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Frisches veganes Gericht auf Holztisch

Vegan, vegetarisch, pflanzenbasiert

Wir essen, um zu leben – aber zu welchem Preis? Und wer bezahlt ihn? Fakt ist: Unsere Ernährung trägt wesentlich zur Klimakrise bei. Wir zeigen Ihnen, wieso Sie mit einer veganen oder pflanzenbasierten Ernährung das Klima schützen.

Immer extremere Temperaturen, Dürren, ausgelaugte Böden und ein fortschreitender Naturverlust – die Warnzeichen sind nicht zu übersehen, und die Fakten belegen es: Unser Konsum und die Art und Weise, wie wir uns ernähren, beanspruchen unseren Planeten stark. 
Für die Produktion, die Verarbeitung und die Aufbewahrung von Lebensmitteln brauchen wir die Ressourcen unseres Planeten. Wollen wir mit diesen schonend und nachhaltig umgehen und unser Klima schützen, müssen wir zwingend auch unsere Ernährung überdenken. Denn sie verursacht in der Schweiz im Schnitt 16 Prozent unseres CO2-Fussabdrucks – mehr schlagen nur unser Konsum von Gebrauchsgütern und unsere Mobilität zu Buche. Einen Grossteil davon verursachen tierische Lebensmittel: Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier. So werden in der Schweiz pro Person und Jahr 47 Kilogramm  Fleisch konsumiert, 189 Eier und 23 Kilo Käse. Der ökologische Fussabdruck einer ausgewogenen Ernährung kann bis zu 40 Prozent geringer sein als der durchschnittliche, tierproduktbasierte Ernährungsstil der Schweiz.

Kühe und das Klima

Nehmen wir doch unsere Schweizer Ernährung genauer unter die Lupe: Unser Fleisch- und Fischkonsum ist für mehr als ein Viertel der durch die Ernährung verursachten Klimabelastung verantwortlich. In Zahlen sind das pro Kopf und Jahr etwa 2,5 Tonnen CO2-eq – CO2-Äquivalente, mit denen man die Klimawirkung unterschiedlicher Gase ausdrückt und vergleicht. Das geht einerseits auf den Ausstoss von Methan zurück, welches Wiederkäuer wie Rinder, Schafe und Ziegen bei der Verdauung produzieren. Es ist pro Kilo etwa 30-mal klimaschädlicher als CO2. Andererseits wird bei der Lagerung und Ausbringung von Ausscheidungen als Dünger Lachgas produziert, welches sogar 300-mal schädlicher fürs Klima ist. Drei Viertel aller Treibhausgasemissionen stammen allein aus der Rindviehhaltung. Und während die Anzahl der nutztierhaltenden Landwirtinnen und Landwirte  in den letzten 20 Jahren kontinuierlich abgenommen hat, bleiben die Tierbestände nahezu stabil. So wurden in der Schweiz 2020 etwa 1,52 Millionen Rinder und 1,35 Millionen Schweine in immer weniger, aber dafür grösseren Betrieben gehalten. Wegen steigender Nachfrage ist die Zahl der Hühner auf 12.4 Millionen gestiegen.

Ein pflanzenbetonter Ernährungsstil entlastet die Umwelt und das Klima stark.

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Portrait Mariella Meyer

Die Schweiz verfügt über viele Wiesen und Weiden, die sich nicht für den Ackerbau eignen. Mit diesen Flächen würden wir Wiederkäuer ernähren. Kühe und Schweine würden wir mit Nebenströmen aus der Nahrungsmittelindustrie und Food Waste füttern und kein Tierfutter mehr anbauen. Dadurch würden 60 Prozent der Schweizer Ackerflächen frei und könnten für die direkte menschliche Ernährung genutzt werden – das ist deutlich effizienter. Für die standortangepasste Landwirtschaft in der Schweiz hiesse das, auf bis zu 70% der Fleisch- und bis zu 30% der Milchproduktion zu verzichten. Aber das lohnt sich: Bezieht man alle Faktoren mit ein, werden für die Produktion eines Kilos Schweizer Rindfleisch – gemäss FAO im Jahr 2017 – 12 bis 13 Kilo CO2-eq ausgestossen. Da schneidet beispielsweise die pflanzliche Protein-Alternative Linsen mit schlanken 0,7 Kilo CO2-eq drastisch besser ab. Das zeigt deutlich: Ein pflanzenbetonter Ernährungsstil entlastet die Umwelt und das Klima stark. Das gleiche gilt für Kuhmilch-Alternativen: Ein Liter Vollmilch belastet das Klima mit 1,63 kg CO2-Äquivalenten, während Pflanzendrinks unseren Fussabdruck um ein Drittel bis fast zur Hälfte verkleinern. So verursacht ein Liter Haferdrink nur 0,76 Kilo CO2. 

