14. Juni 2023 — Medienmitteilung

Grillsaison: Fleisch wird häufiger und stärker beworben als Vegi

Der Schweizer Detailhandel bewirbt Fleisch im Verhältnis zu vegetarischen Alternativen viel häufiger und rabattiert dieses dabei auch stärker. Dies zeigt der «WWF-Grill-Check». In der Schweiz konsumieren wir jährlich 52kg Fleisch pro Person. Obwohl wir heute wissen, dass die Fleischproduktion ein starker Treiber von Klima- und Biodiversitätskrise ist.

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Vegi Grill
  • Der WWF Schweiz hat Aktionsblätter und Werbung von sechs Detailhändlern (Coop, Migros, Lidl, Aldi, Denner und Volg) in ausgewählten Regionen der Schweiz zwischen dem 24.04. – 21.05.2023 untersucht.
  • Über alle Detailhändler hinweg wurden im Untersuchungszeitraum insgesamt 150 Grillprodukte reduziert angeboten, davon 95 Prozent tierischen Ursprungs.
  • Insgesamt waren 88 Prozent der rabattierten Grillprodukte Fleisch, nur fünf Prozent vegane Ersatzprodukte, vier Prozent Grillkäse und drei Prozent Fisch & Meeresfrüchte.

Zitate Mariella Meyer, Senior Manager Sustainable Markets beim WWF Schweiz:
«Massenweise Werbung für umweltschädliche Produkte ist nicht mehr zeitgemäss. Die Schweizer Detailhändler sollen Vegi-Alternativen mindestens genauso bewerben und rabattieren wie Fleisch.»

«Auch die Schweizer Politik kann einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie die Lebensmittelpyramide stärker auf pflanzliche Proteine und entsprechend auch staatliche Subventionen auf eine nachhaltige Landwirtschaft mit mehr pflanzlichen Lebensmitteln ausrichtet.»

Beworben und rabattiert
Von den in den Anzeigen beworbenen Fleischprodukten wurden 66 Prozent zusätzlich reduziert, während dies bei vegetarischen Produkten nur bei 58 Prozent der Fall war. Der durchschnittliche Rabatt aller Grillprodukte lag bei 30 Prozent. Dabei wurden vegetarische Produkte mit 22 Prozent im Durchschnitt weniger stark rabattiert als Fleischprodukte mit durchschnittlichen 29 Prozent. Das zeigt, dass Fleisch nicht nur häufiger, sondern auch stärker rabattiert wird.

Fast nur Schwein landet in der Schweinebauch-Anzeige
Der Name ist Programm: Die in der Marketingsprache genannten «Schweinebauch-Anzeigen» sind auch 2023 immer noch Fleisch lastig. Die am häufigsten rabattierten Fleischsorten waren Schwein (28%), Geflügel (20%), Rind (19%) und gemischte/unbekannte Fleischwaren (19%). Lediglich die drei Supermärkte Coop, Denner und Migros hatten Alternativprodukte oder Grillkäse in Aktion. Ein Blick zu unseren deutschsprachigen Nachbarn, zeigt, dass sowohl in Österreich (91%) wie auch in Deutschland (89%) Fleischprodukte auf einem ähnlichen hohen Niveau kommunikativ bevorzugt werden. Auffallend ist, dass in der Schweiz (7%) mehr Fleischersatzprodukte als in Deutschland (4%) beworben werden. Zudem überrascht Deutschland als Grill-Käse-Land mit 7 Prozent im Vergleich zur Schweiz mit 3 Prozent beworbener Grill-Produkte.

Alles andere als eine Beilage für die Umwelt
Ein Drittel der weltweiten Emissionen sind auf unsere Ernährung zurückzuführen. Ein Grossteil davon geht auf das Konto der Fleisch-, Milch- und Eierherstellung. Die Fleischproduktion trägt erheblich zur Freisetzung von klimaschädlichen Treibhausgasen und damit zur globalen Erwärmung bei. Die Produktion von Fleisch erfordert grosse Mengen an Ackerland, um Futtermittel für die Tiere anzubauen oder Weideflächen bereitzustellen. Die Umwandlung von Wäldern in landwirtschaftliche Flächen ist für Entwaldung und den Verlust der Artenvielfalt mitverantwortlich. Zudem produzieren Tierhaltungsbetriebe grosse Mengen an tierischem Abfall, der Gewässer verschmutzt. Der Anbau von Futtermitteln erfordert den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden, um hohe Erträge zu erzielen. Diese Chemikalien gelangen ins Grundwasser und schädigen die Umwelt langfristig.

Für die Konsument:innen: Viel mehr Rezepte als Werbung
Ein Blick auf die Rezept-Plattformen der Detailhändler zeigt interessanterweise ein anderes Bild. Wer sich auf die Suche nach Grill-Rezepten macht, wird mit einer grossen Fülle an Rezeptvorschlägen belohnt. Dabei ploppen fast die Hälfte aller Grillrezepte in der Kategorie «vegetarisch» auf. Zumindest bei ihren kulinarischen Empfehlungen kommunizieren die Detailhändler viel ausgewogener. Statt immer nur Steaks und Würstchen empfehlen wir Konsument:innen, mehr Gemüse wie Aubergine oder Maiskolben zu grillieren. Auch vegane oder vegetarische Grillalternativen können das Menü genüsslich erweitern.

Den WWF-Grill-Check sowie die Grafiken und Bilder dazu finden Sie hier: https://www.swisstransfer.com/d/a31e4b8e-30ae-4522-af6b-b2cc58e0f806

Hier finden Sie Audio-Dateien als Interview für Radio und Online zur freien Verwendung: https://www.swisstransfer.com/d/bbb63b1a-dc98-4e88-8cf4-4b7946443ce0

Kontakt: Christoph Kinsperger, Kommunikationsberater, WWF CH, christoph.kinsperger@wwf.ch, +41 (0)78 749 88 14

Zum «WWF-Grill-Check»
Der WWF Schweiz hat zu Beginn der Grillsaison 2023 Aktionsblätter und Werbung von sechs Detailhändlern (Coop, Migros, Lidl, Aldi, Denner und Volg) in ausgewählte Regionen der Schweiz in einem vierwöchigen Zeitraum (24.04.2023 – 21.05.2023) untersucht. In die Analyse aufgenommen wurden alle beworbenen und rabattierten Fleischprodukte, welche sich zum Grillieren eignen, für den Grill ausgewiesene Fisch- und Meeresfrüchteprodukte, vegane Ersatzprodukte für den Grill und Grillkäse. Insgesamt wurden 243 Grillprodukte, davon 201 Fleischprodukte, 18 Fisch & Meeresfrüchte, 16 vegane Ersatzprodukte und 8 Grillkäse, einbezogen. Die Analyse wurde während der gleichen Zeit in Österreich und Deutschland durchgeführt. Mehr zum Thema «Ernährung»: https://www.wwf.ch/de/unsere-ziele/vegan-vegetarisch-pflanzenbasiert