©
©
Quinoa

Umweltverträgliche Landwirtschaft

Die Art, wie wir Landwirtschaft betreiben, hat einen grossen Einfluss auf die Natur und die Artenvielfalt. Der WWF Schweiz setzt sich deshalb für eine Landwirtschaft ein, die gesunde, saisonale und umweltverträgliche Produkte produziert.

Für eine Vielfalt an Lebewesen

So wie die Landwirtschaft auf fruchtbare Böden, sauberes Wasser und Insekten angewiesen ist, hängt das Überleben vieler Tier- und Pflanzenarten davon ab, dass wir rücksichtsvoll mit unserem Landwirtschaftsland umgehen. Biodiversität und Landwirtschaft sind also eng miteinander verknüpft. Die zu intensive und nicht nachhaltige Nutzung der Natur hat bereits heute spürbare Konsequenzen: Der Rückgang der Insekten ist dramatisch. Davon betroffen sind Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge und viele weitere. Das hat direkte Auswirkungen auf den Menschen: Denn Insekten sind nicht nur für unser Essen wichtig, sie bestäuben auch Obst und Gemüse und halten Schädlinge im Zaum. Das Verschwinden der Insekten gefährdet also unsere Lebensgrundlagen sehr direkt. Aber nicht nur Insekten, sondern auch viele Vogelarten, vor allem Feld- und Wiesenvögel wie die Feldlerche, sind zunehmend bedroht.

Die Landwirtschaft spielt beim Schutz all dieser Arten eine wichtige Rolle. Wir müssen ein gesundes Landwirtschaftssystem schaffen, das unser Wasser sauber und unsere Böden fruchtbar hält und in dem eine grosse Vielfalt an Lebewesen ihren Platz hat. Erreichen können wir dies mit mehr Sortenvielfalt der Kulturpflanzen, mit vielen Kleinstrukturen wie Hecken und Wildblumenstreifen auf den Landwirtschaftsflächen, und indem wir zum Düngen und Füttern nur nutzen, was wir auch in der Schweiz produzieren können. Dafür setzt sich der WWF Schweiz ein.

Erträge, ohne die Lebensgrundlage zu zerstören

Wie lassen sich langfristig gute Erträge erzielen, ohne die Lebensgrundlage zu zerstören? Eine Lösung ist die sogenannte standortangepasste Landwirtschaft. Das bedeutet, dass man für die Produktion einerseits lokale Standortbedingungen wie den Vegetationstyp, die Bodeneigenschaften und die Niederschlagshäufigkeit berücksichtigt und optimal nutzt. Denn nicht jede Produktionsart ist für jeden Standort gleich geeignet. So kann es beispielsweise auf Wiesen und Weiden, die nicht für den Ackerbau genutzt werden können, sinnvoll und produktiver sein, Kühe zu halten, als auf fruchtbarem Ackerboden im Mittelland. Dort können im Gegenzug proteinreiche Pflanzen und Gemüsesorten angebaut werden. Und für regenreichen Regionen sind andere Kulturen geeignet als für trockene und heisse Standorte. Diese Art der Landwirtschaft passt sich an die Bedingungen vor Ort an und verhindert so, dass die lokale Umwelt belastet wird.

Landwirtschaft ohne Gift

Die Sorten, die wir heute überwiegend anbauen, sind auf Ertrag gezüchtet und nicht auf natürliche Resistenz. Sie sind anfällig für Krankheiten und Schädlingsbefall. Mit dem Einsatz einer grossen Menge an Pestiziden werden die grossen Erträge gesichert. Diese Pestizide gelangen in Böden und Gewässer, wo sie jahrelang bleiben und sich anreichern. Das schädigt zahlreiche Lebewesen wie Frösche, Fische, Insekten und Vögel. Die Biomasse der Insekten beispielsweise nahm innert 26 Jahre um 75 Prozent ab.

So gerät die Umwelt aus dem Gleichgewicht, was wiederum die Produktivität unserer Landwirtschaft beeinträchtigt. Darüber hinaus gefährden die Pestizid-Rückstände im Trinkwasser und in der Lebensmittelkette auch ganz direkt unsere Gesundheit. Das muss aber nicht so sein: Wir können bewusst widerstandsfähigere Sorten anbauen. Auch eine grössere Sortenvielfalt unterstützt die natürliche Widerstandsfähigkeit der Pflanzen vor Krankheiten und Schädlingen. Darüber hinaus schützt eine hohe Biodiversität die angebauten Sorten: In einem ausgeglichenen Ökosystem können Schädlinge nicht die Überhand gewinnen.