Fleischkonsum und die Abholzung des Regenwalds

Solange wir mehr Fleisch konsumieren, als unsere Naturwiesen und Ackerflächen für Kühe und Rinder, oder Lebensmittelabfälle und Nebenprodukte aus der Nahrungsmittelindustrie für Schweine und Geflügel hergeben, sind wir stark abhängig von zusätzlichen Futtermittelimporten aus dem Ausland. Dadurch trägt Schweizer Fleisch aktuell ebenfalls zur Zerstörung der Tropenwälder bei. Für den globalen Fleischkonsum werden insbesondere in Südamerika Wälder gerodet und Moorlandschaften trockengelegt. Um Weideflächen für Tiere zu schaffen, aber insbesondere auch, um Ackerflächen für Soja-Monokulturen zu gewinnen. Dabei werden Treibhausgase freigesetzt, die zuvor im Boden und in den Pflanzen eingelagert waren.

Die Futtermittelproduktion ist ein Ressourcen-Fresser: Insgesamt braucht die Landwirtschaft mehr als 30 Prozent der globalen Landoberfläche und 75 Prozent des weltweit verbrauchten Wassers. Das Verhältnis von Ertrag und Nutzen ist unausgewogen: Für ein Kilogramm Rindfleisch sind 5 bis 20 Kilogramm Futter nötig – und in der Summe zusätzlich ein Mehrfaches an Fläche, Wasser und Energie als für pflanzliche Produkte, die wir Menschen direkt, also ohne «Umweg» durch ein Tier, konsumieren. 

Soja und Regenwald-Abholzung. Wir legen die Fakten auf den Tisch.

Und was ist mit weiteren «tierischen Produkten»?

Fleischkonsum hat also einen grossen Einfluss auf die Erderhitzung. Aber auch andere tierische Produkte wie Fisch, Milch, Käse, Joghurt oder Eier heizen dem Klima ein. Zusammen mit den Fleischprodukten sind sie in der Schweiz für fast die Hälfte der ernährungsbedingten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Ja, auch Eier sind für das Klima eine Belastung. Problematisch ist auch hier insbesondere die Futtermittelproduktion: Legehennen werden in der Regel mit Getreide, Mais oder Soja gefüttert, das in grossen Mengen  importiert wird. Das sind alles Nahrungsmittel, die der Mensch direkt und ohne verlustreichen Umweg essen kann.

Fisch und das Klima

Auch Fisch essen ist klimarelevant. Zum einen, weil der meiste Fisch, der in unseren Supermärkten angeboten wird, von Übersee eingeflogen wird. Zudem problematisch: Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schätzt, dass 34 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände der Welt überfischt sind. Das bedroht das ökologische Gleichgewicht im Meer stark. Die Fischerei führt auch dazu, dass unzählige Fischernetze als Plastikmüll im Meer schwimmen und so zu Todesfallen für weitere Meeresbewohner werden. In solchen Geisternetzen und als ungewollter Beifang der industriellen Fischerei verenden pro Jahr Millionen Tonnen Meereslebewesen wie Wale, Delfine, Schildkröten und auch Seevögel.  

Welcher Ernährungsstil belastet das Klima am wenigsten?

Wie stark ein pflanzenbetonter Ernährungsstil die Umwelt und das Klima entlastet, zeigt die Grafik unten. Dort wird auch ersichtlich, dass der Transport der fertigen Nahrungsmittel eine eher nebensächliche Rolle spielt – solange sie nicht per Flugzeug transportiert wurden. Wichtiger ist, wie die Produkte hergestellt wurden.

Die Umstellung auf eine vegetarische Ernährung reduziert den Fussabdruck einer durchschnittlichen Schweizerin, eines durchschnittlichen Schweizers um 24 Prozent. Ernährt er oder sie sich vegan, sind es sogar 40 Prozent. Ausschliesslich regionale Produkte zu kaufen verbessert den Fussabdruck hingegen nur um etwa 4 Prozent. Mit der Umstellung von tierischer auf pflanzliche Ernährung lässt sich also der Ernährungsfussabdruck zehnmal wirksamer senken als mit der Umstellung von ausländischen auf Schweizer Produkte.

