Auswilderung junger Bartgeier
Bartgeier erobern die Alpen zurück. Das internationale Projekt des WWF und Partnern zur Wiederansiedlung der faszinierenden Vögel ist eine Erfolgsgeschichte. Mit insgesamt 138 ausgeflogenen Junggeiern seit der ersten erfolgreichen Brut im Jahr 2007 ist die Schweiz Spitzenreiterin unter den Alpenländern.
Gemeinsam für den Bartgeier
Der Bartgeier war lange Zeit als gefährlicher Vogel verrufen, der gar Lämmer jagen soll. Deshalb wurde er intensiv verfolgt, bis er anfangs des 20. Jahrhunderts gänzlich aus den Alpen verschwand. Der WWF will den grössten Vogel Europas wieder zurück in die Alpen bringen: Er lancierte 1978 gemeinsam mit weiteren Partnern das internationale Projekt zur Wiederansiedelung des Bartgeiers in den Alpen. Seither unterstützen wir die Schweizer Stiftung Pro Bartgeier finanziell und strategisch. Das Projekt besteht aus den Bereichen Zucht, Freilassung, Überwachung und Öffentlichkeitsarbeit.
Die Bartgeier fliegen wieder
Inzwischen leben wieder über 220 Bartgeier in den alpinen Gebieten der Schweiz, von Österreich, Italien und Frankreich. Viele der wildlebenden Greifvögel haben bereits erfolgreich gebrütet. Heute zählen wir pro Jahr 15 bis 20 Freiland-Geburten. Das ist positiv, doch es sind noch weitere Auswilderungen nötig, zum Beispiel um die Gefahr von Inzucht zu vermeiden.
Erfolgreiche Auswilderungsmethode
Auswilderungen in den Alpen
Im Alpenraum (Schweiz, Frankreich, Italien und Österreich) wurden bereits 243 Jungtiere ausgewildert. Davon 53 in der Schweiz (Stand August 2022).
Die Bartgeier werden ausgesetzt, wenn sie noch ganz jung sind, kurz bevor sie mit dem Fliegen beginnen. Diese Phase ist sehr wichtig für die Jungtiere, denn sie lernen in dieser Zeit viel Neues. Zwei oder drei Jungtiere werden zusammen in eine Felsnische gesetzt. Dort betreuen Fachleute die Bartgeier-Jungen, bis sie nach zwei Monaten flügge werden. Sie werden in dieser Zeit gefüttert und sorgfältig überwacht. Die jungen Bartgeier werden im Alpenraum ausgewildert, damit sie sich in ihrem zukünftigen Lebensraum zurechtfinden. In der Schweiz hat die Stiftung Pro Bartgeier letztmals 2021 auf der Melchsee-Frutt zwei Jungvögel ausgewildert, weitere Auswilderungen sind 2023 geplant.
Um den Genpool der fortpflanzungsfähigen Tiere in einem guten Gleichgewicht zu halten, werden Wiederansiedlungen von Jungtieren aus Zoos und Zuchtzentren aus verschiedenen Ländern fortgesetzt. In der Schweiz befindet sich ein Zuchtzentrum im Natur- und Tierpark Goldau.
Das Verhalten der Vögel erforschen
«Wir haben eine Verantwortung dafür, dass die Tiere gute Lebensbedingungen haben.»
Das Projekt ist mit der Freilassung am Fels aber noch nicht abgeschlossen. Die Tiere werden auch danach weiterhin regelmässig überwacht. Die Tiere erhalten an den Federn oder Füssen eine Markierung, einige von ihnen sind zudem mit einem kleinen Satellitensender ausgestattet. So kann die Stiftung Pro Bartgeier überprüfen, wo die Tiere unterwegs sind und wo sie brüten. Die Wissenschaftler sammeln damit Daten über die täglich bis zu 700 Kilometer langen Flugrouten der Tiere. Diese Erkenntnisse helfen, die noch fragile Population der grossen Flugvögel zu unterstützen.
Was Sie tun können
Helfen Sie uns, gute Bedingungen für die Bartgeier zu schaffen. Als Alpen-Patin oder -Pate unterstützen Sie unsere Arbeit für den Lebensraum der Bartgeier. Oder gestalten Sie Ihren Alltag noch umweltbewusster, damit auch der Lebensraum weiterer Tiere davon profitieren kann. Berechnen Sie dazu Ihren persönlichen ökologischen Fussabdruck und erfahren Sie, in welchen Lebensbereichen Sie noch ökologischer werden können.