©
Hummel auf Gartenpflanze
©
Schmetterling (Lycaenidae)

Immer weniger Bienen und Schmetterlinge: Die Biomasse der Insekten nahm innert 26 Jahre um 75 Prozent ab.

Ein grosser Beitrag zum Klimaschutz

Die Landwirtschaft kann einen grossen Beitrag zum Schutz des Klimas und zur Senkung des CO2-Ausstosses leisten. Zum Beispiel, indem sie der steigenden Nachfrage nach pflanzenbasierten Proteinen entgegenkommt und vermehrt Linsen, Hafer, Hirse und andere proteinhaltige Pflanzen anbaut. Würden wir unsere Äcker für Pflanzen nutzen, die wir Menschen direkt verzehren können, anstatt dort Futter für Tiere anzubauen, wäre das nicht nur klimaschonend und gesund. Nein, wir könnten auch den Selbstversorgungsgrad der Schweiz auf bis zu 80 Prozent steigern.

Doch einen grossen Einfluss auf das Klima hat nicht nur, was angebaut wird, sondern auch wie etwas angebaut wird. Eine schonende Bodenbearbeitung, wie sie in der sogenannten regenerativen Landwirtschaft praktiziert wird, fördert den Humusaufbau. So bleibt CO2 im Boden gebunden. Auch mit anderen Bewirtschaftungssystemen kann viel CO2 gespeichert werden. Eine Möglichkeit ist die Agroforstwirtschaft, wo Bäume und Sträucher mit Ackerkulturen kombiniert werden. Nicht zuletzt gilt es auch die Produktionskreisläufe zu schliessen: Zurzeit importieren wir eine grosse Menge Futter, um unsere vielen Nutztiere versorgen zu können. Die Futtermittel werden über weite Strecken transportiert, wodurch klimaschädliche CO2-Emissionen freigesetzt werden. Aber auch die hohe Zahl an Nutztieren in der Schweiz an sich wirkt sich negativ aufs Klima aus. Dem Klima wäre geholfen, wenn nur so viele Tiere gehalten würden, wie mit dem in der Schweiz produzierten Futter ernährt werden können. Also: Schweizer Gras statt Importfutter für unsere Kühe.

Die Landwirtschaft selber kann also mit vielen Massnahmen dazu beitragen, dass die Pariser Klimaziele erreicht werden können.

Die richtige Menge Dünger – ein Balanceakt

Mist und Gülle, aber auch Kompost, sind wertvolle organische Dünger. Sie liefern Nährstoffe und sind wichtig für die Bodenfruchtbarkeit und die Humusbildung. Hofdünger kann der Artenvielfalt aber auch schaden, wenn es zu viel davon gibt. Das ist im Moment der Fall. Durch die Futtermittel-Importe können wir in der Schweiz mehr Nutztiere halten, als es mit dem hierzulande verfügbaren Futter möglich wäre. Als Folge davon gibt es mehr Mist und Gülle, als die Umwelt verträgt. Diese Hofdünger weisen einen hohen Stickstoff-Anteil auf, der in die Luft entweicht und mit dem Wind weitergetragen wird. So wird nicht nur Ackerland gedüngt, sondern auch umliegende Gebiete überdüngt. Gerade wenn es sich um artenreiche Trockenwiesen und Feuchtgebiete handelt, sind die Auswirkungen enorm: Stickstoffliebende Gewächse wie Löwenzahn verdrängen Pflanzenarten, die nährstoffarme Böden bevorzugen. Diese wiederum fehlen dann als Futter für Insekten oder Vögel: Die Nahrungskette kommt aus dem Gleichgewicht.

Weniger Nutztiere zu halten, lohnt sich also aus mehreren Gründen: Wir verringern die Menge an Hofdünger und die Treibhausgas-Emissionen, und wir gewinnen mehr fruchtbare Ackerböden für den Anbau von pflanzlichen Produkten für die direkte menschliche Ernährung.

©
Kuh in Freilaufstall

Weniger Nutztiere zu halten, lohnt sich aus mehreren Gründen.

Wie wir vorgehen

Der WWF Schweiz setzt sich für eine umweltverträgliche Landwirtschaft ein. Wir beteiligen uns an politischen Prozessen und setzen uns auf rechtlichem Weg dafür ein, dass das Zulassungssystem von Pestiziden transparenter wird. Aber auch kantonal sind wir aktiv, zum Beispiel mit Projekten zur Verbesserung der ökologischen Vernetzung und Aufwertung von Lebensräumen.