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Teller mit Pasta und Kürbis auf kariertem Tischtuch
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Frisches buntes Gemüse
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Teller mit veganen Tacos mit Kichererbsen auf rosa Tischplatte

Vegan, vegetarisch, planetenverträglich? Das empfiehlt der WWF

Die internationale WWF-Plattform «Planet Based Diets» zeigt, dass unsere Wahl von Lebensmitteln dazu beiträgt, einen gesunden Planeten und eine gesunde Ernährung für alle Menschen zu gewährleisten. Natürlich obliegt es jeder oder jedem Einzelnen, zu entscheiden, wie er oder sie sich ernähren möchte. Wenn wir jedoch das Klima in unsere Entscheidung mit einbeziehen möchten, müssen wir unsere Gewohnheiten in den Fokus nehmen. 

Unsere Proteinversorgung mehrheitlich über den Verzehr von Hülsenfrüchten (Bohnen, Linsen), Nüssen, Getreide und anderen pflanzlichen Quellen zu decken, wäre planetenkompatibel.

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Portrait Mariella Meyer

Klar ist: Eine möglichst pflanzenbasierte, vegetarische oder vegane Ernährung hat einen positiven Einfluss auf den Zustand unseres Planeten. Denn tierische Proteine sind im Schnitt für die Hälfte der ernährungsbedingten Umweltbelastungen verantwortlich. Ein vegetarisches Gericht belastet das Klima im Durchschnitt dreimal weniger als ein Gericht mit Fleisch, vegane Gerichte schneiden noch besser ab. Basis unserer Ernährung sollten also pflanzliche Proteine sein, tierische können wir massvoll zu unserem Speiseplan ergänzen. 

Eine planetenverträgliche Schweizer Diät beinhaltet maximal 14 Gramm rotes Fleisch statt der bisherigen 131 Gramm pro Tag – etwa ein grosses Schnitzel. Wer besonders klimafreundlich sein will, ernährt sich vegetarisch, also ohne Fleisch, und deckt seine oder ihre Proteinversorgung mehrheitlich durch Hülsenfrüchte wie Bohnen und Linsen, durch Nüsse, Getreide und Pseudogetreide. Je weniger wir uns von tierischen Proteinen ernähren, desto besser für das Klima, für unsere Umwelt und damit für unsere Lebensgrundlagen. Wer das Klima also noch stärker in den Fokus rückt, verzichtet auf alle tierischen Lebensmittel und lebt vegan. 

Eine Änderung unserer Ernährungsgewohnheiten bedeutet nicht nur einen Gewinn fürs Klima und die Artenvielfalt, sondern auch für unsere Versorgungssicherheit. Wenn wir mehr pflanzliche und weniger tierische Lebensmittel essen, können wir auf der verfügbaren landwirtschaftlichen Nutzfläche mehr Menschen ernähren. Für die Nutzung der Schweizer Landwirtschaftsflächen bedeutet das: Wir können im Grasland Schweiz auf eine graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion setzen, dürfen aber nicht mehr Wiederkäuer halten, als wir mit unseren Flächen ernähren können. Die Anzahl gehaltener Tiere sollte dabei dem Potenzial des jeweiligen Standortes entsprechen, wir würden Wiederkäuer mit dem Gras von nicht ackerfähigen Flächen (z.B. im Berggebiet) und Hühner und Schweine überwiegend mit den Resten aus der Lebensmittelproduktion füttern. Äcker nutzen wir stärker für die Produktion von Lebensmittel für uns Menschen statt für Tierfutter.

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Braune Schweizer Kuh
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Abholzung von Regenwald

Ja, aber....

«Für Soja wird ja auch Regenwald abgeholzt, Veganer sind also gar nicht besser»

Wir kennen Soja vor allem in Form von Tofu, Sojamilch oder Sojasauce. Das Soja derartiger Produkte für den Schweizer Markt kommt meistens aus Europa und nicht aus dem Regenwald. Demgegenüber steht aber die Produktion für den Nutztierbedarf: etwa 75 Prozent der weltweiten Sojaproduktion landet in den Futtertrögen von Nutztieren für die Produktion von Fleisch, Milch, Eiern oder in den Becken von Zuchtfischen. Dieses Soja wird in Brasilien, den USA und Argentinien angebaut, wo dafür grosse Flächen des Regenwaldes zerstört werden.  Würden wir alle Soja direkt konsumieren, statt es zuerst an Nutztiere zu verfüttern, wäre der Weltbedarf an Soja deutlich kleiner und somit auch die Rodung von Regenwaldflächen geringer.

