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Bartgeier in den Schweizer Alpen

Die Rückkehr des Bartgeiers

Der Bartgeier kreist wieder über den Alpengipfeln – dank gezieltem Naturschutz und Menschen, die sich mit viel Herzblut für ihn einsetzen. Einst Opfer von Irrtum und Aberglauben, steht der eindrucksvolle Himmelsegler heute sinnbildlich für gelungenen Artenschutz. Ein Comeback, das Mut macht.

Eine echte Erfolgsgeschichte

Dank des Wiederansiedlungsprojekts konnten bereits

Junggeier ausgewildert werden (Stand 2024). Der aktuelle Alpenbestand wird auf 300 bis 400 Tiere geschätzt.

Wahrlich imposant. Mit einer Spannweite von bis zu drei Metern  ist der Bartgeier der grösste Vogel der Alpen. Und wer Glück – und gute Augen – hat, kann ihn heute wieder majestätisch über den Gipfeln kreisen sehen.

Lange Zeit war das undenkbar. Gefürchtet und erbarmungslos verfolgt, war er Anfang des 20. Jahrhunderts in den Alpen ausgerottet.  Doch in den 1970er-Jahren startete der WWF gemeinsam mit seinen Partnern ein internationales Wiederansiedlungsprojekt, um diesen beeindruckenden Vogel zurückzubringen. Mit Erfolg. Seitdem begleiten wir die Stiftung Pro Bartgeier – finanziell, strategisch und  mit unermüdlichem Einsatz.chung und Öffentlichkeitsarbeit.

Wie Vorurteile eine Art auslöschten

Ein blutrünstiger Lämmerjäger, ein fliegender Kinderräuber – so sah man den Bartgeier noch im 19. Jahrhundert. Sein Ruf war düster, die Angst in den Alpentälern gross. Dermassen verschrien, wurde er systematisch gejagt: mit Jagdprämien, Giftködern und immer präziseren Gewehren. Auch schrumpfende Wildbestände taten ihr Übriges. 1913 wurde  der letzte Bartgeier der Alpen im Aostatal erschossen.

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Bearded Vulture Alps Flying before Cliff

Typischerweise kreist der Segelflieger in weiten Bögen am Himmel, getragen von warmen Aufwinden. Seine scharfen Augen spähen dabei nicht nach Beute – oder gar Kindern –, sondern nach Aas. Genauer gesagt nach den Knochen, die andere Aasfresser übriggelassen haben.

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Nahaufnahme eines fliegenden Bartgeiers

Doch das wusste man damals nicht. Sein starrer Blick, seine gewaltige Spannweite , seine Präsenz in der Nähe toter Nutztiere: All das machte ihn zur Zielscheibe. Ein tragischer Irrtum – mit fatalen Folgen.

Zurück am Himmel: Die Wiederansiedlung

Heute wissen wir: Der Bartgeier ist nicht nur harmlos, er spielt eine Schlüsselrolle im Kreislauf der Natur. Als spezialisierter Knochenfresser räumt er auf, wo andere Tiere verenden – und hilft so, die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Fliegendes Putzpersonal der Berge.

Als in  den 1970er-Jahren Steinböcke, Gämsen und Rotwild in die Alpen zurückkehrten, wurde klar: Auch der «Knochen-Recycler» soll wieder heimgeholt werden. 1978 trafen sich Fachleute aus fünf Alpenländern und gründeten das internationale Wiederansiedlungsprojekt.

Die Idee: Junge Bartgeier werden direkt im Alpenraum ausgewildert, damit sie ihren zukünftigen Lebensraum von der Wiege aus kennenlernen. Dafür werden aufgezogene Jungtiere in abgeschiedenen Felsnischen ausgesetzt, kurz bevor sie fliegen lernen. Zwei Monate lang werden sie gefüttert und beobachtet – ohne Kontakt zu Menschen. Dann heben sie ab. Beeindruckend: Bis zu 96 Prozent schaffen es.

1986 wagten die ersten Junggeier im österreichischen Nationalpark Hohe Tauern den Sprung in die Freiheit. 1991 folgte die Schweiz. Seitdem finden regelmässig neue Auswilderungen statt. 2026 soll im Kanton Obwalden eine nächste Freilassungsserie starten. Ziel ist es, durch «frisches Blut» die noch sehr geringe genetische Vielfalt zu erhöhen und damit Inzucht zu vermeiden.

Nach der Aussetzung ist vor der Überwachung

«Wir haben eine Verantwortung dafür, dass die Tiere gute Lebensbedingungen haben.»

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Portrait Daniel Hegglin, Geschäftsführer Stiftung Pro Bartgeier

Das Projekt ist mit der Freilassung am Fels allerdings noch nicht abgeschlossen. Denn jetzt übernimmt die Stiftung Pro Bartgeier die Überwachung der jungen  Vögel. Sie werden mit Markierungen oder sogar kleinen Satellitensendern versehen. So lässt sich überprüfen, wo die Tiere unterwegs sind und wo sie brüten. Die Forschenden sammeln damit Daten über die täglich bis zu mehrere hundert Kilometer langen Flugrouten der Tiere. Diese Erkenntnisse helfen, die noch fragile Population der grossen Flugvögel zu unterstützen.

Helfen Sie mit

Die Zahl der Bartgeier wächst – doch ihr Lebensraum schwindet. Helfen Sie mit, die Alpen zu bewahren: Mit Ihrer Spende oder als Alpen-Patin oder -Pate schützen Sie nicht nur den Bartgeier, sondern viele bedrohte Arten.

Ihre Unterstützung macht weitere Erfolgsgeschichten möglich!

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Bergwiese in den Alpen

Alpen schützen

Mit Ihrer Spende schützen wir die Alpen und ihre Lebensräume, damit die Natur durch die menschliche Nutzung nicht verarmt.

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Alpenpanorama

Alpen-Patenschaft

Als Pate unterstützen Sie den WWF langfristig dabei, die Artenvielfalt im eindrücklichen Alpenraum zu erhalten.