
Letzte Reise auf sanften Wellen
Es ist eine besondere Aufgabe, die Ulrike Gminder beim WWF Schweiz ausübt: Sie berät und begleitet Menschen, die ihren Nachlass selbstbestimmt regeln und den WWF in ihrem Testament berücksichtigen wollen. Eine anspruchsvolle und mitunter auch berührende Arbeit.
Dieser Artikel erschien im WWF-Magazin 6/2025. Ein exklusives Angebot für WWF-Mitglieder: Hier finden Sie Reportagen über die WWF-Projektarbeit vor Ort, Interviews mit Experten, Tipps für ein umweltbewusstes Verhalten im Alltag und Hintergrundwissen aus der Tier- und Pflanzenwelt.
Ein Artikel von Stefan Inderbitzin.
«Ich lerne die unterschiedlichsten Menschen kennen, die mir oft ihre ganze Lebensgeschichte erzählen», sagt Gminder. Nicht selten werden aus solchen Bekanntschaften langjährige Beziehungen, die manchmal über den Tod hinauswirken: So wie bei Isabel Frei (richtiger Name der Redaktion bekannt), die Gminder regelmässig besuchte und deren Seebestattung sie am Schluss organisierte.
Abschied auf dem See
Der Abschied von der Verstorbenen fand im kleinen Kreis auf einem See unter wolkenverhangenem Himmel statt. Nicht dabei waren Angehörige, denn solche gab es im Leben von Isabel Frei nicht mehr. Sie lebte selbständig und zurückgezogen im eigenen Haus. Nach dem Tod ihrer geliebten Katze fand sie Gefallen am Garten und an den Wildtieren, die vorbeischauten. Und sie freute sich über jeden Anruf oder Besuch von Ulrike Gminder und Geschichten aus den WWF-Projekten. Der Schutz der Gewässer war ihr besonders wichtig. Davon zeugen auch die gläsernen Fischskulpturen, die sie dem WWF schenkte. Die beiden Frauen sprachen bei Kaffee und Kuchen über Gott und die Welt und auch über Politik, für die sich Frei bis zuletzt interessierte.
Ihr einsamer Tod steht im seltsamen Kontrast zu ihrem Leben, das alles andere als ruhig verlief: Als Au-pair war sie in europäischen Grossstädten, bevor sie in ihrer Heimat Jura studierte. Schon im ersten Semester verliebte sie sich in einen jungen Mann, den sie noch während ihres Studiums heiratete. Kinder blieben dem Paar versagt, Jahre später folgte die Scheidung. Die neue Lebensphase meisterte sie selbstbestimmt und alleinstehend. Neue Freundinnen, Reisen und Sprachkurse hielten ihren Geist jung. Eine grosse Stütze war für Isabel Frei lange Zeit ihre Mutter. Als diese im hohen Alter starb, wollte sie ihrem Leben einen neuen Sinn verleihen. Sie hatte sich schon immer für den Umweltschutz interessiert und wollte sich nun stärker dafür einsetzen. In dieser Zeit begann ihr Austausch mit dem WWF. Diese Leidenschaft für die Natur drückt sich nach ihrem Tod auch im Testament aus: Sie schenkte dem WWF als Alleinerbe ihr ganzes Vermögen mitsamt dem Haus.


Der Gewässerschutz lag Isabel Frei besonders am Herzen
Für WWF-Wasserprojekte
Der Erlös aus dieser Erbschaft fliesst in WWF-Wasserprojekte, die der Verstorbenen am Herzen lagen. Es ist also kein Zufall, dass sie bei einer amtlich bewilligten Seebestattung ihre Ruhe gefunden hat. Ulrike Gminder übergab ihre Asche mit Rosenblättern den Wellen, verbunden mit einem Abschiedsgruss an eine aussergewöhnliche Frau: «Möge sie auf ihrer letzten Reise von den sanften Wellen des Sees getragen werden. In unseren Herzen und unserer Arbeit wird sie weiterleben, wie der Wind, der über den See streicht.
Ein Testament für die Natur
Haben Sie sich schon mit dem Gedanken befasst, wem Sie etwas vererben möchten? Vielleicht möchten Sie nebst Ihren Angehörigen auch Freunden oder einer gemeinnützigen Organisation etwas vermachen? Damit Ihr letzter Wille umgesetzt werden kann, braucht es ein Testament. Mit einem Testament sorgen Sie für die Zukunft vor, regeln Ihre Hinterlassenschaft und legen Ihre persönlichen Wünsche rechtsgültig fest. Gemeinsam mit uns können Sie unseren Planeten für kommende Generationen erhalten – mit Ihrem Testament.