«Die Schweiz ist doch ein Grasland – da macht der Fleischkonsum doch sogar Sinn! »

Ja, die Schweiz ist ein Grasland. Es macht Sinn, dieses zu nutzen und Wiederkäuer zu halten. Jedoch werden in der Schweiz längst nicht alle Wiederkäuer nur graslandbasiert gefüttert, sondern durch Futterimporte aus dem Ausland (ergänzend) ernährt. Aktuell halten wir zu viele Kühe, Rinder, Schweine und Hühner, für die wir jährlich 1,4 Millionen Tonnen Futtermittel importieren. Ausserdem nehmen wachsende Geflügelbestände in Berggebieten Flächen in Anspruch – Tiere, die wie Schweine in direkter Nahrungsmittelkonkurrenz mit dem Menschen stehen, also gefüttert werden mit Lebensmitteln, die wir auch direkt selbst und viel effizienter konsumieren könnten.

«Bio-Landwirtschaft verbraucht mehr Landfläche, deshalb doch lieber günstiges Fleisch aus Stallhaltung?»

Eine Landwirtschaft, die standortangepasst ist und eine betriebseigene Fütterung gewährleisten kann, nimmt mehr Platz in Anspruch. Jedoch fördern Bio-Lebensmittel die Artenvielfalt und schützen das Wasser, da biologisch bewirtschaftete Flächen nicht mit synthetischen Pestiziden behandelt werden. Die naturnahe Produktion ist also ressourcenschonend, fördert die langfristige Bodenfruchtbarkeit und schützt die natürliche Artenvielfalt. Welche Lebensmittel-Labels besonders zu empfehlen sind, zeigt der WWF-Label-Ratgeber (www.wwf.ch/labels).

«Sich individuell vegan ernähren, das bringt doch eh nichts»

Ein vegetarisches Gericht belastet das Klima im Durchschnitt dreimal weniger als ein Gericht mit Fleisch. Vegane Gerichte sind noch klimafreundlicher. Jedes Gericht macht also einen Unterschied! Dass man als Einzelner als Teil einer Masse etwas bewirkt, zeigt der Schweizer Milchkonsum: Während im Jahr 2000 durchschnittlich 89 Liter Milch pro Jahr konsumiert wurden, waren es 2020 nur noch 51 Liter pro Kopf. Für die Umwelt ist dies ein Gewinn, sofern wir die Kuhmilch nicht als Käse, Butter oder Joghurt aufnehmen. Pflanzliche Drinks, etwa in Müesli und Heissgetränken, haben einen deutlich geringeren Klimafussabdruck, sie verkleinern unseren Fussabdruck um ein Drittel bis fast zur Hälfte. Und mittlerweile gibt es immer mehr vielseitige und oft kalziumreiche Alternativen für jeden Geschmack, die das Klima schonen.

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Frau mit Einkaufstasche im Supermarkt bei der Gemüsetheke

Und jetzt wir!

Wir können unseren Ernährungsfussabdruck deutlich senken, indem wir mehr pflanzliche Lebensmittel essen. Warum also nicht mal probieren, einzelne Produkte durch vegane Alternativen zu ersetzen? Oder zur Abwechslung vegane Menüs ausprobieren? Zum Beispiel unser Rezept für veganen Heringsalat. Oder lieber etwas Süsses? Hier gehts zum Rezept der veganen Schwarzwäldertorte. Wer pflanzlich einkaufen möchte, sollte sich bewusst sein, dass «pflanzenbasiert», «vegetarisch» oder «vegan» noch keine geschützten Begriffe sind. Ausgewählte Gütesiegel wie das V-Label oder die Veganblume unterliegen aber strengen Kontrollen.

Was Sie sonst noch tun können

Finden Sie mit unserem Footprint-Rechner heraus, wie gross Ihr ökologischer Fussabdruck ist und wie Sie ihn senken können. Als WWF-Mitglied unterstützen Sie unsere Arbeit, sodass wir uns für klimafreundliche Rahmenbedingungen und eine umweltschonende Landwirtschaft starkmachen können.

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Sonne geht hinter der Erde unter

Footprint-Rechner

Ermitteln Sie Ihren ökologischen Fussabdruck und lassen Sie sich von individuellen Tipps inspirieren.

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Panda liegt auf Baum

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