©
Bundeshaus Bern

Politische Arbeit

In der Politik setzen wir uns für Rahmenbedingungen zugunsten einer umweltverträglichen Landwirtschaft ein. Ziel muss es sein, die Umwelt und damit letztlich auch die Ernährung langfristig zu schützen. Unsere Experten beraten Politikerinnen und Politiker und auch Bürgerinnen und Bürger. Wir sind auf Gemeinde- und Kantonsebene aktiv, aber auch in der nationalen und internationalen Politik.

©
Biene auf einer Blüte

Verbandbeschwerderecht Pestizide

Seit 2018 hat der WWF Schweiz zusammen mit anderen Umweltschutzorganisationen im Rahmen des Verbandsbeschwerderechts das Recht, bei der Zulassung und Überprüfung von Pflanzenschutzmitteln Einsprache zu erheben. Als Vertreter der Umwelt setzen wir uns dafür ein, dass Pflanzenschutzmittel, die sich stark negativ auf die Umwelt auswirken, nicht zugelassen werden. Aber auch das Verfahren an sich weist grundlegende Mängel auf. Der WWF fordert unter anderem: erstens eine unabhängige Zulassungsstelle; zweitens, dass das Risiko von Pestizid-Mischungen besser analysiert wird; und drittens, dass bei den Risikoanalysen die Auswirkungen auf alle Arten, insbesondere auch Amphibien, berücksichtigt werden.

«Natur verbindet»

Im Rahmen dieses schweizweit erfolgreichen Projekts kooperiert der WWF mit land- und forstwirtschaftlichen Betrieben, um dem Rückgang der Biodiversität zu entgegenzuwirken. «Natur verbindet» stärkt einerseits die Verbindung zwischen Mensch und Natur und unterstützt gleichzeitig lokale Bewirtschafter:innen bei der Umsetzung von ökologischen Massnahmen direkt auf ihren Betrieben. Mit der Hilfe von Freiwilligen aus dem WWF-Netzwerk schaffen wir gemeinsam mit den Landwirt:innen Lebensräume und Korridore für Wildtiere. Vor Ort leben wir die Zusammenarbeit über institutionelle Grenzen hinaus, bauen Vertrauen auf und tauschen Know-How aus. Davon profitieren alle Beteiligten.

Agrarpolitik 22+: eine verspielte Chance

Klar ist: Die ökologische Leistung der Schweizer Landwirtschaft ist schlecht. Keines der 13 Umweltziele des Bundes wurde bisher erreicht, obwohl einige seit mehr als 20 Jahren existieren. Die weltweite Biodiversitätskrise, die in der Schweiz besonders ausgeprägt ist, erfordert rasches Handeln und ein Umdenken in der Landwirtschaftspolitik. Die neue Agrarpolitik des Bundes (AP 22+) hätte die Weichen gestellt für die Landwirtschaft der Zukunft. Leider wurde unter dem Druck der Agrarlobby die gesamte Beratung der neuen Agrarpolitik 22+ im März 2021 definitiv sistiert. Damit entscheidet sich eine Mehrheit im Parlament für Stillstand statt Wandel in der Landwirtschaft.

Die Kosten für diese Vogel-Strauss-Politik tragen die Umwelt und die kommenden Generationen. Der WWF engagiert sich weiterhin aktiv für eine Abkehr von der pestizid- und kraftfutterbasierten Landwirtschaft.

Was Sie tun können

Bio-Produkte, viel Gemüse und Früchte kaufen und geniessen, wenig verschwenden: So unterstützen Sie eine nachhaltige Landwirtschaft.

Was Sie sonst noch tun können

Unsere Stimme in der Politik erhält dank unserer Mitglieder Gewicht. Unterstützen Sie unsere Arbeit für eine umweltverträgliche Landwirtschaft heute mit einer Mitgliedschaft. Unsere Ratgeber helfen Ihnen zudem, beim Einkaufen die Umwelt mitzuberücksichtigen.

©
Panda liegt auf Baum

Mitglied werden

Als WWF-Mitglied sind Sie Teil unseres grossen Netzwerks: Über 5 Millionen Menschen rund um den Globus unterstützen unsere Projekte.

©
Farbenfrohe Früchte und Gemüse

Ratgeber

In unseren Ratgebern erhalten Sie hilfreiche Tipps zu Lebensmitteln, Souvenirs und vielen weiteren Bereichen.