Knoten fahren. Dies reduziert nicht nur die Gefahr von tödlichen Kollisionen, sondern auch den Unterwasserlärm, der den Walen die Orientierung erschwert.
Wanderwege im Wandel – Blaue Korridore in der Arktis
«Das Überleben der Arktischen Wale hängt von ihrer Fähigkeit ab, die weiten Strecken zwischen ihren Sommer- und Winterlebensräumen sicher zurückzulegen.»

Die Arktis ist die Heimat einzigartiger Walarten wie Narwale, Belugas und Grönlandwale. Diese drei Arten sind perfekt an das Leben in Eis und Kälte angepasst und leben das gesamte Jahr über in der Arktis. Doch durch die Klimakrise erwärmt sich die Region viermal schneller als der globale Durchschnitt. Das Meereis schmilzt und der Schiffsverkehr nimmt zu – mit dramatischen Folgen für die Wale.
Die Wale in der Arktis migrieren zwischen ihren Sommer- und Winter-Lebensräumen. Der WWF hat erstmals die Migrationsrouten dieser arktischen Wale umfassend kartiert. Die Blauen Korridore verlaufen oft entlang der Eisgrenzen und ermöglichen den Walen Zugang zu Nahrung und Schutz.

Der WWF fordert eine Stärkung der Schutzmassnahmen entlang der Wanderrouten. Um die Migration der arktischen und der weitwandernden Wale wieder zu ermöglichen, müssen Regierungen, die Schifffahrtsindustrie und internationale Gemeinschaften zusammenarbeiten. Dabei soll neben wissenschaftlichen Daten auch das Wissen der indigenen Bevölkerung der Region miteinbezogen werden.
Was Sie tun können
Damit die blauen Riesen auch kommenden Generationen erhalten bleiben, müssen jetzt effektive Schutzmassnahmen für die Wale und ihre Wanderrouten umgesetzt werden. Helfen Sie uns mit einer Spende, die majestätischen Tiere und ihre Lebensräum zu schützen.